• Herzlich Willkommen!

    Nach der Schließung von inDiablo.de wurden die Inhalte und eure Accounts in dieses Forum konvertiert. Ihr könnt euch hier mit eurem alten Account weiterhin einloggen, müsst euch dafür allerdings über die "Passwort vergessen" Funktion ein neues Passwort setzen lassen.

    Solltet ihr keinen Zugriff mehr auf die mit eurem Account verknüpfte Emailadresse haben, so könnt ihr euch unter Angabe eures Accountnamens, eurer alten Emailadresse sowie eurer gewünschten neuen Emailadresse an einen Administrator wenden.

[Story] Adversitas mortalis

Mal wieder ein Kapitel...ich hau mal die tags rein...wenn ich dabei net wegpenn...
 
[COLOR=841818]Der Gestaltwandler [/COLOR]


   „Es ist Zeit für die nächste Lektion!“
Amaion stand auf und straffte sich, doch die spuren der Müdigkeit konnte er nicht vollends aus seinem Gesicht verbannen.
Morwen blickte ihn ebenfalls aus Müden Augen an und nickte nur.
Auch schienen ihre Schritte müde, als sie Amaion die Treppe hinauf folgte, aber vielleicht war dies auch nur Täuschung.

Amaion schloss die Tür hinter ihr, dann lächelte er.
   „Ich weiß du bist erschöpft, doch so mehr du deine Fähigkeiten einzusetzen lernst, desto mehr sendest du auch. Da ich nicht immer da sein werde um dich abzuschirmen musst du lernen dies selbst zu tun.“
Morwen blickte ihn nur ungläubig an und setze sich.
   „Es ist sehr wichtig, dass du dich abschirmen kannst. Wenn du dies beherrscht kannst du gezielt Dinge auswählen und andere sie lesen lassen, so dass ausgewählte Informationen weiter gegeben werden können. So ist es möglich andere zu manipulieren.“
Morwen runzelte die Stirn
   „Wie…?“
   „Jeder muss seinen eigenen Weg finden seinen Geist zu verschließen“
Amaion ließ sich, der jungen Assasine gegenüber, auf seinem Bett nieder.
   „Ich weiß aber nicht wie…oder…“
Sie schloss ihre Augen und stellte sich eine Tür vor – und diese Tür zog sie zu.
Der Necromancer lachte:
   „Gute Idee, es ist noch lange nicht das was zum Beispiel meinen Geist schützt, doch es ist ein guter Anfang. Ich bin stolz eine so gute Schülerin zu haben. Versuche deine Abschirmung zu verfeinern, baue ein Labyrinth in deinem Geist auf.“
   „Ich werde es versuchen,…ich bin so müde…“
Und damit lehnte sich die junge Frau zurück, einige Minuten saß sie einfach, mit geschlossenen Augen, da.
Amaion ließ sie, er selbst spürte ja die fehlende Ruhe der Nacht.
   „Wann wird es vorbei sein?“
Morwens Stimme war so leise gewesen, dass sich Amaion fragte ob sie es wirklich gesagt hatte.
   „Ich weiß es nicht – ich hoffe, bald“
Und wieder verfielen beide ins schweigen – bis Morwen irgendwann aufstand und sich zur Tür wandte, Amaion folgte ihr. Die kurze Zeit der Ruhe hatte gereicht um Kräfte zu sammeln.

Der Junge stieß die Tavernentür auf und schlüpfte hinein.
Neugierig wanderte sein Blick über die anwesenden, sie alle saßen an einem Tisch im hinteren Bereich des Raumes.
Ein Hünenhafter Mann, sicher ein Druide, hatte seinen Arm um eine kleine Assasiene gelegt.
Seine Ausstrahlung war voller Wärme, Offenheit und Liebe, doch trotzdem war dort auch Unsicherheit. Die kleine Assasiene schien voller Lebensfreude, sie war sicher ein Mensch der gerne mit anderen Menschen lachte.
Und der Necromancer der ihnen gegenüber saß – wahrscheinlich ein ruhiger nachdenklicher Mensch, doch so wirklich konnte er dies nicht sagen.
Erst jetzt fiel sein Blick auf das Mädchen, vor Überraschung nahm er die Gestalt eines Jungen in ihrem Alter, an. Sie hatte sich so geschickt im Hintergrund gehalten, dass sie ihm nicht aufgefallen war.
Seltsam.
Ihre Ausstrahlung schien nicht zu ihrem Körper zu passen, irgendwie älter… seltsam löchrig…war sie auch eine Gestaltwandlerin?

Er war so fasziniert das er kaum die Junge Frau bemerkte die in Begleitung eines Mannes die Treppe herunter kam.
   „Asanriel“
Ihr ruf ließ ihn aufblicken – und erschrocken zuckte er zusammen, auf ihre Ausstrahlung war er nicht gefasst gewesen obwohl sie ihm bekannt war, so sehr bekannt.
Er verwandelte sich wieder in ein jüngeres Kind.
Und als er sie angrinste huschte eines ihrer seltenen ehrlichen Lächeln über ihr Gesicht.
Was so ein kleines ehrliches Lächeln bewirken konnte, Amaion musste unwillkürlich auch lächeln – sie sah so anders aus.
   „Asanriel, alter Freund was machst du den hier?“
Der Gestaltwandler sprang auf sie und umarmte sie kurz, da er nur so klein war schlang er seine kurzen Arme nur um ihre teile – sie lächelte den Jungen immer noch an.
   „Was machst du den hier?“
Fragten beide gleichzeitig.
Er lachte.
   „Ach, ich hatte einen Auftrag für meinem Herren, den Nachtlandkönig zu erledigen, doch nun bin ich Müde und brauche einen Ort zum verweilen. Am Schloss wird man ja nur rumgescheucht. Und du, was macht du hier?“
Sein Blick fiel auf Amaion, auch dieser hatte eine seltsame, aber durchaus faszinierende Ausstrahlung. Wirklich ein interessanter Haufen hier.

   „Eigentlich ist es ziemlicher Zufall dass ich hier bin…“
Morwens Ausstrahlung hatte sich verändert – doch sie war immer noch genauso zerrissen. Als Gestaltwandler sah man mehr, man konnte über die Hülle eines Menschen hinweg gucken.
Die ältere Assasiene mischte sich ein:
   „Wer ist das Morwen? Du kennst ihn ja offensichtlich.“
Doch bevor Morwen antworten konnte, dreht sich Asanriel um, ging auf Micaya zu, verbeugte sich und küsste ihr die Hand.
   „Asanriel ist mein Name, wie lautet ihrer?“
   „Micaya.“
Sie grinste.
   „Höflich ist er ja…nur“
Sie runzelte die Stirn als er sich abermals verwandelte.
   „Ein Gestaltwandler“
Bemerkte Joreth.
   „Sehr, sehr seltene Fähigkeit.“
Morwen die mit Amaion immer noch auf der Treppe gestanden hatte, setzte sich nun an den Tisch.
   „Meinen Bruder kennst du ja, das ist Joreth“
Sie deutete auf den älteren Necromancer.
   „Und das ist Amaion“
   „Wer ist dieses hübsche Mädchen dort?“
Voll Neugierde blickte er wieder Mara an.

Micaya lächelte.
   „Das ist meine Tochter, Mara.“
Asanriel verbeugte sich tief.
   „Es ist mir eine Ehre euch kennen zu lernen. Dürfte ich mich vielleicht zu euch gesellen, mein Weg war lang, und die Rasten kurz.“
   „Nehme ruhig Platz“
Morwen setze sich selbst und zog für Asanriel einen Stuhl heran.

Es war als hätte Morwen einen Schritt nach hinten gemacht.
Amaion betrachtete Asanriel, der nun wie ein Junge ihres Alters aussah und an einem Bier nippte.
Das schwesterliche, was sie dem kleinen Jungen entgegengebracht hatte, war verschwunden.
Amaion schüttelte sacht den Kopf und konzentrierte sich wieder auf das Gespräch.
Joreth dagegen zog leicht eine Augenbraue hoch.
Er nahm das Puzzleteil, dass Morwen ihm unwissentlich hinhielt und setzte es ein.
Das Bild, das er nun immer klarer erkennen konnte, gefiel ihm nicht.
Dieses Mädchen brachte dem kleinen Jungen soviel Herzlichkeit entgegen, aber dem jungen Mann nicht mehr. Er musste sie genauer im Auge behalten, ihr ganzes Verhalten bestärkte seine schlimmsten Befürchtungen.
Doch seine Gedanken verweilten jetzt nicht lange bei ihr, sein Blick wanderte zur Tür und ein seltsam zufriedener Ausdruck stahl sich in sein Gesicht.
   „Joreth, Joreth, Joreth wo hast du nur deine Gedanken…“
Micayas Grinsen hatte etwas Schelmisches.
Joreth zog eine Augenbraue hoch.
  „Mein Mädchen musst Du nicht absegnen, ich kann das für mich alleine entscheiden."
Micaya kicherte.
   „Ich möchte aber sehen, was für eine Frau es schafft, Joreth für mehr als eine Nacht zu fesseln..."
Der Necromancer wurde schlagartig ernst.
   „Keine gute Idee, Micaya. Sie ist Henkerin, und Du stehst ganz oben auf ihrer Liste."
Morwens Hand krampfte sich um die Tischkante.
Es musste die Frau sein, die kurz einen Blick in diese Taverne geworfen hatte. Und das sie noch hier war konnte nur eines bedeuten: Sie hatte Micaya gesehen.
Leise stand sie auf und ging in Richtung Tür.
Micaya hatte sich bereits von dem Schrecken erholt und beschlossen, dass, da sie Joreths Flamme nicht selber begutachten konnte, der ihr doch etwas ausführlicher von ihr zu berichten hätte, und so waren alle ein wenig abgelenkt.
Keiner bemerkte, dass Morwen verschwunden war.
 
Elinaranel schrieb:
[COLOR=841818]Der Gestaltwandler [/COLOR]


Er war so fasziniert, dass er kaum die Junge Frau bemerkte die in Begleitung eines Mannes die Treppe herunter kam.

Der Gestaltwandler sprang auf sie zu und umarmte sie kurz,

Um noch einen Kommentar zum Kapitel zu schreiben:

Hä?
 
Wieder Samstag, wieder Zeit für ein Update.
Das vielleicht auch einen Teil des letzten Kapitels erklärt...
 
Tod einer Massenmörderin



Es war nicht schwierig für Morwen gewesen, den richtigen Weg zu finden.
Joreth übernahm die Rechnungen im lachenden Eber, und so war ihr eigener Geldbeutel – für ihre Verhältnisse – recht reichlich gefüllt.
Sie ließ sich einfach von einem Jungen, dessen Augen bei dem Anblick des Goldes funkelten, den Weg zur nächsten Taverne weisen.
Dort angekommen sah sie sofort, dass sie richtig war.
Sie kannte die Frau, die dort an der Bar saß, den Kopf über ein halb leeres Weinglas gebeugt.
Sie wusste, welche Zeichen auf den Ärmeln und dem Mantel der Frau eingestickt waren, und genauso war ihr klar, dass sich genau diese Symbole als Tätowierungen auf ihren Armen wiederholen würden.
Energisch trat Morwen zu der Frau und sprach sie an.
__„Es ist genug, Faeguruth, Du hast mir genügend Freunde genommen, diese wirst Du nicht bekommen.“
Die Frau drehte sich langsam um.
__„Dies. Ist. Nicht. Mein. Name.“
Sie musterte die jüngere eindringlich.
__„Ich glaube, dies ist nicht der Ort für eine Unterhaltung wie diese. Komm mit.“
Ohne abzuwarten oder nachzusehen, ob Morwen ihr folgte, verließ die Henkerin den Raum.

Auf einer kleinen Lichtung, an deren Rand der Stamm eines umgestürzten Baumes lag, blieb sie stehen.
Sie drehte sich um und sah der Jüngeren in die Augen.
Dunkle Augen.
Waren sie nicht eben noch eine Spur heller gewesen?
Sie wischte den Gedanken beiseite, für das, was sie vorhatte, brauchte sie ihre volle Konzentration.
__„So, Du bist also gekommen, um mich zu töten, kleine Hüterin. Was lässt Dich in der irrigen Annahme verweilen, dass ich das zulassen werde?“
Morwens Hände zitterten vor Müdigkeit, als sie die Klauen anlegte.
Aber sie fühlte auch die frische Kraft, die durch ihre Adern ran.
Die Ältere nickte, sie würde keine Antwort von dem Mädchen erhalten.
Während sie langsam ihr Schwert zog, beobachtete sie, wie das Mädchen das Gift auf ihren Klauen freisetzte.
Sie würde vorsichtig sein müssen.
__„Kind, bist Du so blind...“
Weiter kam die Henkerin nicht.
Schwarze Wolken hatten Morwens Augen jedes Zeichen von Leben, jede Spur einer Farbe genommen, als die Jüngere sich mit einem Aufschrei auf die Ältere stürzte.
Ein übles Geräusch erklang, als die Klauen mit einem Aufschrei von misshandeltem Metall auf Anikis Schild trafen, und die Ältere schlug die Waffen mühelos zur Seite.
Morwen beobachtete fassungslos, wie eine ihrer Klauen davonflog, aber sie fasste sich schnell.
Die verbleibende Waffe glitt an dem Schild vorbei – und traf auf ein ausgesprochen schnelles Schwert.
Zu schnell folgte sie ihrer Schwester.
Der Schatten, der Morwens Körper so sicher gesteuert hatte, floh, und ließ die junge Assassin alleine, hilflos und geschwächt zurück, das Schwert der Anderen auf ihre Kehle gerichtet.

Minutenlang standen beide so da, bis der Arm der Älteren zu zittern begann.
Einen Moment nahm sie das Schwert weg, nur um das Gift nun ihrerseits freizusetzen.
Morwens nun wieder klare Augen beobachteten entsetzt, wie sich die Klinge in ein dunkles Grün verfärbte.
__„Und, kleine Hüterin, soll ich Dir nun zu Deinem Sieg gratulieren? Ich bin es, die den morgigen Tag nicht mehr erleben wird. Oder soll ich dafür sorgen, dass Du dies mit mir teilst?“
Sie ließ das Schwert sinken und steckte es weg.
__„Glaubst Du ernsthaft, Micaya wäre noch am Leben, wenn ich ein Interesse daran gehabt hätte, den Auftrag zu erfüllen?“
Sie wandte sich ab und ließ Waffe und Schild fallen.
Dann ging sie mit schleppendem Schritt über die Lichtung und setzte sich, den Rücken gegen den Baumstamm gelehnt.
Desinteressiert besah sie sich die Hand ihres Schwertarms, an dem Blut aus einem kleinen Kratzer sickerte.
Die Finger ließen sich bereits nicht mehr richtig bewegen, und Aniki bemerkte, wie eine merkwürdige Taubheit, gleichzeitig aber auch ein brennender Schmerz langsam ihren Arm nach oben kroch.
__„Komm her, wenn Du schon die letzte derer, die es ablehnen, ihr gewissen mit Drogen gänzlich auszuschalten zu ihren Schwestern schickst, dann kannst Du mir immerhin einen Gefallen tun, mir Gesellschaft zu leisten...“
Morwen stand noch immer an Ort und Stelle, zu schwach, um irgendetwas zu unternehmen.
Dann setzte sie sich langsam in Bewegung.
__„Ich wusste nicht...“
Diesmal war es Aniki, die die Jüngere durch eine schnelle Bewegung unterbrach.
Der eiserne Griff ihrer noch vollständig beweglichen Schildhand zog Morwens Gesicht herab, nahe vor das der anderen.
Mit unsicherem Griff zog ein Finger der teilweise gelähmten Schwerthand ein Augenlied herab.
Dann ließ Aniki los.
__„Haben sie Dir gesagt, was Du da zu Dir nimmst? Oder hat es andere Gründe, dass Du mir kein Antidot anbietest?“
Sie wühlte in ihrer Tasche und warf mit einer angeekelten Bewegung Morwen einen kleinen Beutel vor die Füße.
__„Rieche daran, Du wirst feststellen, dass die Grundsubstanz von der gleichen Pflanze stammt. Es verursacht eine Wechselwirkung mit sämtlichen Gegengiften, die schmerzhafter – und tödlicher – ist, als das Gift selber...“
Morwen rang um Luft.
__„Ich ... wusste es ... nicht ...“

In der Taverne hatte sich einem gewisse Menge guter Laune breitgemacht.
Mara schmunzelte amüsiert, während sie beobachtete, wie ihre Mutter mit kleinen Sticheleien versuchte, etwas über Joreths Bekanntschaft herauszufinden.
Asanriel war mittlerweile beim dritten Bier angelangt, und der Alkohol tat sein Übriges, dass der Gestaltwandler sich jetzt vor Lachen schüttelte.
Amaions Kopf war auf die Tischkante gesunken, selbst ein halber Dämon konnte den fehlenden Schlaf einfach nicht verbergen.
Tscha war erleichtert und erfreut, dass sein Freund auch jemanden gefunden hatte, und so genoss er die Szene wie alle anderen.
Morwen würde sich auch freuen...
Moment...
__„Wo ist Morwen?“
Wo eben Gelächter geherrscht hatte, da war nun eisiges Schweigen.
Micaya sah sich um.
Joreth grübelte, wann er Morwen das letzte Mal gesehen hatte.
__„Aniki!“
Sein Stuhl flog nach hinten, aber noch bevor der Necromancer die Tür erreicht hatte, stand Micaya neben ihm.
__„Nein, Micaya, sie wird Dich töten müssen!“
Die Assassin wand sich an ihm vorbei durch die Tür.
__„Sie wird es nicht tun. Sie kommt mit uns – das ist kein Leben!“
Joreth wehrte sich nicht – dazu war keine Zeit.
Wenn es nicht sowieso schon zu spät war.
Micaya folgte ihm mit schnellen Schritten, doch als er die andere Taverne betreten wollte, schüttelte sie den Kopf.
Sie sah sich um und bemerkte eine – oder zwei – frische Spuren, die im Wald verschwanden.
Energisch zog Joreth hinter sich her.

Zwei Gestalten saßen, an einen Baumstamm gelehnt.
Mit einem Aufschrei stürzte sich Micaya auf die kleinere der Beiden.
__„Ani!“
Unsicher streckte die Frau ihr die Arme entgegen.
__„Mic? Ich glaube, um Dich noch einmal zu sehen, lohnt es sich zu sterben...“
Neben ihr sank Morwen, ohnehin schon ein verlorenes Häuflein Elend, noch tiefer in sich zusammen.
Micayas Finger wanderten zu Anikis blutgetränkten Ärmel.
Sie rieb die Finger aneinander und roch daran.
__„Joreth, ...“
Joreth kramte in seinen Taschen.
Er suchte lange, doch schließlich fand er noch ein kleines Fläschchen, das er Micaya reichte.
Die öffnete den Verschluss.
Aniki schob das Gefäß von sich.
__„Es würde mich schneller und schmerzhafter umbringen als das Gift. Rieche daran, und sag mir, an was Du Dich erinnerst.“
Micaya schnupperte.
__„Ich glaube, als Kind war ich allergisch gegen einen der Bestandteile.“
__„Es war keine Allergie. Eine Wechselwirkung. Es dauert Jahre, bis die Droge weit genug abgebaut ist, um davon frei zu sein...“
Micaya verschloss die Flasche wieder und gab sie Joreth zurück.
__„Das bedeutet...“
Aniki nickte.
__„Ich bin glücklich, dass ihr hier seid. Das ist mehr, als ich zu träumen wagte...“
Micaya stand auf.
__„Joreth, Du kannst sie tragen. Wir bringen Dich nach Hause.“
Anikis Lachen klang gequält, und nach fehlender Luft.
__„Ich habe kein Zuhause mehr.“
__„Aber ich. Folgt mir.“

Auf einen befehlenden Blick der Henkerin hin stand auch Morwen auf und folgte den anderen.
Es wurde zusehends wärmer, und sie war sich sicher, dass die Sonne irgendwie nicht stimmte.
Blätter raschelten Moment mal, wir haben Winter! und der Duft des Waldes war reich und voll, als sie auf einer kleinen Lichtung anhielten.
Micaya bat die anderen, kurz zu warten.
Sie war nicht lange fort, aber sie hatte etwas dabei, als sie zurück kam.
Fast achtlos legte sie das Bündel neben sich und setzte sich vor Joreth, in dessen Armen Aniki hing.
Micaya streckte die Hand aus und strich der Frau, die ihr eigener Tod hätte sein können, leicht über das Gesicht.
Auf dem Gesicht der Frau zeichnete sich ein leichtes Lächeln ab, zaghaft und voll Schmerz.
__„Es wird Zeit, nichtwahr?“ fragte Micaya. „Das Gift lähmt alles – auch die Lunge...“
Die nahm einen Dolch aus ihrem Gürtel.
Aniki schob ihn mit fast übermenschlicher Anstrengung weg.
__„Nicht ... Dein...“ flüsterte sie heiser.
Sie sah, wie Joreth der anderen die Waffe aus der Hand nahm und nickte unmerklich.
__„Jetzt, bitte, ich ... “
Damit war die Luft am Ende.
Ohne Eile und mit großer Sorgfalt suchten die Finger des Necromancers die Rippen der Assassin und zählten.
Dann setzte er den Dolch an, aber Micaya musste ihm helfen, alleine brachte er nicht die Kraft auf.
Auf Anikis Lippen erschien ein leichtes Lächeln, während die Klinge, geführt von zwei Menschen, die ihr nichts als Liebe entgegenbrachten, sich zwischen ihre Rippen bohrte und das Herz traf.
Kein Schmerz mehr, nie wieder...

Morwen sah, wie die verkrampfte Gestalt der kleinen Assassin sich entspannte, und sie fragte sich, was sie hier sollte.
Sie war so – überflüssig.
Micaya war es, die ein paar merkwürdig klingende Worte sagte und dann zurücktrat, während unzählige feine Baumwurzeln die Erde vor ihren Füßen auseinanderzogen.
Joreth legte die Leiche der Henkerin in die entstandene flache Grube, und Micaya faltete ihre Hände um einen Gegenstand, den sie dem Bündel entnommen hatte.
Dann traten beide zurück und sahen aneinander geklammert zu, wie sich die Erde über der Frau, die sie beide geliebt hatten schloss.
Zuletzt nahm Micaya noch einen flachen Stein aus dem Bündel.
Das Tuch, das ihn geschützt hatte, ließ sie achtlos fallen, den Stein legte sie dort hin, wo Aniki begraben war.
Es war ein einfacher vulkanischer Stein, aber in seiner Mitte hatte er eine schillernde Ablagerung, die an jenen Stein erinnerte, den Gwyn stets bei sich trug.
Jener Stein, der die Erinnerungen des alten Geschichtenerzählers enthielt.
Joreth berührte den Stein leicht, bevor er sich abwandte und Micaya in den Arm nahm.
Beide warteten einen Moment, bis auch Morwen, die die Erwartung in den Blicken spürte, den Stein berührt hatte.
Dann gingen alle drei zurück.
Und während es mit jedem Schritt kälter und winterlicher wurde, sang das, was in dem Stein gespeichert war, jene Erinnerung, die Micaya ihrer Freundin hinterlassen wollte, in Morwens Kopf.


We used to play together long ago
We said we’d stay together when we grow
But how long for? No one of us did ever know.

How could I ever dare to let you slip away?
Long time ago you used to brighten up my day
And sometimes still I wish that happy time would stay

Your smile for me stays still though you’re not here, my friend
We said we’d stay together, but although we went
Just different courses, that I noticed in the end

Now, long time after, many years were passing by
There is no deeper sense in sit around and sigh
Like little blackbirds, we have learned to sing and fly

But sometimes when I’m feeling endless sad and low
I’d often like to see you, but I don’t know how
I never thought that by now I would miss you so
 
Zuletzt bearbeitet:
Schönes Kapitel.

War Aniki dafür verantworlich, dass Joreth in letzter Zeit Nachts weg war?



Fwhlwer hate ich diemsla keine gefundens.
 
Aniki WAR dafür verantwortlich, ebenso für seine gute Laune.

Elin hatte die undankbare Aufgabe, die Vorlage hierfür zu bringen + eine Figur reinzubringen, die wir demnächst brauchen.
Ich glaub, in dem Zusammenhang jetzt wird das vorherige Kapitel was verständlicher...
 
So es ist Zeit für ein weiteres Kapitel, sind ja mittlerweile recht viele geworden.

Ich Hoffe es gefällt, viel Spaß beim Lesen!

*hatschi*
 
[COLOR=841818] Der Schatten der Toten [/COLOR]


Und nicht nur die Umgebung wurde Kälter, auch in der jungen Assasiene wurde es kalt. Erst sanft wie Schnee, dann beißend wie gefrierendes Wasser und wiederum einfach nur dumpf, auf eine Art und Weise betäubend und dann wieder brennend.
Es war eine andere Kälte wie die, die Tscha bei ihr erlebt hatte.
Sonst war die Kälte auf eine weise immer leer gewesen, doch diese war es nicht.
Sie merkte nicht wohin ihre Füße sie trugen, sie merkte nichtmal das sie lief - Ihrer Umgebung wurde sie sich erst wieder gewahr als sie schon mitten in der Taverne Stand.
Geschockt – und von Plötzlicher Panik erfasst, schaute sie sich hektisch nach Amaion um. Dann trafen sich ihre Blicke.
Seine Augen strahlten für einen kurzen Moment so viel Wärme aus das die Kälte langsam aus ihr heraus zu tropfen schien - als wäre der Schnee, das Eis geschmolzen – Das Wasser war eisig, und ließ sie immer noch frösteln.
Sie stand einfach nur da und fühlte sich verloren, Kraft- und hilflos.
Ruhten die Blicke der anderen auf ihr?
Was war mit Micaya, was dachte Joreth?
Sie wollte einfach nur weg, doch sie brachte nicht die Kraft auf auch nur einen Schritt zu tun.
Plötzlich wurde sie sich bewusst, dass eine Hand auf ihrer Schulter lag – fast erwartete sie, dass es Amaions Hand war – doch es war Micayas.
Die Ältere Assasiene sagte irgendetwas doch es erreichte sie nicht, Morwen sah wie sich ihre Lippen öffneten und wieder schlossen doch hören tat sie nichts.
Unverhofft setzen sich ihre Beine in Bewegung.
Die Zimmertür schlug hinter ihr zu und ihre Beine gaben nach.
Mit Entzücken nahm der Schatten, dieses etwas ihr Leid und den Schmerz auf. Es weidete sich daran. Ihr leid war seine Kraft – seine? Es war ein Teil von ihr.

Sie hatte diese Frau getötet, getötet weil diese doch scheinbar eine Gefahr für Micaya gewesen war.
Für Mic! Ihrer Freundin Mic…
Was hatte sie nur getan?
Sie hatte Micaya doch nur beschützen wollen.
Und nun hatte sie Micayas Freundin ermordet.
Da war wieder diese Mordlust gewesen, hatte alles verdrängt, wollte einfach nur töten…
Hatte sie den nichts gelernt?
Schritte näherten sich, rasch raffte sie sich auf – wischte eine Träne weg und setze sich auf ihr Bett.
Es klopfte sacht an der Tür.
Morwen blickte nicht auf – auch nicht als sich jemand neben sie setzte.
   „Morwen…“
Micayas Stimme – immer noch blickte die junge Assasiene nicht auf.
  „Schau mich an…“
Micaya zog Morwens Kopf hoch – und einen kurzen Augenblick bereute sie es – ihre Augen waren so…dafür gab es keine Worte.
   „Wusstest du, dass auch ich das Zeichen der Henkersfamilie trage?“
Ungläubig schüttelte die Jüngere den Kopf.
   „Meine Mutter hat einen Auftrag verweigert, deswegen wurde sie geächtet und so auch ich…“
Micaya räusperte sich.
   „Ihr Name war Aniki, und ihre Mutter war die Schwester meiner Mutter. Wir haben zusammen gespielt, als wir beide Kinder waren...“
   „Sie hätte dich nicht getötet…“
Obwohl Morwens Stimme nur ein Flüstern war, schallte sie unnatürlich laut durch den Raum – und auch ließ diese Feststellung die Stimmung distanzierter werden.
Die Ältere strich der Jüngeren über das Haar als sie sich erhob.
   „Du siehst müde aus…“
An der Tür drehte sich Micaya noch einmal um.
   „Ruhe dich ein Wenig aus…“
Ihr Blick war besorgt als sie die Tür schloss – Fast wäre sie mit Amaion zusammen gestoßen der ihr im Flur entgegen kam.
Sie wechselten einen Blick, Amaion nickte – dann betrat er das Zimmer.
Morwen saß auf ihrem Bett – sie hatte ihn offensichtlich nicht gehört, denn sie saß völlig zusammen gesunken da, die Beine nah an den Körper gezogen die Arme darum geschlungen.
Schwach und Hilflos – und doch so unheimlich Stark.
Sie hatte viel erlitten und dennoch kämpfte sie weiter.
Amaion fragte sich was Morwen alles erlebt hatte, er wusste viel – viel mehr als alle anderen, doch nicht alles…
Die Junge Frau zuckte zusammen – richtete sich auf und blickte ihn an.
   „Oh hallo…“
Kurz wirkte sie verwirrt – doch die selbst verständliche Art, mit der Amaion sich durch das Zimmer bewegte, beruhigte sie sofort.
Ihr Meister – ein ruhiger, vertrauter Punkt in all dem Gewirr von Geschehnissen.
Amaion biss sich auf die Unterlippe, Morwen sah schrecklich müde aus – doch Schlaf würde sie wohl heute kaum bekommen, jedenfalls keinen erholsamen.
Als Amaion das Zimmer verließ, wandte er sich noch einmal um. Morwen saß genauso da wie gerade, die Arme fest um ihre, an den Körper gezogenen Beine geschlungen, als würde sie versuchen sich an sich selbst festzuhalten.
Den ganzen restlichen Tag, blieb sie im Zimmer, Amaion, ließ sie in Ruhe – sie sollte erstmal selbst entscheiden ob sie Gesellschaft wünschte oder nicht. Nur durfte sie auch nicht zu lange alleine bleiben.

Der Necromancer betrat erst spät am Abend wieder das Zimmer, sein Gesicht war gezeichnet von Müdigkeit, seine sonst schon blasse Haut, erschien nun fast farblos. Morwen saß genauso da, wie er sie verlassen hatte. Diesmal löste sie sich nicht aus ihrer eigenen Umklammerung.
Sie saß da und starrte vor sich hin, es schien als wäre sie gar nicht da.
   „Morwen?“
Sie blickte auf.
   „Es ist Zeit schlafen zu gehen – soll ich aus dem Zimmer gehen, damit du dich umziehen kannst?“
Sie schüttelte den Kopf, langsam löste sie sich aus ihrer starren Haltung.
Dann, unvermittelt rasch legte sie sich in ihr Bett und schlang die Decke um sich.
Amaion, der auf die Alpträume wartete, betrachtete sie von der anderen Seite des Raumes. Sie hatte die decke weit hochgezogen, und eng um sich geschlungen - so als wolle sie sich darunter verstecken.
Diese Nacht würde für seine Schülerin Grausam werden, ja auch die anderen waren grausam gewesen – dennoch.
Er wartete, wartete auf die Alpträume.
Und sie kamen.

Morwen bäumte sich auf, den Mund zu einem Stummen Schrei geöffnet, wild schlug sie um sich – und Amaion war es fast nicht möglich sie festzuhalten. Doch würde er es nicht tun würde sie sich nur unnötig Verletzten.

Sie sah sich und Aniki – und für das was dann kam gab es keine Worte.
Wenn sie gedacht hatte, dass was sie bis jetzt empfunden hatte war Schmerz – dann wurde dieses Wort jetzt neu definiert.
Ihr Geist hätte sich so gern in eine Ohnmacht geflüchtet, doch er konnte – durfte – nicht.

Irgendwann erwachte sie, Zitternd am ganzen Leib.
Der Alptraum ließ sie nicht los.
Immer und immer wieder flackerten die Bilder vor ihr auf.
Plötzlich spürte sie – wie durch einen Nebel, dass jemand sie in den Arm nahm – und es war als würde dieser jemand sie aus den Qualen zerren.
Ihr Meister.
Wie eine Ertrinkende klammerte sie sich an ihn und zog all seine wohltuende Wärme auf, die er ihr schenkte.
Sanft ließ er Morwen in ihre Kissen sinken, deckte sie zu und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Ihre bleiche Haut war schweißbedeckt, sie wirkte ausgelaugt und kraftlos.
  Ruh noch ein wenig, die Nacht ist noch lang…
Und dann drang eine leise gesummte Melodie an Morwens Ohr, ein Kinderlied – hatte es ihre Mutter nicht immer für sie gesungen?
Und so schlief sie ein.
 
Hervorragendes Kapitel, wunderbar atmosphärisch.
Ich kann mir gerade richtig gut vorstellen - die Müdigkeit wird dazu beitragen - wie Morwen sich fühlt.


Elinaranel schrieb:
[COLOR=841818] Der Schatten der Toten [/COLOR]


Es war eine andere Kälte [wie] die, die Tscha bei ihr erlebt hatte.
[] Das 'wie' ist dort nicht falsch, aber 'als' wäre besserer Stil.

Ihrer Umgebung wurde sie sich erst wieder gewahr, als sie schon mitten in der Taverne Stand => stand.

Geschockt – und von Plötzlicher => plötzlicher Panik erfasst, [...]

Seine Augen strahlten für einen kurzen Moment so viel Wärme aus, dass die Kälte langsam aus ihr heraus zu tropfen schien.

Ihr leid => Leidwar seine Kraft – seine?

Hatte sie denn nichts gelernt?

Fast wäre sie mit Amaion zusammen gestoßen, der ihr im Flur entgegen kam.
 
so, hab mal die letzten kapitel nachgeholt, da is ja richtig was passiert :eek:

gefällt mir alles ziemlich gut, die von eli werden echt immer besser, mit den vielen beschreibungen und so... sehr atmosphärisch und toll zu lesen.
die von neri auch gewohnt toll geschrieben und ebenfalls schön zu lesen.
ich glaub, ich blick sogar einigermaßen durch :D
 
ich zitiere mal mich (aus dem ICQ)

[11:56] nerienna: Fein geschrieben
[11:57] nerienna: Kleiner Kommentar am Rande...
[11:57] nerienna: Du bringst da schon was rein, was wir hinterher sehr gut brauchen können
...

äh - den Rest lasse ich weg - wollen ja nicht zu viel verraten

(Die Unterhaltung im ICQ war bevor sie das Kapitel als fertig rausgeschoben hat)
 
KapitÖl kommt morgen, bin nicht so fit heute...
und mir fehlt noch das Ende.
Schlechtes Kapitelende ist untauglich...
 
Sooo...
Kapitelende vervollständigt, Kapitelende verbessert und abgesegnet, Kapitel rausschiebebereit...
Also: es gibt Nachschub!
 
Vergänglichkeit



Es war noch dunkel als Amaion erwachte.
Leise, um Morwen nicht zu wecken, zündete der Necromancer die Lampe an.
Er nahm das zerlesene, lehmverschmierte Buch seines Bruders von seinem Nachttisch und schlug es auf, aber die Buchstaben blieben aneinandergereihte Zeichen, hinter denen kein Sinn stand.
Es dauerte eine Weile, bis er bemerkte, dass sein Blick zu dem anderen Bett gewandert war.
Sie sah so verletzlich aus, und in dem Gesicht hatten die Schatten von Alpträumen und die geistige Anstrengung der Übungen, die er als ihr Meister ihr auferlegt hatte, tiefe Spuren hinterlassen.
Es tat weh, das zu sehen.
Es fühlte sich so an, als würde ein Teil von ihm selbest verletzt.
Oder sein eigenes Kind...
Es war nicht einmal überraschend, dass sich jetzt jene wohlbekannte Stimme in seinem Kopf zu Wort meldete.
_Jetzt verstehst Du es.
Die Stimme war leise, nicht aufdringlich und fast zärtlich.
Hatte auch sein alter Meister in ihm etwas wie seinen Sohn gesehen?
_Es tut mir leid, es war mir nicht möglich, Dir das damals zu zeigen. Ich hatte Angst, die auf Dich aufmerksam zu machen, denen ich auf der Spur war. Die das gefährdeten, wofür ich immer gearbeitet habe...
Amaions mentale Stimme klang kalt, als er antwortete.
_Was sie nicht daran gehindert hat, mich zu benutzen.
Es folgte ein langes schweigen.
_Kannst Du mir verzeihen?
Amaion schwieg, aber der andere konnte fühlen, wie die Kälte aus der Verbindung verschwand, bevor Amaion sie löste.

Das Mädchen auf dem Bett bewegte sich.
Amaion trat zu ihr und setzte sich auf die Bettkante.
Sanft strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
Er hatte so viel versäumt, vielleicht konnte er es auf diese Art und Weise ein Wenig wieder gutmachen, indem er sich um dieses Kind kümmerte.
_Er sieht aus wie sein Vater, hatte Mirrím gesagt, aber seine Fähigkeiten liegen auf anderen Bereichen. Und glücklicherweise hat er genügend von mir, um den Frieden dem Kriegshandwerk vorzuziehen.
Aber sie hatte ihm auch verboten, ihn zu suchen, oder, falls er ihm je begegnen würde, ihm zu sagen, wer er war.
Vergänglich ist der Menschen Ruhm, und genauso fühlte er sich nun.
Er, der Dämon, der nicht alterte.
Als er an dieses Zitat dachte. musste er lachen, denn Ruhm war eine mögliche Übersetzung des Runenwortes, das seinen ersten Schrumpfkopf geziert hatte.
Und vergänglich war dieser gewesen, denn mit jedem Schlag, den er abgefangen hatte, war er ein Stück weiter zerfallen...

Morwen zuckte zusammen.
Der Necromancer griff nach ihren Händen und hielt sie fest, ließ ihr Zeit aufzuwachen.
__„Noch mehr Träume?“
Die Assassin schüttelte den Kopf.
__„Nur das Gesicht...“
Amaion nahm sie sanft in den Arm.
__„Weißt Du ihren Namen?“
Er fühlte Morwens nicken mehr als er es sah.
__„Micaya sagte, sie hieß Aniki. Und ihre Mütter waren Schwestern.“
Amaion lauschte.
Er klopfte sanft an die Tür eines Geistes, wo er keine Berechtigung mehr dazu hatte.
Die Antwort war klar und freundlich – Micaya nahm es ihm nicht übel.
Um so besser.
Er schob Morwen von sich weg und richtete sie auf.
Dann hob er ihr Gesicht, so dass sie ihn ansehen musste.
__„Wenn Du es nicht gewesen wärst, dann ihr nächster Auftrag. Micaya meint, Aniki wollte nicht zurück. Es besteht eine geringe Möglichkeit, dass sie sich uns angeschlossen hätte, aber sie vermutet, dass Aniki das nicht mit ihrem Gewissen und ihrem Ehrbegriff hätte vereinbaren können.“
Morwens Blick huschte zur gegenüberliegenden Wand.
Sie wusste, Amaion wollte sie trösten, und auch Micaya nahm ihr nicht übel, was sie getan hatte – trotzdem tat es weh.
Es war unnötig gewesen.
Unnötig und grausam.

Amaion stand auf und ging zum Fenster.
Er starrte durch die trüben Scheiben in das schwache Licht der Dämmerung.
Irgendwas fühlte sich falsch...
Er zuckte zusammen, als ein scharfer Schmerz seinen Verstand traf.
Sein gesamter Körper verkrampfte sich, und er lehnte sich schwer an den Fensterrahmen.
__„Vergänglich...“ flüsterte er leise.
Morwen sprang auf und lief zu ihrem Meister.
Sie griff nach seinem Arm, aber er hatte seine Reaktionen bereits wieder unter Kontrolle.
__„Amaion, was ist los?“
Der Necromancer streifte freundlich, aber bestimmt ihre Hand ab.
__„Mirrím...“
__„Was ist mit ihr?“
Angst war aus der Stimme der Assassin zu hören.
Amaions Reaktion machte das nicht besser.
Der Mann ging langsam zu seinem Bett, setzte sich und vergrub das Gesicht in den Händen.
__„Es war mir klar, dass ihr nicht viel Zeit bleiben würde, aber sie hat mir nicht erlaubt, ihr Leben zu verlängern. Aber so kurz....“
Er seufzte leicht.
__„Ich fürchte, sie hat ihre letzte Kraft genutzt, um mich noch einmal zu sehen. Sie ist tot, Morwen. Das Band, das uns so viele Jahre verbunden hat ist abgerissen...“
__„Aber warum?“
Amaion hob den Kopf.
Abwesend starrte er in Richtung der Tür, während er erklärte.
__„Mirrím hat sich nie vollständig erholt, und auch wenn sie nach jener Krankheit wieder geheilt war, so war doch ein zu großer Teil ihrer Lebenskraft verbraucht. Irgendetwas hat dann noch mehr Kraft von ihr gekostet – ich kann Dir nicht sagen was, sie wollte es mir nicht erzählen.“
Die junge Assassin setzte sich neben ihren Meister und legte ihm die Hand auf die Schulter.
__„Immerhin hast Du sie noch einmal gesehen, was würdest Du sonst tun?“
Ein weiches Lächeln erschien auf den schmerzverzerrten Zügen.
__„Das gleiche wie jetzt. Ich würde mir überlegen, wie es gewesen wäre, wenn ich sie niemals verlassen hätte...“

Gedankenverloren griff er in seine Tasche.
Seine Finger spielten eine Zeitlang mit dem schwarzen Stein, dann nahm er ihn heraus und sah ihn an.
Es waren seine Erinnerungen, die ihn begrüßten, bekannt, so nah, und doch so fremd...
Aus einer plötzlichen Eingebung heraus nahm er Morwens Hand und legte das Stück Obsidian hinein.
__„Pass gut darauf auf, es sind meine Erinnerungen. Amaions. Die des Dämons. Und...“
Er zögerte einen Moment, bevor er fortfuhr.
__„Versuche, mich nicht dafür zu hassen. Du weißt, wie meinesgleichen im Normalfall lebt.“
_War es wirklich der kranke Junge, dieser Wirt, der mich verändert hat? Oder war vielleicht doch sie es? Es war das erste mal, dass ich die Art und weise mich zu ernähren in Frage gestellt habe...
Hoffentlich hatte Morwen das nicht gehört.
Sie würde früh genug selber darauf stoßen, wenn sie den Stein erforschte...

Micaya war wach.
Es half nicht, Tschas gleichmäßigen Atemzügen zu lauschen oder sich in seine Wärme zu kuscheln, sie hatte zu viel im Kopf.
Sie war nicht böse, dass Amaion sie geweckt hatte, es hatte nur um Minuten vorweg genommen, was eh geschehen wäre.
Aniki war nur das Geringste ihrer Probleme.
Sie hatte ihrer Freundin einen friedlichen, angenehmen Ruheplatz geschenkt, unter Freunden.
Das war alles, was sie tun konnte, und mehr als eine Henkerin jemals hätte erwarten können.
Leise stand die Assassin auf und zog sich an.
Mit einem Stirnrunzeln ließ sie ihre übliche Rüstung liegen und wählte ein weiches, bequemes Oberteil.
Sie waren einigermaßen sicher hier, und sie hatte nicht vor heute hinauszugehen und zu kämpfen.
Es war keine Überraschung, als sie im Flur fast mit Joreth zusammen stieß.
Der hochgewachsene Necromancer fing sie auf und hielt sie einen Moment lang fest.
__„Wie geht es Dir?“
Micaya trat einen Schritt zurück, um etwas Platz zwischen ihnen zu schaffen.
__„Ich...“
Die Frau brach ab.
  „Die Frage müsste ich Dir stellen, Joreth. Du...“
Sie streckte die Hand aus und berührte sein Gesicht.
Der Necromancer schloss die Augen.
Er griff nach der Hand der kleinen Frau und küsste sie.
Einen Moment war eine Nähe zwischen ihnen, wie in dem Moment, als sie sich an Anikis Grab gegenseitig Trost gespendet hatten, aber da war noch etwas anderes.
Micaya hatte Joreth niemals vergessen, und diese Nähe machte es nicht leichter, sich von ihm fernzuhalten.
Joreth –
Der Necromancer atmete heftig, als er ihre Hand losließ.
__„Lass uns runter gehen und nach was zu Essen gucken, das bringt uns vielleicht auf andere Gedanken.“ schlug Micaya vor.
Mit einem kurzen Nicken stimmte der Mann ihr zu.
Er wollte Tscha genauso wenig verletzen wie sie, aber so einfach das doch seinem Verstand erschien, sein Herz – und sein Körper – wollten etwas anderes.

Micaya hatte Hunger.
Das war gut so, der knurrende Magen ließ das Gefühl der frischen Brötchen und Wurst, Schinken und Käse auf ihrer Zunge stark genug sein, um Joreths Nähe zu überdecken.
Sie fühlte, Aniki mitzunehmen, als Teil ihrer Gemeinschaft, das wäre das Beste für sie alle gewesen.
Aber sie war sich fast sicher, dass dies sowieso nicht möglich gewesen wäre.
So war sie froh, als Morwen und Amaion herunterkamen und sich schweigend zu ihnen an den Tisch setzten.
Asanriels Schnarchen unter dem Nebentisch war ein gleichmäßiges, beruhigendes Geräusch.
Es war eine unangenehme gedrückte Stimmung am Tisch, und auch als Mara und Shar'Tel sich zu den anderen setzten, kam kein richtiges Gespräch in Gang.
Tscha schien als Einziger ausgeschlafen und fit zu sein.
Micayas Blicke wanderten zurück zu Amaion, der gedankenverloren in seiner Tasse rührte.
__Du hast Dich verändert... dachte sie.
Sie war kaum merklich überrascht, als sie eine Antwort vernahm.
_Ich habe dazugelernt. Ich weiß nun, dass ich das Wertvollste in meinem Leben hergegeben habe – und das gleich 2 mal... Jetzt ist es zu spät, ich kann es bedauern, aber nicht ändern.
Morwen runzelte leicht die Stirn.
Diese Unterhaltung war nicht für sie bestimmt.
Und doch konnte sie sie nicht ausschließen...
_Amaion, es ist nie zu spät. Du hast Zeit, und auch Du wirst eines Tages jemanden für Dich finden.
Der Necromancer lächelte traurig.
_Micaya, ich habe ja schon zwei mal jemanden gefunden gehabt. Werde ich es das nächste Mal rechtzeitig erkennen?
Die Assassin schwieg.
Sie hatte Gwyn erlebt, sie kannte die Gefühle, die der Geschichtenerzähler mit sich herumtrug.
_Und die Du nicht besser gemacht hast...
Verärgert schob sie den Gedanken zur Seite.
Aber sie hatte damals gehört, was Gwyn dem Menschenmädchen gesagt hatte.
_Kleines Mädchen, gleich wie sie Dich auch nennen, Einsamkeit ist Dein Name.
Du bist wie ich, Du siehst, was andere denken und fühlen, aber Du bist nicht daran beteiligt. Du stehst als Beobachter davor.

Das war, was Amaion jetzt fühlte.
Das war, was sie Gwyn wieder hatte fühlen lassen, indem sie gegangen war.
Und Joreth...

Shar'Tel, die fühlte, dass die anderen etwas Ablenkung brauchten, erzählte von ihrer letzten Reise in den Norden und den Trainingsmethoden der Barbaren – was bei den anwesenden auf wenig Verständnis traf.
Wofür sollte man drauf Wert legen, so viel rohe Körperkraft anzutrainieren?
War es nicht besser, die Lebenskraft zu steigern?
Aber die Ablenkung war gelungen, und ein Gespräch in Gang gebracht.
Sie waren gerade bei dem Aussehen von Ausrüstungsteilen angelangt, als Asanriel mit einem leisen Stöhnen unter dem Tisch hervor kam.
Mit schmerzverzerrtem Gesicht rieb er sich den Schädel.
Seine geröteten Augen musterten die merkwürdige Gemeinschaft, als er sich zu den anderen an den Tisch setzte und schweigend in ein Brötchen biss.
Seine Informationsquellen hatten recht gehabt, etwas interessantes ging hier vor, und er brauchte die Abwechslung, die Ablenkung und das Vergessen des normalen Alltags dringender als je zuvor.
Insofern war er genau richtig hier.
 
Zuletzt bearbeitet:
nerienna schrieb:
[COLOR=841818]Vergänglichkeit [/COLOR]



[An dieses Zitat musste er lachen], denn Ruhm war eine möglicher Übersetzung des Runenwortes, das seinen ersten Schrumpfkopf geziert hatte.

[] Die Präposistion passt dort nicht. 'Bei diesem Zitat musste er lachen' passt besser.

Sehr nettes Kapitel. Schön das auch Shar'Tel wieder auftaucht und es passt auch. Ich errinnere mich noch an das Orginal und finde die Veränderung gelungen.
 
Oops, da ist mir doch glatt ein ein-Satz-angefangen, anderer-zuendegebracht durchgegangen...
Ist korrigiert.

(Ich tippe manchmal schneller als ich denke, und es hieß eigentlich Als er an dieses Zitat dachte)

Shar'Tel ist noch anwesend, in einigen Kapiteln wird sie dann mal eigene Wege gehen, wofür ihr aber auch nochmal ein größerer Auftritt gegönnt ist (laut meiner Liste).
Ich schrei dann, werde da vermutlich Hilfe brauchen...
 
So wieder ein verspätetes Kapitel, tut mir - uns - leid. Aber die Kapitel werden immer schwerer und ich hatte sehr wenig Zeit in den letzten Tagen. Aber nun ist es ja da und ich denke es ist garnicht mal so übel.

viel Spaß beim lesen.
 
Kopfschmerzen

Das Aufwachen war zäh und qualvoll.
Wieder hatten sie die Hälfte der Nacht grausame Alpträume gequält.
Morwen hatte, nachdem ihr Meister sie mühsam beruhigt hatte, nur sehr unruhigen und kaum erholsamen Schlaf gefunden.
Nach der Nacht, die auf Anikis Tot gefolgt war, hatte sie nicht gedacht, dass es noch schlimmer werden konnte, doch sie hatte sich geirrt.
In den vergangen Nächten hatte sich immer wieder das Bild der Assasiene in ihre Alpträume geschlichen.
Immer und immer wieder hatte es sie gequält.

Sie setzte sich auf.
Amaion stand an dem einzigen kleinen schmutzigen Fenster des Zimmers und blickte hinaus in den Regen, der sich in Sturzbächen, so als wolle er eine Sintflut hervorrufen, auf die Erde ergoss.
Seine Gedanken schienen weit fort zu sein.
Er entfernte sich immer weiter von ihr, und das tat weh.
Der Necromancer bemerkte die Bewegung und drehte sich um.
Er nickte ihr abwesend zu.
   „Frühstück? Ich geh schonmal vor...“

Als Morwen unten ankam, sah sie, dass Amaion irgendetwas mit seinem Bruder diskutierte.
Die beiden verstummten sofort, als sie sahen, dass sich jemand weiteres näherte.
  „Guten Morgen Joreth“
Morwen musterte die beiden Necromancer, Was hatten die beiden wohl besprochen? Sie ruckte mit dem Kopf, als wollte sie den Gedanken hinausschütteln. Denn um über so was nachzugrübeln war sie eindeutig zu müde. Oh ja, sie war schrecklich müde, wie sehr sehnte sie sich nur nach ein wenig Schlaf. Erholsamen, ruhigen Schlaf. Nur ein paar Minuten, ein paar wenige Minuten ohne Qual Schlafen.
Friedlich Schlafen,…in starken beschützenden Armen…
Sie erschrak vor ihren eigenen Gedanken – was dachte sie da nur. Setze ihr der Schlafentzug etwa so zu? Sie schallte sich eine Närrin – schon bei dem Gedanken dass jemand, ein Mann, sie im Arm halten konnte jagten kalte scheuer ihren Rücken hinab. Aber da war noch etwas anderes, ein klitzekleines bisschen Sehnsucht und seltsamer weise irgendein Gefühl, dass nach Vertrautheit schmeckte, sie aber nicht einordnen konnte.
Aber am Meisten war da Angst.

Plötzlich stellte sie fest, dass sie am Tisch saß und ein wunderbar duftendes Brötchen vor sich hatte. Amaion saß ihr gegenüber, aber er war eigentlich gar nicht da, sein Blick war wieder in die Ferne gerichtet. Wo war er nur?
Von Asanriel ertönte ein leises Schnarchen, er war einfach auf seinem Stuhl eingeschlafen – wahrscheinlich musste er immer noch seinen Rausch ausschlafen.
Micaya rette ihn beherzt davor mit dem Kopf in sein Frühstück zu stürzen, unwillkürlich musste Morwen lachen.
Das lachen blieb ihr im Halse stecken.
Das Zeichen des Ordens, welches sich auf ihrem linken Arm befand brannte – nein, es brannte nicht, es glühte.
Der grausame Schmerz schien sich immer weiter auszudehnen und sich durch ihren Körper zu fressen, sich wie tausend Messerstiche in jede einzelne Zelle zu bohren.
Sie merkte noch dass sie vom Stuhl fiel, dann schlug sie hart mit dem Kopf auf den schmutzigen, gar widerwärtigen, Boden auf und verlor das Bewusstsein.

Amaion nahm dies nur am Rande wahr, ein Schmerz, als wäre ihm mit einer Axt der Schädel gespalten worden durchzuckten seinen Kopf, seine Sicht trübte sich kurz.
Als er wieder richtig sah und der Schmerz langsam abflaute bemerkte er gerade noch wie Tscha und Micaya auf sprangen.
Wo war Morwen? Sie hatte doch gerade noch ihm gegenüber gesessen.
Er Erschrak als er begriff warum Micaya und Tscha aufgesprungen waren – Er stand auf, schwankte.
Nun war Morwen wieder in seinem Sichtbereich. Sie lag Bewusstlos auf dem Boden, Micaya hielt sanft ihren Kopf.
In Ihrem Gesicht zuckte es, dann schlug sie die Augen auf.
    „Amaion?“
Micaya hinderte Morwen daran sich voreilig aufzusetzen, Amaion nickte ganz langsam.
Der plötzliche Schmerz war fort, auch der dumpfe Druck, der in den letzten Tagen immer heftiger geworden war, war verschwunden, hatte eine erschreckende Klarheit hinterlassen.
Aber auch eine beunruhigende Leere.
    „Alysy. Sie ist fort.“
Ein Teil seines Bewusstseins tastete nach der Verbindung zu seinem Meister.
   Wir konntest Du das tun!
Die Antwort war leise und schmerzerfüllt.
   Wie hätte ich es nicht tun können?

    „Vorsicht!“
Warnte Micaya und hielt Morwen wieder zurück
   „Du hast dir den Kopf ziemlich eingeschlagen. Amaion was ist los…?“
Die jüngere Assasiene stöhnte laut und hielt sich den Kopf.
Amaion schüttelte den seinen.
   „Nicht jetzt, wir sollten Morwen hochbringen, sie ist nicht tief gefallen, aber sehr hart.“
Er kam um den Tisch herum und Kniete sich neben seine Schülerin.
Als er Anstalten machte sie hochzuheben schubste Tscha ihn grob weg.
    „Das mache ich.“
Und damit hob er seine Schwester hoch und trug sie in ihr Zimmer.
Nicht nur ihr Kopf dröhnte auch ging immer noch ein stetiger Strom von Schmerz von dem Zeichen auf ihrem Arm aus.
Sie musste mit Amaion reden, jetzt!
Sanft legte Tscha sie auf einem der Betten ab, er war dabei so sanft wie man es bei seinen riesigen Pranken kaum vermutete hätte.
    „Morwen, Schwesterlein, was ist passiert…“
Morwen schüttelte den Kopf, der darauf mit einem Schmerz antwortete dass es ihr vorkam als ob es ihren Schädel Spaltete. Tscha nickte – sein blick war besorgt.
   „Also gut…, dies geht mich wohl nichts an…“
Kurz warf er einen Blick zu Amaion, der gerade in der Tür aufgetaucht war, dann beugte er sich noch einmal zu Morwen herab und flüsterte:
   „Wenn der Kerl dich anfasst bring ich ihn um…
Mein Schwesterlein, wenn irgendetwas ist sage es mir, ich bin für dich da wann immer du mich brauchst. Sei nur nie wieder so Traurig...“
   …Ich könnte es nicht ertragen.
Setze er in Gedanken hinzu und verließ, nicht ohne Amaion noch einen misstrauischen Blick zuzuwerfen, das Zimmer.
Jetzt erst blickte Morwen sich um.
Tscha konnte es nicht wissen, das war klar, aber er hatte geirrt.
Dies war nicht ihr Bett, sondern Amaions.
Der Necromancer trat näher, Morwen lief rot an und machte Anstalten aufzustehen.
   „Tut mir leid, mein Bruder hat sich wohl vertan…“
Er hielt zurück:
   „Das ist nicht schlimm, bleib liegen.“
Sie ließ sich zurück sinken.
   „Was ist passiert Amaion…jemand ist Tod, dass habe ich gespürt. Alysy? Dass kann nicht sein…nein….nicht sie…“
Amaion ließ sich am Fußende des Bettes nieder.
   „Du hast nur gespürt, dass jemand gestorben ist nicht wer, nicht wahr?“
Morwen nickte Stumm – nicken tat nicht so weh wie Kopfschütteln.
    „Das Leid der Hüter, sie spüren wenn jemand stirbt denn sie zu beschützen hatten…“
Seine Stimme hatte etwas seltsam verträumtes, so als wären seine Gedanken woanders.
   „Amaion was ist los…wie ist Alysy gestorben?“

Amaion schloss die Augen.
   Du kannst mir nicht erklären...
Sein Lehrer wartete nicht, bis Amaion den Satz zu Ende gedacht hatte.
    Hör zu, ich habe weder die Zeit, noch die Möglichkeiten Dir das jetzt zu erklären. Sei versichert, es gab keine andere Möglichkeit. Ich werde bald bei euch sein, dann wirst Du verstehen...
Der Mann unterbrach die Verbindung.
Amaion biss die Zähne zusammen.
Was er gefühlt hatte, war Angst.
Und das war nichts, was er von seinem Meister kannte, und es verhieß nichts Gutes.
Er öffnete die Augen, stand auf und legte seine Hand auf Morwens Schulter.
Morwen fröstelte kurz, Amaions Hand fehlte jede Wärme, dass spürte sie sogar durch ihre Kleidung.
   „Ich kann es Dir nicht sagen. Aber irgendetwas ist faul, und der, der uns das erklären kann, wird dies nicht über Entfernung tun. Wir können nichts tun, als abzuwarten...“
Langsam ging er zu Morwens Bett und setzte sich.
  „Bleib liegen, ruh Dich ein Wenig aus, ich werde das gleiche tun...“
Sie vergrub ihr Gesicht in das Kissen, ihr Schädel dröhnte – und das Zeichen auf ihrem Arm kribbelte.
Nach ein paar tiefen Atmen Zügen, wurde es klarer in ihrem Kopf. Am Rande ihres Bewusstseins nahm sie den Geruch wahr der an dem Kissen haftete, und plötzlich war es ihr als wäre sie zu Hause.
Sie schloss die Augen und versank in gnädiger Dunkelheit
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben