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[Story] Adversitas mortalis

So es ist Zeit für das nächste Kapitel...


Ich wünsche viel Spaß beim lesen und wie immer sind natürlich Kommentare erwünscht.

€: Leider will die Formatierung nicht so wie ich es will, ich bitte um Entschuldigung.
 
Dämonenorden


Ein Lichtstrahl kitzelte ihre Nasenspitze, sie wachte auf. Ihre Träume waren wirr gewesen.
Sie blickte zu Amaion herüber und beglückwünschte die Tatsache, dass sie voll bekleidet zu Bett gegangen war. Sie sah wohl jetzt etwas zerknautscht aus, aber das störte sie nicht wirklich.
Amaion lag ruhig in Micayas Bett.
Das zerknüllte Nachthemd war ein Stück heruntergerutscht, und Morwen konnte Tränenspuren auf dem bleichen Gesicht des Necromancers erkennen.
Sie wollte sich fürchten, doch als sie in sein trauriges Gesicht blickte konnte sie es einfach nicht.

Nachdenklich und immernoch müde betrat Morwen den Schankraum. Nur Shar'Tel saß schon am Tisch und frühstückte.
Stumm setzte sich Morwen zu der Amazone und fing an zu Frühstücken. Sie wirkte seltsam gleichgültig.
  „Weißt du wo die anderen…“
Micaya und Tscha kamen just in dem Moment in den Schankraum, setzten sich zu den beiden anderen und bedienten sich am Essen.
  „Wäre jemand so lieb und weckt Amaion? Er liegt nämlich in meinem Bett.“
Und wieder kam jemand die Treppe herunter, Joreth.
  „Ach, da ist er gelandet… er war nicht hier... da hab ich mir gedacht ich nehme mal sein Bett.“
  „Irgendwie, waren einige nicht da wo sie hingehörten…“
Ein leichtes Lächeln huschte über Morwens Gesicht.
  „Ach, ich denke im Grunde genommen war ich eigentlich da wo ich hingehörte“
Micaya lächelte ebenfalls, Tscha wirkte verlegen. Ein Hauch von rosa zeigte sich auf seinen Wangen.
  „Ach Tscha“
Morwen lachte, doch ihr Lachen klang schwach.

  „Es tut mir ja Leid das ich eure gute Laune nicht teilen kann…“
Amaion ließ sich auf einem Stuhl am Tisch fallen, zog einen Teller zu sich ran und fing an zu essen. Er blickte auf – zu Tscha.
  „Na … gut geschlafen?“
Der Druide sah aus, als wolle er am Liebsten im Boden versinken.
Morwens Augen funkelten wütend. Amaion grinste spöttisch.
  „Das muss er aushalten…wenn er sich nicht wie ein kleines Kind aufführt – was er ja durchaus schon getan hat – ist alles in ein paar Tagen vorbei…“
Damit griff er nach einem Teller, den er Tscha unter die Nase hielt.
  „Eine Wurst?

Morwen beuge sich vor und zischte Amaion an:
  „Behandle meinen Bruder nicht so…Tscha wirkt so schüchtern und schwach – im Kampf ist er gnadenlos…“
  „Ach…“
Amaion legte seinen Kopf schief, er setzte zum Sprechen an, Atmete dann aber nur mit einem Seufzer aus.
  „Ich verkneife mir mal besser meine Bemerkung“
Sagte er schließlich
Micaya fing schallend an zu lachen, Morwen zuckte zusammen und sah Amaion fragend an.
  „Die Bemerkung wäre auf deine Kosten gegangen, du willst sie sicher nicht wissen“
Erklärte die andere Assasiene.
Joreth grinste.
  „Immerhin bin diesmal nicht ich das Opfer seiner spitzen Zunge...“
Amaion rümpfte die Nase.
  „Du weißt genau, was Deine Antwort gewesen wäre, und Du hättest Recht damit. Insofern - lassen wir das lieber.“

Morwen schnaubte, sie wirkte plötzlich wütend. Offensichtlich verstand sie die Situation nicht wirklich.
  „Glaubst du mir etwa nicht?“
Amaion seufzte wieder, er hatte etwas anderes mit seinem Kommentar gemeint.
  „Wir wollen uns jetzt nicht streiten.“
Wieder Seufzte er – stand auf um sich auf einem Stuhl neben Morwen nieder zu lassen
  „Tut mir leid, wenn ich da was ein bisschen blöd ausgedrückt hab, aber ich weiß ganz genau, was ein schüchterner kleiner Junge ist - und wie er sich fühlt.“
  „Du und Schüchtern?“
Die Stimme der Assasiene klang ungläubig.
  „Die Gegenwart eines Dämons verändert vieles… und manchmal täuscht sie über etwas hinweg...“

  „Ich hätte nicht Gedacht das du einmal schüchtern warst – aber bei Tscha denkt auch niemand das er so anders ist Kampf ist, so Gnadenlos. Er wird zur Bestie wenn einer der Menschen bedroht wird den er schätzt und liebt. Der Grund liegt wohl in seiner Vergangenheit… bei…“
  „Morwen!“
Warf Tscha ein
  „Ich kann ja jetzt auch mal von dir erzählen… z.B. von deiner Zeit beim Orden. Davon erzählst du doch so gerne…“
Es klang wie eine Eiskalte Drohung.
Morwen schluckte, sie hatte den Orden schon einmal kurz erwähnt doch …
Amaion blickte Tscha an, in seinem Blick lag etwas Seltsames – irgendwie erinnerte es entfernt an Trotz.

  Sein Blick suchte den Micayas.
Sie fühlte etwas wie eine federleichte Berührung in ihren Gedanken.
 Bist Du glücklich?
Mic ließ zu, dass Amaion an ihren Gedanken teilhatte.
Amaion wandte sich Tscha zu und griff nach seinem Arm.
Einen Moment später ließ er wieder los.
  "Tut mir leid, aber ich musste mir sicher sein."
Er blickte wieder zu Morwen.
  "Ich würde gerne davon hören, willst Du uns nicht etwas erzählen?"
Seine Stimme klang sanft, spürte er doch das dieser Orden viel mit Morwens Leid zu tun haben musste.

   „Morwen erzählt fast nie davon…“
Tschas Stimme klang als würde es ihm Leid tun, dass er seiner Schwester damit gedroht - und damit in Bedrängnis gebracht hatte etwas zu erzählen.
   "Las gut sein Tscha…“ Sekunden lang zögerte Morwen, dann zog sie ihren linken Ärmel hoch. Auf ihrem Arm war ein Dämonenkopf eingebrannt. Der Kopf war umschlungen von Ketten - einigen Verzierungen. Amaion und Joreth beugte sich über das Zeichen, um es genauer zu betrachten. Micaya hob nur eine Augenbraue.
Amaion studierte das Zeichen genau, doch nur Joreth schien die vielen Narben auf Morwens Arm zu bemerken, beunruhigt betrachtete er sie, es waren keine Narben wie man sie durch Verletzungen im Kampf erhielt, es waren Narben von Wunden die man sich selber antat, die sie sich selbst antat.
Einige der Wunden konnten gar nicht mal so alt sein, sie waren noch nicht ganz verheilt.
Er lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf das Zeichen.
Amaion stand noch immer mit gerunzelter Stirn da, dann fing er an zögernd zu sprechen:
  „Der Leithian Orden. Ich kenne das Zeichen,...nur allzu gut“
Er schwieg, als würde er nicht alles sagen wollen was er wusste.
 
Zuletzt bearbeitet:
sehr mysteriös :eek:
Aber wieder super Kapitel, auch wenns mehr Fragen aufwirft, als es löst :D
Bin schon gespannt wies weitergeht.

(Die Verbesserungen kommen dann die nächsten Tage per pm oder so reingeschneit)
 
Bitte so, oder an 2 Empfänger, wir brauchen sie beide, Elin für im Thread, ich fürs Hauptdokument...

Die nächsten Kapitel sind recht stark zusammenhängend, aufeinander aufbauend und ineinander verwoben.
Sollte also am Sa schonmal einiges geklärt werden...
anderes erst später.
Aber wir wollen ja auch nicht alles auf einmal verraten, wäre ja langweilig.
 
Wenn mans genau nimmt, dann beantwortet dieses Kapitel überhaupt keine Fragen, sondern wirft nur Neue auf. Das ist keines Falls schlecht.

Aber:
Elinaranel schrieb:
[COLOR=841818]Dämonenorden[/COLOR]
„Ich hätte nicht Gedacht das du einmal schüchtern warst – aber bei Tscha denkt auch niemand das er so anders ist Kampf ist, so Gnadenlos.
Eins der beides 'ist's sollte in 'im' abgeändert werden.

Klingt fasst wie Apfelsine. Assassine ist besser und wird auch im deutschen so geschrieben, auch wenn es so gesprochen wird, wies du es getippt hast.
 
:hy:

Wie versprochen, hier der Kommentar: Ich bin zwar nur bis Kapitel 9 gekommen, kann aber denke ich doch schonmal ein erstes Fazit abgeben. Erstens: Die Anglizismen gefallen mir nicht :/ Worte wie „Tornadostormer“ und „Sorceress“ gehören meiner Meinung nach nicht in eine Fantasy-Geschichte. Es klingt einfach dämlich imho. Was mir auch aufgefallen ist: Simon stellt euch beide in den Schatten :p Nicht nur, dass das, was er schreibt, teilweise passender erscheint, das ganze Konstrukt klingt auch irgendwie... ehrfurchtgebietender... ich weiß nicht, wie ich es anders ausdrücken soll.
Wie auch immer: Inhaltlich wirkt der gesamte Anfang so ein wenig wie aus dem Baukasten. Wir nehmen hier einen Brocken, dort einen Brocken, und zum Schluss haben wir einen Turm. Bei der Taverne mag das klappen, dort finde ich das auch weniger schlimm, denn es ist ja Sinn und Zweck des Projekts, aber eine solche Geschichte macht sich meiner Meinung nach besser, wenn sie... aus einem Guss ist, wenn Ihr versteht, was ich meine. Klar, bei mehr als einem Autor ist das unter Umständen schwer umzusetzen, aber mich störts so ein klein wenig.

Der Mangel an Action fällt dennoch seltsamerweise kaum auf, da das, was passiert, schön eingekleidet wird (von allen :p). Der Sprachstil ist, außer dem oben angesprochenen Anglizismen-Manko, durchgehend schön und detailliert, der Inhalt spannend.
Dass die positive Kritik so wenig Platz verschlingt liegt wohl daran, dass es verdammt schwer ist, dass in so ausschweifende Worte zu kleiden, wie ich es bei der Negativen getan habe. Lasst euch davon aber nicht täuschen.

Ich werde auf jeden Fall weiterlesen, wenn sich die Gelegenheit ergibt, und dann auch regelmäßiger kommentieren, versprochen ;) Keep up the good work :top:

mfg

Löffel
 
Die englischen Begriffe nutze hauptsächlich ich - was daran liegt, daß ich das Spiel in der englischen Version hab.
Daß Simon uns am Anfang in den Schatten stelt, wundert mich nicht - er hat schon ein paar Kapitel mehr Übung (siehe Ich denke, also bin ich, wo mittlerweile Teil 3 läuft).
Allerdings dürfte einem aufmerksamen Leser ein gewisser Fortschritt nicht entgehen - mittlerweile erscheinen uns selber die Anfangskapitel ziemlich schwach.

Bin mal gespannt, was Du zu den späteren dann meinst...




Und wieder einmal ist es Samstag, zeit für das nächste Update.
Ich beiße mich mal eben durch die Formatierung, dann schicke ich es raus...
 
Dämonenketten


Amaion hatte Angst.
Er hatte immer damit gerechnet, dass sie ihn eines Tages finden würden, aber er war nicht bereit dafür.
Wobei dieses Mädchen weder eine Sucherin noch eine Jägerin war, das konnte er fühlen.
Die Anderen waren wieder in Gespräche vertieft oder – was Micaya und den Druiden betraf – anderweitig abgelenkt.
Er fasste einen Entschluss.
Langsam und konzentriert, um das Zittern seiner Hand zu verbergen, griff er nach Morwens Arm.

_Das Zeichen, wie tief geht es?
Die Augen der jungen Assassin weiteten sich vor Schreck, als sie die Stimme des Necromancers in ihren eigenen Gedanken hörte.
_Haben sie irgendeine Macht über Dich?
Morwen versuchte, ihm den Arm zu entreißen, aber Amaions Hand lag dort wie festgewachsen.
_Ich muss es wissen. Aber ich möchte nicht, dass Tscha es mitbekommt. Ich glaube nicht, dass es gut ist, wenn er mehr erfährt als unbedingt notwendig. Aber ich kenne die Gefahr. Zeig es mir einfach.

Er ließ ihren Arm los, als sie wieder an ihrem Arm zog, und das Mädchen schob ein zweites Mal ihren Ärmel hoch.
Der Mann schloss kurz die Augen, als wollte er den Anblick, der sich ihm bot, dadurch einfach ungeschehen machen. Es war ein Dämonenkopf, um den sich Ketten wanden.
Er sah ihren verständnislosen Blick, und er hörte ihre Worte:
__„Warum sollte sie irgendwelche Macht über mich haben?“
Der Necromancer schmeckte Blut.
Er hatte sich zu fest auf die Lippe gebissen, um die Kontrolle zu behalten.
Er schluckte zweimal, bevor er Morwen wieder ansah und den Kopf schüttelte.
__„Das meinte ich nicht. Zeige mir, wie tief es geht.“
Damit griff er wieder nach ihrem Arm.
_Innen. Wie tief haben sie es in Deinen Geist gebrannt?
Mit einem Finger fuhr er die äußere Linie nach.
_Du musst mich hereinlassen, Du selber wirst es nicht erkennen können...

Die junge Assassin riss mit einer hektischen Bewegung den Arm zurück.
__„Was willst Du uns unterstellen? Sie waren immer meine Freunde, und ich trage dieses Zeichen mit Stolz! Ich bin ein Teil davon! Und sag mir, warum sollte ich Dir so weit vertrauen, Dich in meinen Geist zu lassen? Etwas, was man nie, niemals zulassen sollte, selbst wenn man die Person kennt und ihr vertraut? Ich kenne Dich nicht...“
Mit einer ruckartigen Bewegung wandte sie ihr Gesicht von ihm ab.

Mit einem Mal fühlte Amaion die Last der Jahrtausende, die sein dämonischer Teil erlebt hatte, auf seinen Schultern liegen.
Er war alt, aber noch nie hatte er sich so alt gefühlt wie in diesem Moment.
Der Moment, indem er die Fesseln entdeckt hatte.
Fein, kaum sichtbar, aber doch unvergleichlich machtvoll.
Er konnte sie fühlen, denn in der Erinnerung schnitt sie durch seine eigene Seele.
Sein Blick suchte die Augen seines Bruders, der bemerkt hatte, dass irgendetwas nicht in Ordnung war.
Er nickte unmerklich.
Dann streckte er noch einmal die Hand aus, um Morwen zu berühren.

_Sie haben Dich belogen. Sie ist da, die Verbindung. Sie sieht nicht stark aus, und im Normalfall wirst Du sie nichtmal fühlen können, aber wenn sie Dich rufen, wirst Du kommen. Und Du wirst tun, was sie von Dir verlangen, egal, was es ist.
Die Stimme in Morwens Gedanken klang müde.
Amaion lies ihren Arm los und zog seinen eigenen Ärmel kurz hoch.
Das Zeichen auf seinem Arm glich dem ihren, nur dass die Farben andere waren.
_Frage nicht, welchen Preis ich gezahlt habe, um ihnen zu entkommen. Joreth weiß ein paar Dinge, Micaya habe ich nichts davon erzählt. Ich bin nicht stolz darauf, was ich getan habe, und auch wenn ich keine andere Wahl hatte, schäme ich mich heute noch...
Er schluckte erneut trocken.
Dann zog er ruckartig den Ärmel wieder herunter.
_Behalte Dein Zeichen, behalte Deinen Orden, aber lass zu, dass ich die Macht wegnehme. Sei froh, dass Du diese Seite der Verbindung noch nicht kennengelernt hast...

Morwen schloss ihre Augen und sammelte sich.
Sie zögerte noch einen Moment, dann trat auch sie diesmal auf diese merkwürdige Art und Weise mit Amaion in Verbindung.
_Du kannst die Verbindung nicht unterbrechen, sie ist zu stark. Warum, ist meine Sache. Sei Dir aber versichert, sie können mich nicht beeinflussen, ich...
Die junge Assassin brach ab.
Ruckartig zog sie den Ärmel wieder herunter, aber nicht schnell genug.
Amaion hatte gesehen, dass das Zeichen glühte.

Ein eiskalter Schauer lief dem Necromancer den Rücken herab.
Der Blick den er der Assassin zuwarf, was fast flehend.
_Ich wollte Dich nur schützen. Es ist...
Er zögerte einen Moment
_Es war einer von Maurynnas Zaubern. Mein Bruder hat es ja erzählt – sie war Kräuterfrau, Heilerin, und die Zauber, auf die sie sich verstand, waren Schutzzauber. Er weiß nicht, dass sie es war, die mir meine Freiheit zurückgab, er weiß nur, dass der Zauber, der die Fesseln löste, mächtig war.
Seine Augen wanderten zu Joreth.
_Ich fürchte, sie haben ihre Spione, ihre Diener bei Deinem Volk, und sie haben es damals in die Wege geleitet, dass Maurynna beseitigt wurde. Möglicherweise also auch mal wieder meine Schuld...

Die Augen der Assassin funkelten wütend, während die Stimme ihrer Gedanken den Necromancer anfuhr.
_Schweig! Rede NIE NIE NIE wieder so über den Orden, du hast keine Ahnung was es ist du hast nie die Ziele verstanden und nie das gute verinnerlicht. Der Orden besitzt keine "Diener" Die erste Regel lautet: Senke niemals den Kopf vor einem Anderen Lebewesen, folge niemals jemanden blind!
Amaions Augen hielten die Ihren gefangen.
_Und warum zitterst Du dann so? Was macht Dir Angst?
Er wartete einen Moment, bevor er fortfuhr.
_Was Du aufzählst, sind die ursprünglichen Ziele des Ordens. Das, weshalb ich sie aufgesucht hatte. Was ich dort erfuhr war ... anders. Finster. Es geht dabei um viel Macht. Und leider sind Schlüsselfiguren korrumpiert. Warum hätte sonst Rynna sterben müssen, die nur Frieden für alle wollte? Was sie geschaffen hat, ist genau das, was der Orden zu sein behauptet. Frieden für alle Wesen. Und doch musste sie sterben!

Joreth sah langsam von seinem Bruder zu Morwen und wieder zurück.
Schließlich richtete er sich auf.
__„Tut mir einen Gefallen, ihr beiden, was auch immer ihr zu klären habt, tut das woanders. Geht rauf in ein Zimmer und macht die Tür zu, wenn es keiner hören soll, aber so ist das auch nichts!“
Simons Gesicht verzog sich zu einer grimmigen Fratze.
Auch er hatte bemerkt, dass zwischen den beiden etwas im Gange war, und es gefiel ihm ganz und gar nicht. Ein wenig Erleichterung war zu erkennen, als Morwen dem Necromancer ihre Hand entriss.

__„Die Führenden Mitglieder sind Korrupt? Haben ihre Ziele verloren?“
Wieder schob sie den Ärmel hoch und hielt Amaion das Mal vor die Augen.
__„Vielleicht ist es dir nicht aufgefallen, aber mein Mal ist Golden, so wie es alle Führenden Mitglieder haben. Wenn du sie so beschimpfst dann Beschimpfst du auch mich!“
Amaion schüttelte langsam den Kopf.
__„Und Du hast mir nicht zugehört. Ich sagte Schlüsselfiguren. Das schließt nicht alle ein, aber auch nicht alle aus.“
Mit einer ruckartigen Bewegung zog er seinen eigenen Ärmel hoch und offenbarte sein Mal, Schwarz, mit einer feinen silbernen Linie.
__„Sucher, Geheimnisfinder. Frag sie nach dem Grund für die Dinge, die ich Dir genannt habe.“
Damit stand er auf und verließ die Taverne.

Joreth folgte seinem Bruder.
Als er kurze Zeit später wieder hereinkam war sein Gesicht ernst.
Er legte Micaya die Hand auf die Schulter.
__„Wir gehen. Es ist Deine Entscheidung, wenn Du bleiben willst, bleib. Ich werde nicht in ihrer Nähe bleiben, und Amaion schon gleich gar nicht. Wir haben vor, noch ein paar Jahre am Leben zu bleiben.“
Die Assassin wischte eine Träne weg, griff dann nach der Hand des Necromancers.
Für Tscha fühlte es sich an, als hätte jemand einen Eimer kalten Wassers über ihm ausgekippt.
Sie hielt die Hand fest, während er weitersprach. Diesmal war der Blick des Necromancers auf Morwen gerichtet.
__„Sie haben ihn aufgenommen und ausgebildet, dann haben sie ihn ausgelacht und ausgenutzt. Er kann oft die Wahrheit erkennen und er kann sich bewegen, ohne dass man ihn bemerkt. Das macht ihn zum perfekten Spion. Und er hat Recht - wer den Schmerz anderer - wie den Seinen - so einsetzt, der kann nicht die Ziele verfolgen, von denen sie so groß reden!“
Damit wandte er sich wieder an Micaya.
__„Wir warten bis morgen Abend, falls Du mitkommen willst, Du weißt, wo Du uns findest. Danach sind wir weg.“

Amaions Kopf tauchte in einem Spalt der Tür auf.
Er sah seinen Bruder ungeduldig an.
Joreth drückte Micaya nochmal kurz an sich, dann wandte er sich Richtung Tür.
__„Nein...“
Tiefer Kummer stand in Morwens Gesicht.
Sie hatte Angst, die gerade erst gefundenen Freunde wieder zu verlieren.
Angst, die Menschen zu verlieren, die ihr etwas halt gegeben hatten.
Micaya vertraute den Necromancern, sie war jahrelang mit ihnen durch die Gegend gezogen.
Wenn sie ihnen jetzt folgen würde, würde auch Tscha ihr das nie verzeihen, aber Morwen konnte sich nicht vorstellen, dass die Ältere sich in ihrer Gegenwart weiterhin wohlfühlen würde...
__„Bitte, geht nicht!“
Sie senkte den Kopf.
__„Es hat eine Zeit des Verrates gegeben. Eine dunkle Zeit. Soviel Grausames ist damals geschehen. Die uralten Regeln wurden gebrochen und teilweise über Bord geworfen. Aber die Leute wurden herausgeworfen. Wir haben sie verbannt. Oder besser gesagt meine Vorgänger. Der heutige Orden verehrt die alten Regeln und Ziele noch strikter."

Amaion schüttelte den Kopf.
__„Nichts, was diese Fesseln beinhaltet kann gut sein. Es tut mir leid, aber jemand, dessen freier Wille nicht hundertprozentig gesichert ist und der diese Verbindung hat, stellt eine Gefahr da. Für mich, für meinen Bruder und alle anderen, die jemals damit in Berührung gekommen sind, sich aber befreit haben. Ich kann sie noch immer hören, wenn ich will, aber ich muss nicht mehr folgen. Das war alles, was ich Dir angeboten habe.“
In den Augen der jungen Assassin flammte Wut auf.
__„Wie kannst Du es wagen! Ich habe nie Stimmen gehört, wenn Du es tust, müsstest eher Du es sein, der eine Gefahr darstellt! Ich bin niemals irgendjemandem gefolgt! Niemand würde es wagen, mir Anweisungen zu erteilen, und ich wäre auch niemals bereit, darauf zu hören!“
Morwen schluckte.
Okay – sie ging ihren eigenen Weg, doch sie musste zugeben das der Orden ihr Aufträge erteilt hatte die sie eigentlich nicht hatte ausführen wollen. Aber die sie nicht hatte ablehnen dürfen.
Einen Moment flackerte das Gesicht eines Mädchens vor ihren Augen auf. Es war nicht das einzige Kind gewesen, das sie getötet hatte...
Nichts desto trotz.
Die Spielregeln waren ganz einfach hart.
Sie schob die Gedanken beiseite als Amaion trocken lachte.
Sein Lachen klang fast wie ein Hustenanfall, und die Augen des Necromancers enthielten weder Freude noch Humor.
__„Du bist kein Sucher. Sie wissen nicht, dass ich sie höre. Und glaub mir, Du kannst durch die Verbindung mit ihnen sprechen...“

Es war Joreth dessen leise Stimme die gespannte Situation durchbrach.
__„Was ist, wenn sie Recht hat?“
Er wandte sich an Morwen.
__„Wie alt bist Du? 18, höchstens 20 würde ich schätzen...“
Morwen nickte.
__„19 Jahre.“
Joreths Blick wanderte von einem der Anwesenden zum nächsten und blieben schließlich auf seinem Bruder hängen.
__„Es sind 26 Jahre vergangen, seit ich Maurynna und Mara beerdigt habe – auf der Lichtung, wo sie gelebt haben. Noch länger ist es her, dass Du die Fesselverbindung durchbrochen hast. Morwen, Du warst noch nicht einmal geboren, als Amaion sein Zeichen erhielt, und als Du Deinen ersten Dämon gesehen hast, war er hatte er die Verbindung schon längst durchbrochen.“

Langsam öffnete Amaion die Tür ganz.
Mit vorsichtigen Schritten ging er zurück zum Tisch.
Fast flehentlich streckte er Morwen seine Hand entgegen.
Sie reichte ihm die ihre und beobachtete ein wenig misstrauisch, wie er das Zeichen auf seinem eigenen Arm freilegte. Er zögerte einen Moment, bevor er es auf das ihre presste.
Einen Moment standen beide reglos da, dann ließ der Necromancer den Arm der Assassin los und sank auf den Stuhl neben ihr.
Seine Hände zitterten.
__„Sie haben losgelassen...“
Er vergrub das Gesicht in den Händen.
__„Und sie haben mich begrüßt...“

Morwens Blick drückte echtes Erstaunen aus, als sie Amaion ansah. Aber auch Kummer.
__„Warum erschreckt es Dich so?“
Sie bemerkte die Träne nicht , die quälend langsam über ihr Gesicht lief.
__„Glaubst Du mir jetzt?“
Amaion schien ihre Worte nicht zu hören.
Das Blatt, das er aus der Tasche gezogen hatte, verfärbte sich in seinen Fingern silbern und dann schwarz, bevor es zwischen seinen Lippen verschwand.
Micaya verzog das Gesicht, zog es aber dennoch vor, den Kommentar zu verschlucken.
Es war ihr bekannt, dass Amaion gewisse Substanzen konsumierte, die ihr nicht geheuer waren.

Amaion sah seine Hände an.
Er beobachtete, wie sie immer ruhiger wurden.
Als das Zittern sich gelegt hatte, sah er Morwen an.
_„Du kannst mit jedem des Ordens Sprechen, wie ich mit Dir gesprochen habe, nur wirst Du keine Berührung dafür brauchen. So wie ich Micaya nicht zu berühren brauche.“
__Und Dich auch nicht mehr. Ich habe die Sende-Blockade aus der Verbindung genommen. Genauso kannst auch Du jetzt jederzeit mit mir sprechen. Zugehört habe ich immer...
 
Zuletzt bearbeitet:
hm, aha, hä... :D

Ich hoffe mal, dass da die nächsten Kapitel noch so einiges geklärt wird. Gerade was es mit dieser "Organisation" auf sich hat, wird hier wenig bis gar nicht beantwortet.
Aber ich bin zuversichtlich, dass ich da bald mehr drüber wissen werde, bin das bei euch ja gewohnt.

Was das Kapitel betrifft, ist wieder sehr gut geschrieben.
Allerdings ist mir persönlich viel zu viel Dialog enthalten. Handlung und Gefühle werden immer nur kurz angeschnitten, worauf wieder der nächste Dialogpart folgt.
Würde das an eurer Stelle nicht zu häufig machen, für den Leser wirds sonst sehr zäh und eintönig.

Aber ansonsten: immer weiter so :)

gruß
Krauth

€: wow das war ja mal echte Kritik und nicht nur :top: oder :flopp: :D
 
es ist definitiv ein sehr dialoglastiges Kapitel.
Gebe ich offen zu.
Wird aber auch wieder anders werden.
@Elin: danke für den Hinweis mit dem fehlenden /
 
Es ist Samstag - also ist es wohl Zeit für ein neues Kapitel.

Und diesmal ist es wirklich brandneu...gerade erst fertig geworden.

Wir hoffen es gefällt - Lob und Kritik wäre toll.
 
[COLOR=841818] Dämonenstern[/COLOR]

Morwen senkte ihren Kopf.
  Ich wusste nie das ich so mit jemanden reden kann – und erst recht nicht mit jemanden vom Orden. Bei manchen Aufträgen wäre es hilfreich gewesen – Ich will meinen neuen Auftrag nicht erfüllen, ich will hier nicht weg.
Amaion Zog eine Augenbraue hoch:
   Willst du mir nicht erzählen um was es geht – ich könnte dir…
Es schien als hätte Morwen Amaions Einwand nicht bemerkt – Schnell flossen die Worte aus ihr heraus.
   Ich will nicht zurück in die völlige Einsamkeit, ich will hier bleiben. Ich war doch schon so lange einsam – ich…ich…
Amaion legte ihr eine Hand auf die Schulter, sie ließ es zu.
Joreth hatte den stummen Wortwechsel mitbekommen.
Er dachte an die Narben auf ihren Armen.
Narben des Schmerzes aber sicherlich auch der Einsamkeit. Sie musste lange unter Menschen gewesen sein die ihr Herz nicht berührt hatten – die sie nicht allein aber Einsam stehen gelassen hatten.
  Sie war nie allein aber immer einsam.
Joreth nickte Amaion fast unmerklich zu – sie verstanden sich, den beide kannten das Gefühl.
Amaion blickte nun wieder zu Morwen, er sah und spürte genau wie sie sich fühlte. Ihm waren diese Gefühle so vertraut.
  „Du warst lange einsam – viel zu lange.“ In Amaions Stimme lag Bitterkeit.
   „Wenn man die Jahre zählt, warst du nicht halb so lange einsam wie ich – doch wenn ich deinen Geist sehe, habe ich das Gefühl das du Jahrhunderte einsam warst. Keine Sorge. Ich habe nicht geschnüffelt – du hast es mir geradezu an den Kopf geworfen.“
Morwen schwieg, wie viel konnte dieser Mann aus ihrem Gesicht, ihren Augen und ja aus ihren Gefühlen lesen…?

Plötzlich zuckte Morwen zusammen, ihre Augen waren schreckgeweitet.
Verwirrt blickte sie sich um, irgendjemand versuchte mit ihr Kontakt aufzunehmen, aber es war niemand der hier anwesenden.
Die Stimme war unklar, viel zu leise, sie hatte Angst. Hilfesuchend blickte sie Amaion an.
Der lächelte mild, beugte sich vor und strich ihr über den Kopf – er räumte die Blockade fort die sie instinktiv aus Angst aufgebaut hatte.
Und als jetzt die Stimme klar zu ihr durchdrang, zuckte sie wiederholt zusammen. Sie hatte das Bedürfnis sich die Ohren zuzuhalten, doch das hätte natürlich nichts gebracht.
Es war jemand vom Orden.
   Kannst du mir erklären wie du Amaion gefunden hast?
Morwens Antwort kam kurz, knapp und im gebieterischen Ton.
  Zufall, was willst du? Meinen Auftrag weise ich zurück, jetzt lass mich in Ruhe!
  Dein Auftrag wurde bereits jemanden anderem zugewiesen…Aber jetzt genug mit dem!

Nun änderte sich der Tonfall des anderen, die Unterwürfigkeit war dem gebieterischem Ton eines Menschen gewichen, der es gewohnt war, mit Macht umzugehen.
   Amaion hörst du mit?
Der Necromancer sendete eine Stumme Bestätigung.
  Morwen, die Bedeutung von Amaions Zeichen, war Dir deshalb nicht klar, weil es nicht mehr viele von uns gibt. Genauer gesagt bin ich der Letzte. Und deshalb will ich meinen Schüler zurück.
Amaions Gedanken flossen wie Eiswasser an Morwen vorbei und sie fröstelt.
   Warum sollte ich irgendetwas für Dich tun? Hast Du mir damals geholfen?
Die Stimme das anderen wurde besänftigend, jedoch ließen die Worte keine Widerspruch zu.
   Du wirst ihr beibringen, was sie wissen muss.
Amaion kappte die Verbindung.
   „Warum hast du die Verbindung unterbrochen? Was ist los? Wem sollst du etwas beibringen? Dieser…dieser Meister, er darf nicht befehlen, nicht mir!“
Amaion lachte auf, doch es klang tonlos und trocken.
   „Du weißt nicht wer er wirklich ist, er spielt gerne den unscheinbaren, unterwürfigen. Den obersten Geheimnisfinder kennt wohl kaum jemand. Sein Zeichen ist das gleiche wie meines. …es muss ihm unglaublich wichtig sein das du unterwiesen wirst – sonst hätte er seine Maske nicht fallen lassen. Er vertraut dir also…, der Mensch der mir beigebracht hat niemanden zu vertrauen…“
   Ich soll dich also unterweisen – ich weiß nicht ob…ob dir das gefallen wird…
Morwen war nun vollkommen verwirrt
   Aber…ich verstehe nicht, mir wurde das töten gelehrt, sogar die Dunklen Künste– was sollst du mir beibringen?
  Hast Du je hinterfragt, wen Du tötest, und warum?

Auf Amaions frage hin schwieg Morwen, sie hatte keine Antwort.
Zögernd fuhr er fort.
   Du bist zu wichtig, um als Tötungsmaschine zu verkommen. Deshalb musst Du lernen, den Sinn zu verstehen. Und in den Herzen der Menschen zu lesen... Es wird hart für dich werden und Simon wird es nicht gefallen. Er – oder Yawgmoth – werden denken, ich habe anderes mit Dir vor...

In Morwen krampfte sich etwas zusammen
   …Ich werde dich mit deinen Erinnerungen quälen müssen…
Etwas Eiskaltes durchfloss Morwen, und ihr Inneres schien sich noch mehr zusammenzukrampfen. Es raubte ihr beinahe die Luft. Amaion musterte sie besorgt, schnell brachte sie ihren Gesichtsausdruck unter Kontrolle – aber trotzdem, dem Necromancer entging es nicht.
Amaions Stimme hatte nun, als er weiter sendete, etwas Sanftes.
   Es wird hart für dich...aber auch für mich…ich kann mir etwas Schöneres vorstellen, als dich mit deinen Erinnerungen zu quälen. Du wirst es hassen, und Du wirst mich hassen.
Amaion sah sich flüchtig um.
   Und wir werden beide auf unsere Trink- und Konsum Gewohnheiten, von bestimmten Stoffen, achten müssen aufpassen müssen, bei der Belastung.. .
Morwen wusste, dass es ihr wahrscheinlich unmöglich sein würde einige bestimmte Substanzen nicht anzurühren. Sie brauchte sie schon lange nicht mehr nur um zu vergessen, ihr Körper „brauchte“ sie.
   Aber – Amaion wir sollen vorsichtig sein, wir starren uns so stumm an.
Lenkte sie schnell ein, Tscha blickte Amaion aber wirklich böse an.

Der Druide wandte sich an Joreth:
  „Würdest Du Deinem Bruder bitte sagen, dass er seine Finger von meiner Schwester lassen soll? Er ist alt genug um ihr Vater zu sein!“
  „…Und er hat eine Lebenserwartung, die die ihre bei Weitem übersteigt, außerdem ist es nicht das was du denkst...“
Morwen drehte sich bedächtig zu ihrem Bruder um.
  „Tscha halt die Klappe. Und du…“
Sie wendete sich Joreth zu:
   „…was weißt du den schon von meiner Lebenserwartung“
Mit einer schnellen Bewegung zog sie eine Kette hervor und ließ sie vor Joreth Nase baumeln.
   „Ein Dunkler Abendstern! Aber wahrscheinlich wisst ihr noch nichtmal, was das ist – er verlängert die Lebenserwartung enorm.
Amaion griff nach der Kette, Morwen ließ sie ihm.
Joreth Augenbrauen gingen hoch.
Er hätte einen Angriff mit dem Messer erwartet.
Amaion wendete den Anhänger hin und her, legte ihn auf eine Hand und deckte die andere darüber.
Dann gab er Morwen die Kette zurück.
  „Ein gutes Stück, ich hab noch etwas dazugetan.“
Er verzog das Gesicht.
   „Ich brauche so was nicht. Amaion ist älter als diese Hilfsmittel…und ich, ... wir sind eins.“

Simon sah Morwen und Amaion schief an:
   „Hat niemand Lust, mich aufzuklären, was da zwischen euch passiert? Ich meine, ich bin sozial nicht der Begabteste, und vielleicht störe ich ja gerade was ziemlich Wichtiges, aber leider bin ich auch sehr neugierig...“
  [color=firebrick ] „...vor Allem, was Amulette angeht, die womöglich ganz nützliche Dinge können...was kann dieses denn zum Beispiel?“[/COLOR]
Morwen sah Simon finster an.
   „Yawgmoth, das werde ich dir garantiert nicht sagen.“
   [color=firebrick ]„Trotzdem, finde ich, ist das eine tolle Gelegenheit, ein paar Dinge zu testen.“[/color]
Yawgmoth Sprang vor und entriss Morwen die Kette. Er grinste und legte sie sich um.
Morwens Gesicht veränderte – in ihren Augen glitzere plötzlich Wut, ihre Züge waren Kalt.
   „Gib mir die Kette zurück!“
Amaion musste Morwen festhalten, die sich auf Simon oder besser gesagt Yawgmoth stürzen wollte.
   „Beruhige dich – er kann nichts mit der Kette anfangen“
Doch Morwen wollte sich nicht beruhigen. Wütend wehrte sie sich gegen Amaions griff, sie nahm gar nicht wahr wer sie da festhielt.

Ein kaltes Funkeln lag in den Augen der jungen Frau. Der dunkle Abendstern, den Simon sich umgelegt hatte, fing an zu glühen.
Simon schrie.
Amaion zog Morwen herum so dass sie ihm ins Gesicht blickte.
   Hör auf, er weiß nicht was er tut – und du auch nicht.
Das glühen des Abendsterns ließ nach, Simons schreie brachen ab.
Amaion streckte die Hand aus, und Simon gab ihm schnell die Kette.
Der Necromancer hängte sie wieder Morwen um.
Dann berührte er kurz Simons Arm.
   Lektion 1
Morwen fühlte das Aufglühen der Kette, den schmerzhaften Druck, das Brennen auf der Haut, als würde es ihr selber geschehen. Der Druck und das brennen wurden immer stärker, es raubte ihr die Luft, schien ihr die Haut zu versengen.
   „Amaion – nein, hör auf“
keuchte sie.
„Es war noch nicht mal der Punkt an dem ich dich gestoppt habe.“
   Du darfst mit solchen Mächten nicht leichtfertig umgehen.
   Er hätte mir nicht die Kette wegnehmen sollen – ich hab die Beherrschung verloren.
Morwens blicke wanderten Richtung Rumflasche.
Amaion lächelte Mild.
   Du musst noch viel lernen…
Laut sagte er:
  „Wir müssen die Zimmeraufteilung jetzt noch einmal überdenken. Mic wird ihren Platz behalten wollen – und ich denke, dass man Simon und mich jetzt nicht mehr zusammen auf ein Zimmer stecken sollte. Was Morwen angeht…keiner von euch damit jetzt umgehen. Ich werde mir mit ihr ein Zimmer teilen.“
Die Junge Frau zuckte zusammen. Ihr Magen verkrampfte sich ein wenig.
Morwen verstand nicht genau was Amaion ihr beibringen wollte – Er war nun ihr neuer Lehrer.
Amaion ging in Richtung Treppe – Morwen folgte ihm.
Simons Blick, wurde mörderisch.
   Bist du bereit für die nächste Lektion?
 
Elinaranel schrieb:
[COLOR=841818] Dämonenstern[/COLOR]

Keine Sorge. Ich habe nicht geschnüffelt – du hast es mir geradezu an den Kopf geworfen.

Amaions Gedanken flossen wie Eiswasser an Morwen vorbei und sie fröstelt => ließ sie frösteln.
so gefällt mir die Stelle besser
Die Stimme das anderen wurde besänftigend, jedoch ließen die Worte keinen Widerspruch zu.

   Aber – Amaion, wir sollten vorsichtig sein, wir starren uns so stumm an.

  „Wir müssen die Zimmeraufteilung jetzt noch einmal überdenken. Mic wird ihren Platz behalten wollen – und ich denke, dass man Simon und mich jetzt noch zusammen auf ein Zimmer stecken sollte. Was Morwen angeht…keiner von euch damit jetzt umgehen. Ich werde mir mit ihr ein Zimmer teilen.“
In diesem Abschnitt scheinen noch ein paar Worte nicht an der richtigen Position zu sein, sodass sich mir der Sinn nicht ganz erschließt.

Bis auf diese Kleinigkeiten, gefällt mir dies Kapitel richtig gut - besonnders, weil diesmal ein Bisschen Klarheit in die Geheimnisse der Charaktere gekommen ist.
 
So, meine Freunde, es ist Zeit - wieder ein Kapitel von mir...

Zu schade, dass es das letzte sein wird, zumindest bis auf Weiteres.

Es hat mich sehr gefreut, ab und zu Gastkapitel in das große Ganze von Adversitas Mortalis hinzufügen zu dürfen, und hoffe, dass dies Alle als Bereicherung und nicht als störend empfanden. Nun ist es vorbei, so oder so - und ich bin so gespannt wie ihr, was als Nächstes passiert!

Ich wünsche euch viel Spaß mit dem Folgenden.

Vielleicht die passende Musik.

Simon
 
Ein kleines Opfer




Ich könnte ihn umbringen...

Tus. Ist ganz einfach.

Nein! So hab ich das nicht gemeint!

Wie dann?

...im übertragenen Sinn...ich meine, ich sollte nicht eifersüchtig sein. Es ist in zweierlei Hinsicht gut für sie, wenn Amaion ihr näher kommt: Sie hat Jemand, der ihr Halt geben kann, und – sie ist vor dir sicher.

Doppelt gut für sie, aber wie viel schlechter für dich? Für...uns?

Ja, ich kann mir vorstellen, dass es dir mit ihr gut ginge! Ein weiteres Leben, das du ruinieren könntest neben meinem!

Ich bin gekränkt. Du missverstehst wie immer meine Motive. Ich bin doch nicht hier, um dich zu quälen.

Es gibt einige überzeugende Gegenargumente für diese Aussage. Namentlich: Alles, was du je getan hast!

Verwechsle doch nicht Folter ohne Grund mit Bestrafung. Hätte ich dich denn nicht leiden lassen sollen dafür, dass du mich hier eingesperrt hattest?

Ich dachte, darüber wären wir uns längst klar geworden? Ich kann Nichts dafür, dass du in mir bist!

Oh, aber war unsere Abmachung nicht, dass du was dagegen tust?

...ja, aber was soll ich denn machen?

Entwickle mal ein wenig Instinkte. Zum Beispiel dieses Amulett...solche Gelegenheit muss man ergreifen!

Ja, und wie du zugegriffen hast! Damit sollten wir ohnehin keinerlei Chancen mehr bei Morwen haben...

So bedauernswert, die Trauer in deiner inneren Stimme! Wie lange willst du uns beide noch belügen? Du würdest Alles tun, um sie zu gewinnen.

Ja. Nein! Nicht Alles.

Und weißt du was? Ich beginne, zu verstehen.

Was...?

Liebe. Du ertrinkst in einem See von Verlangen nach Morwen, und dein hilfloses Strampeln erzeugt Wellen, die mich dauernd erreichen.

Du...du kannst das nicht verstehen! Du wolltest sie immer nur körperlich!

Korrektur: Ich wollte sie so lange nur körperlich, wie du das auch wolltest, nur ein wenig länger, bis ich bemerkte, welche Veränderung in dir vorging. Vor unserer...Union...hatte ich nie Interesse an Frauen.

Du...

Und auch nicht an Männern, du Vollidiot.

Du willst mir nicht ernsthaft erzählen, weil ich mich in Morwen verliebt habe, hast du die gleichen Gefühle?

Spüre sie selbst.


Simons Emotionen waren für Yawgmoth immer ein offenes Buch gewesen, aber nie hatte der junge Mann empfunden wie der Dämon in ihm es tat. Jetzt, nur für einen winzigen Moment, öffnete sich Yawgmoth, und zu sagen, eine Flut aus Endrücken strömte auf Simon ein, wäre falsch. So schnell eine Flut auch ist, sie beginnt nie in voller Stärke. In diesem Fall jedoch war es, als würde sich Simon von einem Moment auf den anderen auf dem Grund eines tiefen Meeres aus kochendem Wasser befinden. Das Wasser in diesem Fall war glühender Hass tiefster Reinheit, unbefleckt von Skrupeln, geschweige denn Grenzen. Unzählige Geysire heißester Gase speisten die Grundstimmung: Die Ziele seines Hasses, da, Amaion, da, Micaya, Tscha, der Wirt der Taverne...jeder Mensch, den Yawgmoth je getroffen hatte, die meisten Tiere, Pflanzen, das Wetter. Und da, wie zentral in seiner Gedankenwelt platziert, Zwillingsquellen von Sonnenhitze: Simon...und Yawgmoth selbst. Allein die Intensität der Abneigung ihm selbst gegenüber hätte den Dämon längst in eine aus sich selbst geborene Vernichtung treiben sollen, wie auch Simon eigentlich durch die ihm nun entgegenströmende Mischung aus Verachtung, Zorn und Ärger bei lebendigem Leibe in Nanosekundenschnelle gebraten hätte werden sollen.
Doch das geschah nicht, stattdessen durchzuckte Simons Geist in diesem Augenblick von Yawgmoths Öffnung eine unendliche, klirrende Kälte, knochendurchdringend, kaum wich die Betrachtung vom heißen See der Aversion selbst. Was bewirkte diesen Paradigmenwechsel? Wie konnte flammendster Hass derart emotionslos sein? Da bemerkte der in fremder Gedankenwelt Gefangene es: Gleichwohl Hass Alles umgab, von tausenden Quellen gespeist, der Boden, auf dem er stand, das Fundament des Dämons dunkler Motivation: Berechnung, so kalt, so grausam gewissenlos, dass Yawgmoth in der Lage war, seinen Hass zu kanalisieren, statt ihn sinnlos selbstzerstörend in alle Richtungen wahllos zu entladen.
Eine unerbittliche, raue Gefühlssphäre reinsten Chaos’...schockierend, abstoßend, ekelhaft! Aber was war das? Dort, fast nicht zu erkennen und erst durch die Abwesenheit ihres Namens bei den Quellen des feurigkalten Meeres überhaupt auffallend, lag in diesem See des Negativen wie ein einzelner Fisch...nein, ein ganzes Korallenriff bei näherer Betrachtung, immer noch vergleichsweise unbedeutend, aber in sich wunderschön, wahrlich einzigartig, ein Knoten ungefährlicher Wärme, angenehme Milde, Sanftheit in dornigster Umgebung: Yawgmoths Liebe für Morwen. Simon griff danach, hektisch, verzweifelt, vergehend am Rest, und umgab sich mit der vertrauten, schützenden Emotion, nicht mehr wie in sich selbst darin ertrinkend, denn Nichts war schlimmer als was sonst in Yawgmoths Gedanken lauerte.

„Simon, ist mit dir Alles in Ordnung?“

Er wurde aus der Hölle gerissen, und Micayas Gesicht war das erste, was er sah, dahinter Tschas Miene, wie üblich, wenn es um ihn ging, von einem gewissen Grundärger geprägt. Der ganze Körper zitterte von der gerade gemachten Erfahrung, und noch schlimmer von der Erkenntnis, die Simon gewonnen hatte: Yawgmoths Behauptung, Morwen zu lieben wie er es tat – sie war Wahrheit. Und das war weit beängstigender als alles Andere im Geiste des Wahnsinnigen.

„Danke, Micaya. Es ist Nichts, was ich nicht gewohnt wäre.“

Hatte...seine Stimme das gerade gesagt? Kurz noch stand Sorge auf dem Gesicht der Assassine, dann wandte sie sich wieder ab.

Ja, das war ich. Ich wollte ja auch nicht, dass sie sich unnötig Sorgen macht.

Du hasst sie!

Stimmt, aber sie soll sich trotzdem keine Gedanken machen. Du hast Recht, die Sorgen sind mir egal.

Zu ehrlich.

Du kennst mich jetzt. Und?

...du hattest Recht. Unsere Gefühle für Morwen sind gleich.

Und?

...und auch die Amaion gegenüber.

Korrekt. Du weißt, was zu tun ist.

Ich kann es nicht! Ich darf es nicht!

Aber ich kann es.

...nein. Du darfst aber auch nicht.

Willst du Morwen wirklich? Dann muss Amaion aus dem Weg.

Gleich töten für...

Wer spricht von Töten? Bist du etwa doch bereit, so weit zu gehen, obwohl ich die Möglichkeit nicht mal erwähnte?

...nein...

Hör zu. Morwen ist der Schlüssel. Durch sie – und Amaion – können wir voneinander freikommen. Durch die Macht der Liebe. Sie muss uns nur das Gleiche entgegen bringen, und wir finden einen Weg an diesem nervigen Totenbeschwörer vorbei.

Wie soll ich sie jetzt noch überzeugen? Nachdem du so viel kaputt gemacht hast?

Du hast Recht.

Womit?

Nur ich kann sie überzeugen. Ich habe sie verletzt, ich stehe zwischen dir und ihr, also liegt es an mir, sie auf uns an unsere Seite zu bringen.

An dir...

Gib mir die absolute Kontrolle. Ich weiß, was zu tun ist.

Nein!

Tu es...für Morwen.

Für...für Morwen...

Bring ein kleines Opfer jetzt für eine Zukunft mit ihr.

Nein...ich...ein Pakt mit dem Teufel...
...
Da hast du meinen Körper! Nimm ihn, und gewinne uns Morwen! Die Dinge, die wir für die Liebe tun...

Du wirst es sicher nicht bereuen.


Yawgmoth stand von seinem Platz auf, an die Theke gehend.

„Ich könnte jetzt erst einmal einen Schluck vertragen...“

Simons Stimme floss problemlos von seinen Lippen; er musste sie einfach nicht verändern, wie er es sonst tat. Zu unpassend erschien ihm die normale Höhe, die normale Menschlichkeit darin für sein Ich; wenn er sonst sprach, musste er einfach tief, dunkel und bedrohlich sprechen, jedes Wort, das er jetzt so aussprach, tat ihm fast körperlich weh – aber wenn es nach ihm ginge, würden nicht mehr allzu viele Worte fallen.

Willst du mit Amaion etwa in deiner Stimme reden?

Ich glaube, du bist ein kleines Wenig schwer von Begriff, Simon.


Kaum hatte sich der Wirt wieder weggedreht, griff Yawgmoth blitzschnell nach einem der Küchenmesser hinter der Theke.

Was tust du da?

Rate mal – mich vorbereiten.

Aber...wofür denn? Warum solltest du für dieses Gespräch ein Messer brauchen? Warum wartest du eigentlich nicht einfach, bis die beiden wieder herunterkommen – du kannst Amaion sicher nicht davon überzeugen, dass Morwen uns helfen sollte, wenn du sie bei was auch immer störst und ein Messer mitbringst...

Überzeugen, bist du wirklich dümmer, als du aussiehst? Ich werde dem Kerl mit der Kraft meiner Überzeugungskunst den Bauch aufschlitzen und ihn seine Eingeweide fressen lassen, wenn er das ohne Zähne noch kann, heißt das.

Was...nein! Du kannst doch nicht meinen, an Morwens Herz kommen zu können, indem du Amaion vor ihren Augen grausam abschlachtest!

Redet hier Irgendjemand von ihrem Herzen?

Wir...unsere Liebe...

Liebe ist ein interessantes Konzept, und du warst ein sehr interessantes Studienobjekt auf dem Gebiet menschlicher Dummheit. Das warst du zwar schon immer, aber dieses Mal hast du dich echt selbst übertroffen. Soll ich dir meine Ergebnisse verraten? Erstens, für Liebe würde ein Mensch Alles tun. Wie sagtest du? „Die Dinge, die wir für die Liebe tun...genau. Zweitens, sie lässt sich hervorragend vortäuschen.

Du hast sie vorgetäuscht? Das ist unmöglich! Liebe ist eine reine, pure, schöne Sache, du könntest sie nie im Leben...

Liebe, Hass, Emotionen, Mittel zum Zweck. Der normale Zweck ist es, euere Gesellschaft daran zu hindern, ins Chaos zu rutschen, oder das genaue Gegenteil. So oder so, alle Emotion ist nur erfunden. Es sind Tricks dieser Fleischsäcke, die ihr Körper nennt, Reaktionen deiner Gehirnzellen untereinander – Gefühle sind Lüge! Denkst du, ich kann nicht besser lügen als deine minderwertige Hülle?

Meine Gefühle für Morwen...sie sind keine Lüge...

Sieh genau hin...


Wieder öffnete sich Yawgmoths Gedankenwelt, wieder wurde Simon in diesen Abgrund des Chaos gerissen, umgeben erneut von der kochenden Eissee, umgeben von Hass, auf Skrupellosigkeit stehend, die ganze Grausamkeit eines wahnsinnigen Hirnes auskostend – eine von wirbelndem Bösen erzeugte Landschaft...und doch leer, einsam, eintönig, nirgendwo ein Hauch von positivem Denken, schönen Emotionen...doch da! Das Riff aus wunderschönen Korallen! Das goldene Scheinen in der Schwärze! Wie betrunken stolperte Simons Geist darauf zu...ergriff es wieder...und unter seinen verzweifelten imaginären Händen zerplatzte das Gebilde wie eine Seifenblase. Glitzernde Blasen umgaben ihn wie einen Schwarm, stiegen auf...und waren nie wieder gesehen. Und darunter...
Ein ungehörter, unhörbarer Schrei durchzog Simons Inneres. Betrug. Das geistige Äquivalent eines Dolchs in den Rücken. Und aus weiter Ferne drang ein Kichern an seine Ohren, die einzigen, die ihm nun noch gehörten, da sein Körper nicht mehr der seine war...Yawgmoth hatte gewonnen. Und er genoß es.

„Simon, wo gehst du denn hin?“

Wie wenn man nach einem Alptraum die Augen öffnet kam es Simon vor, als Micayas Stimme ihn erneut aus den Untiefen von Yawgmoths Seele holte. Er spürte seinen Körper zum Stillstand kommen. Der Dämon, der ihn kontrollierte, drehte sich zu der Assassine herum, ein sanftes Lächeln auf den Lippen. Und das Messer hinter dem Rücken.

„Ich wollte mich ein wenig hinlegen, Mic. Bin gerade nicht allzu gut drauf.“

„Yawgmoth?“

„Ja, natürlich. Ich würde allen Göttern ein ganzes Jahr lang danken, wenn ich ihn endlich los würde...“

Sie legte eine Hand auf die Schultern des Betrügers.

„Ich hoffe, dass du bald eine Lösung findest. Ruh dich aus.“

Oh ja, wir werden uns ausruhen. Es wird sogar sehr entspannend sein. Amaion darf bluten und seine lidlosen Augen werden sehen, was ich mit der Frau tun werde, deren Geist er aus der Dunkelheit in ihr retten wollte. In noch tiefere werde ich ihn stürzen, nie wieder wird sie daraus hervorkommen! Niemand verschmäht Yawgmoth, Niemand darf es wagen, nicht auf der Seite des Herrn von Phyrexia zu stehen...
Doch am schönsten wird sein, dass du die ganze Zeit dabei sein darfst, wie dein Körper mit ihrem tut, was du eigentlich immer tun wolltest...ist es nicht schön, nicht einmal verantwortlich zu sein für die „amoralischen“ Taten, die euere schwachen Emotionen immer verhindern sollen? Aber halt...du bist verantwortlich...immerhin hast du deinen Körper willentlich an mich übergeben. Wegen dieser Emotionen! Ist das nicht köstlich?


Diesmal kicherte er nicht, er lachte. Und drehte sich von Micaya weg, um die Treppe hinaufzusteigen. Allein, vergessen, kurz davor, für den schlimmsten Fehler seines Lebens auf schlimmste Weise zu büßen und andere dafür büßen zu lassen, biss Simon seine metaphorischen Zähne zusammen.

Du...wirst...nicht...gewinnen...du tust Morwen das nicht an! Nur über meine Leiche!

Und damit erhob sich sein Geist, gegen die Grenzen des Gefängnisses aufstrebend, das für ihn neu war, aber schon so lange vorhanden, wie Yawgmoth in ihm. Hier irgendwo musste es eine Lücke geben! Die Gefangenschaft musste sich kurz abstreifen lassen, ein Aufbäumen aus Ketten, bevor ihr Gewicht den Körper wieder hilflos zu Boden stürzen ließen – der Dämon hatte das oft genug getan! Immer wieder hatte er Simons Leben dadurch zum Schlimmeren gewendet, hatte Simons Pläne scheitern lassen, seine Hoffnungen zerstört...und jetzt...musste sich das Blatt wenden!

Deine Leiche kannst du haben! Wenn du es wagst, aufzubegehren, dann wirst du schlimmere Qualen erleiden als du dir je vorstellen könntest!

Ich wage es nicht nur, ich tue es!


Ohne Pause rannte Simon gegen die Barriere an, die seine Seele von ihrer rechtmäßigen physischen Hülle trennte. Jede Ritze, jeden Winkel seines eigenen Bewusstseins untersuchte er in wütender Verzweiflung nach einer Lücke, einem Spalt, einer Möglichkeit, zu entkommen, Yawgmoth zu besiegen – vergebens. Irgendwo musste doch...
Da verschwand es, das Gefängnis – zumindest sein Boden. Ohne Kontrolle fiel Simons Geist in seine Tiefen, überschlug sich...Gedanken verwuschen...nur einer blieb stets im Vordergrund: Morwen, Morwen, Morwen!
Er fand Halt an diesem Gedanken, packte ihn wie ein Rettungsseil, und sein Fall stoppte. Über...er wagte einen Blick nach unten. Schwärze begegnete ihm, Simon hing an einem Haar über einem Meer aus reinstem Bösen.
Und Yawgmoth trat über ihn.

Das sind sie, die Qualen. Ein kleiner Stoß meines großen Geistes, und dein kleiner ist für immer darin – meine Erinnerungen. Alles, was ich in meinem langen Leben je getan habe. Jeder einzelne Mensch, den ich folterte. Jedes Kind, das ich tötete. Dies und noch viel mehr, Jahrtausende der Grausamkeiten erwarten dich! Ergib dich mir völlig oder leide ewig!

Simons Geist zitterte. Tentakel streckten sich aus der Schwärze unter ihm, griffen nach ihm, der Gedanke an Morwen wurde immer öfter von reinstem Terror fast überlagert. Wie könnte er dieser Drohung widerstehen? Nie würde er es aushalten können, darin zu landen! War Morwen das wert? Die endlose Qual? War Amaions Leben das wert?
Amaion, den er hasste?

Letzte Chance.

Hass. Ein See davon. Nein, das war nicht Simon.

Viel Spaß mit meinen Fingern, die kannst du dir nämlich gerne sonst wohin stecken!

Simons Finger lockerten sich, lösten sich. Sein Griff gab den Rettungsfaden frei, der Gedanke an Morwen löste sich auf, und er fiel...tiefer...nicht lange, bis ihn die Schwärze verschluckte. Sein letzter innerer Schrei verschwand mit ihm in der Düsternis von Yawgmoths schlimmsten Erinnerungen.
Der Dämon stutzte.

Was sollte das? Warum hat er seinen kleinen Geist geopfert? Es ist nicht einmal vorbei für ihn...jederzeit kann ich ihn da heraus holen und ich werde es tun, um ihn Zeuge von dem werden zu lassen, was ich gleich mache. Aber er ist doch nicht völlig irrsinnig...

Da klapperte es. Laut. Zu laut. Metall auf Stein.
Simons – Yawgmoths - Körper zuckte zusammen. Das war doch nicht...nein, das konnte nicht...
Er hob seine Hand, die Hand, die er jetzt leer vor seine Augen hielt.
Die, in der gerade noch ein Messer gewesen war.
Die linke Hand, deren Finger sich gelockert hatten, als Simon seine Lücke gefunden hatte.
Sofort stürzte sich Yawgmoths rechte Hand nach unten, auf das Messer zu, das am Fuße der Treppe liegen geblieben war...wenn es Niemand...

„Warum nimmst du bitte ein Messer mit nach oben?“

Tscha stand vor Yawgmoth, die Klinge direkt auf dessen Gesicht richtend. Der Dämon stoppte sofort, schielend auf die Spitze. Das konnte nicht...das konnte gerade nicht passiert sein...

„Antworte mir, Simon!“

Simon...
Kalte Berechnung wandelte sich in kalte Wut, und Wut kühlt nicht besonders gut. Yawgmoths Hass explodierte sofort, sein Gesicht zu einer Fratze verzerrend.

„Nenn mich nicht so!“

Yawgmoths Knie schoss vor, Tscha direkt zwischen die Beine treffend, aber Simons Körper war schwach...ein letzter Verrat...der Druide ging nicht zu Boden, wich nur zurück, die Augen aus den Höhlen quellend, aber nie verließ das Messer seine Hand. Und das war es. Diese Situation konnte die goldenste Zunge nicht retten, selbst, wenn Yawgmoth nicht gerade die Worte so geschrieen hätte, wie es Simon nie getan hätte. Es gab nur eines: Flucht.

„Bleib stehen...du Kleiner...“

Aber Yawgmoth rannte, wie Simons Körper nie gerannt war, und so schlecht Hass ohne Berechnung für die Selbstkontrolle ist, so gut ist er darin, ungeahnte Reserven zu locken – noch dazu gegen einen Gegner mit frischen Schmerzen. Lange rannte Yawgmoth ohne Pause, bis er zusammenbrach, die Ressourcen dieser menschlichen Hülle weit überzogen, seine Reserven erschöpft, er gebrochen, geschlagen. Von...
Simon...

Gah...ah! Was...was hast du damals nur mit ihr getan...

Weißt du, was du gerade getan hast? Weißt du es? Du hast dich verdammt, auf immer und ewig werde ich dich quälen, du wirst nie wieder das Licht der Sonne aus deinen eigenen Augen sehen, stets werden dich meine süßesten Erinnerungen umgeben! Und du wirst nie, nie, niemals wirst du Morwen bekommen!

Und Simon...lachte.

Ach, Yawgmoth, jetzt verstehe ich endlich, wie du dich hier drin gefühlt haben musst. So unglaublich beengend, so machtlos, so einsam. Da liegt Wahnsinn nur zu nahe. Aber eines habe ich dir hier voraus.

Was? Was? Sprich!

Wenn ich mir so ansehe, was du mit uns getan hast...du hast keine Ahnung, was es bedeutet, ein Mensch zu sein, oder? Zwar hast du immer miterlebt, was ich tat, aber praktische Erfahrung im Leben...im Essen...im Schlafen? Keine Chance. Yawgmoth, du wirst dir das zwar nie eingestehen, aber du brauchst mich! Ist das nicht...wie sagtest du...köstlich?

Warum kannst du nicht einfach verschwinden! Zurück in die Erinnerungen mit dir!


Wieder versank Simon in in der Tat bisher für ihn unvorstellbarer geistiger Qual, aber ein Gedanke begleitet ihn, und wie zuvor war dieser der Rettungsfaden, ein wahrer Rettungsanker, und er hielt ihn vom Wahnsinn fern, während Horror, dem Nichts gleichkam, was ein sterbliches Auge je gesehen hatte, ihn umgab.

Ein kleines Opfer...für Morwen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Schönes Kapitel! :top:

Habe nur einen fehler gefunden:

TwinYawgmoth schrieb:
[COLOR=841818]Ein kleines Opfer[/COLOR]



..., umgeben erneut von der => dem kochenden Eissee, umgeben von Hass, auf Skrupellosigkeit stehend,
 
Ja stimmt, gibt es tatsächlich - jetzt, wo du es sagst...

Aber in meinen Ohren klingt es komisch.
 
Samstag - nächstes Kapitel fällig...
Ich denke mal, an späterer Stelle wird es nochmal nen Auftritt für Simon geben, aber nicht in dem Bereich, für die es Vorlagen gibt...
 
Lektion 1


Amaion sah sich nicht um, als er das Zimmer betrat, das bisher das der Frauen gewesen war.
Er überließ es Morwen, die Tür hinter sich zu schließen.
Alles in ihm sträubte sich dagegen, zu beginnen, was er seinem Lehrmeister versprochen hatte.
Mit langsamen, konzentriert gleichmäßigen und ruhigen Schritten ging er zu dem Bett, das Micayas gewesen war. Wieder fuhren seine Finger nur halb bewusst fast zärtlich über den Stoff von Micayas Nachthemd, aber als er merkte, dass Morwens Blick auf seinen Fingern ruhte, zog er schnell die Hand weg.
Er hob den Kopf , verwob die Finger auf seinem Schoß und sah die junge Frau an, die sich nun zögernd ihm gegenüber auf ihrem eigenen Bett niederließ.

__„Nun wirst Du mir alles über Dich erzählen. Wenn es Dir leichter fällt, fang damit an, was Du beim Orden machst wie Du dort hingekommen bist. Aber versuch nicht, mich anzulügen – ich würde es merken.“
Morwen schluckte.
Es fiel ihr nicht leicht, über sich selber zu sprechen.
Es gab so viele Dinge, an die sie sich nicht erinnern wollte...
Ein Teil von ihr lehnte sich auf.
__„Warum sollte ich Dir das erzählen? Ich dachte, Du bist es, der mir etwas beibringen soll!“
Amaion seufzte.
Er hatte fast damit gerechnet.
__„Es geht um Vertrauen, und darum, dass ich Dich genau kennen muss. Wie soll ich Dir sonst helfen können...“
Er brach ab.
Morwen konnte aber fühlen, dass er sich um ihr Wohlergehen sorgte.
Und das er sich wünschte selber mehr Hilfe gehabt zu haben.
__„Nun gut. Ich ... versuche ... es mal.“
Amaion konnte sehen, wie das Mädchen kurz die Augen schloß.
__„Ich konnte meine Grundausbildung in den Kampffähigkeiten meines Volkes sehr schnell abschließen. Meine Meisterin sagte, ich sei ein Naturtalent. So habe ich früh angefangen, das Böse zu bekämpfen. Ich weiß nicht, wie alt ich damals war...“
Morwen verlor den Faden.
Sie starrte für einen Moment verunsichert in die leere Luft, bevor sie mit leiser Stimme fortfuhr.
__„Ich streifte durch die Wälder. Irgendwann kam ich an das Lager eines jungen Mannes. Er schlief. Ich weiß nicht, was mich dazu bewegt hat, einfach nur stehenzubleiben, denn es war eine starke dämonische Aura von ihm zu spüren. Aber er schlief... Ich konnte ihm nichts tun, es wäre unrecht gewesen. Während ich noch da stand und nicht wusste, was ich tun soll, sprangen ein paar bewaffnete Männer aus dem Gebüsch. Sie stürzten sich auf den Mann – er war hilflos, sie waren in der Überzahl, und er hatte geschlafen. Er hatte keine Waffe in der Hand...“
Amaion lächelte leicht.
__„Du musst Dich für nichts entschuldigen. Du hast richtig gehandelt.“
Morwen senkte den Kopf.
__„Ich habe ihm geholfen, doch im Kampf wurde ich verletzt. Ich verlor das Bewusstsein – die Waffe war wohl vergiftet. Als ich wieder zu mir kam, war ich im Hauptquartier des Ordens. Ich geriet in Panik.“
Amaion nickte.
__„Sie haben mich mit dem allergrößten Respekt behandelt. Trotzdem hat es lange gedauert, bis ich begonnen habe, ihnen zu vertrauen...“
Die junge Assassin richtete sich auf, und der Blick, der nun Amaions Augen traf, hatte etwas Majestätisches.
__„Was ich im Orden tue? Ich gehöre als einziges vollkommen menschliches Wesen zu einer Truppe, die den Orden schützen und leiten soll.“
Amaion saß einen Moment lang nur da und dachte nach.
__„Meine Aufgabe ist es jetzt wohl, Dich zu schützen...“

Langsam erhob sich der Necromancer und ging zu der Assassin hinüber.
Die wenigen Schritte schienen eine Ewigkeit zu dauern.
Er setzte sich neben sie.
__„Jetzt wirst Du mir zeigen, was Du mir nicht erzählt hast...“
Damit streckte er die Hand aus und berührte ihr Gesicht.

Morwens Körper verkrampfte sich, während ihr Geist sich gegen den Zugriff des Älteren wehrte.
Amaion zwang sie, ihn anzusehen.
_Das war nicht meine Idee, und es ist wichtig.
Tränen liefen über das Gesicht der jungen Frau, während eine Masse von Bildern an ihrem inneren Auge vorbeiflog. Es waren zu viele, zu schnell um sie festzuhalten, sie konnte nicht einmal beurteilen, was es war, was Amaion da sah.
Eine kurze Ewigkeit später zog er seine Hand zurück.
Er hatte nicht alles angesehen – war er doch sicher, dass er die übrigen Dinge früher oder später auf andere Weise erfahren würde – aber das, was er gesehen hatte, reichte, um kaltes Grauen hervorzurufen.
__„Wie um alles in der Welt haben sie Dich so rauslassen können? Sind die wahnsinnig?“
Seine Hände zitterten wieder leicht.
__„Ein Mensch mit einer solchen Macht – die ihm nichtmal bewusst ist – ist eine Gefahr für sich und seine Umwelt. Man muss ihn ausbilden, die Kräfte zu beherrschen, damit er nicht von ihnen beherrscht wird. Aber Du hast gar keine Ausbildung erhalten! Sind denn nur Narren übrig geblieben?“

Die Stimme seines Lehrmeisters mischte sich in seine Gedanken.
_Du bist der Einzige für diese Aufgabe.
Amaions Antwort klang fast schon verzweifelt.
_Wie das? Ich habe noch nie jemanden ausgebildet...
Er konnte den anderen lachen hören.
_Bist Du Dir da so sicher?
Micaya.
Joreth.
Er hatte ihnen das ein- oder andere untergeschoben, im Laufe der Jahre.
Aber dies war etwas anderes.

Die junge Frau neben ihm war es, die nach einer Weile das Schweigen brach.
__„Ich erinnere mich... an ein Gespräch, das ich einmal belauscht habe...“
Zögernd griff sie nach der Hand des Necromancers.
Der konnte die Bilder sehen, die sie vor ihrem inneren Auge vorbeiziehen ließ.
_Ein dunkler Raum, drei große Gestalten in der hintersten Ecke
_...
__„Sie ist eindeutig Rein Menschlich“
__„Aber dafür hat sie viel zu viel von der Macht, sie bringt zu viel von Natur aus mit.  Normalerweise bekommt ein Mensch sie erst von uns!"
__„Sie weiß nicht, dass sie so Stark ist, sie ist sich der Macht nicht bewusst. Sie kann sie in keiner weise Kontrollieren!“
__„Wir müssen ihr zeigen wie man damit umgeht sonst kommt sie noch auf den falschen weg, schau sie dir an, sie hegt jetzt schon dunkle Gedanken.“
__„Nein wir werden sie nicht Trainieren!“
__„Warum?“


Morwen ließ Amaions Hand wieder los.
__„Hast Du es gesehen?“
Der ältere nickte.
Er war beeindruckt.
Es wurde von Schülern nicht erwartet, so etwas so schnell aus eigener Kraft hinzubekommen.
In seiner eigenen Erinnerung fand sich eine ähnliche Szene – auch er hatte vor langer Zeit andere belauscht.
In dem Fall seinen eigenen Lehrmeister – und ...
_...nein, nichtmal denken, dies ist zu gefährlich...
Sie hatte ihn gefragt, wann er Amaion sagen wolle, das dieser ihm überlegen sei.
Amaion war geflüchtet, bevor er die Antwort gehört hatte – aber der Geheimnismann hatte ihm gegenüber geschwiegen...

Der Necromancer schüttelte den Kopf.
Seine Schülerin sah ihn jetzt schon merkwürdig an – wenn er sich weiter in seinen Gedanken und Erinnerungen verlor, dann würde sie es früher merken – einfach mitlesen...
Da fiel ihm etwas ein, und er lächelte.
__„Ich danke Dir für Dein Geschenk, und ich biete Dir im Tausch ein Wenig meiner Erinnerungen...“
Zögernd ergriff Morwen die ihm entgegengestreckte Hand.
Was sie nun sah, war unglaublich.
Sie sah nicht nur die Szene, nein, sie war Amaion, fühlte, was er gefühlt hatte...

_Angst.
Furcht und Schmerz.
Etwas, das darauf wartete, wie gierige Hände seinen Geist zu durchwühlen, wenn die gewaltsam aufrechterhaltene Abschirmung auch nur ein kleines Bisschen schwächer wurde.
Tränen liefen dem Necromancer über das Gesicht und er war auf die Knie gefallen, als die Tür aufschwang.
Die Sorceress, die dort stand, streckte beide Hände aus und hob sein Gesicht, um es ansehen zu können.
__„Amaion?“

_Er saß in der Sonne vor der Hütte und beobachtete Maurynna, die mit einem Lied auf den Lippen ihren Garten pflegte.
Sie war eine Schönheit, er konnte gut verstehen, dass Joreth sie liebte.
Warum hatte er sie verlassen?
Grübelnd stand er auf und ging in den Wald, bis ihn eine Explosion direkt vor seinen Füßen aus den Gedanken riss.
Irritiert betrachtete er die Überreste des toten Eichhörnchens.
__„Du gehörst nicht hier her!“
Hass sprach aus den Worten des Mädchens.
Und Hass leuchtete aus ihren grünen Augen unter der weißen Mähne, die seinem eigenen Haar so sehr glich.
__„Lass Deine Finger von meiner Mutter, hast Du sie nicht schon genügend verletzt?“

_Das dritte Bild zeigte die gleiche Lichtung, wie die anderen beiden.
Unkraut wucherte, wo vorher Kräuter und Gemüse gewachsen waren, und die kleine Hütte verschwand fast unter der Masse der weißen Blüten eines undurchdringlichen Gewirrs aus Schlingenknöterich.
Drei Gräber lagen nebeneinander neben der Hütte.
Joreth kniete davor.
Er griff in die Tasche und zog ein paar Gegenstände heraus.
Auf das mittlere Grab legte er einen angeknacksten, mitgenommenen Sorceress-Orb, das linke erhielt einen kleinen, nichtmagischen Zauberstab, wie seinesgleichen ihn zu verwenden pflegte.
Auf dem dritten ließ der ältere drei Runen zurück, und als Amaion das Wort las, fragte er sich, ob es die Handlungen der Frau beschreiben sollte, oder das, was ihr angetan worden war.
Verrat war das, was Joreth an Nyreths Gebeinen zurückließ.


Ein paar Minuten sagte keiner der Beiden ein Wort.
Schließlich hob Morwen den Kopf.
__„Wie...“
__„Du wirst es bald selber genauso können. Schon wie Du mir Dein Bild gezeigt hast, ist mehr, als ich hätte erwarten können.“
__„So viel Schmerz...“ flüsterte Morwen.
Das Lächeln des Mannes war schmerzlich.
__„Es waren eigentlich angenehme Erinnerungen. Die schlimmen habe ich Dir erspart.“
_Für einen Moment war da ein Gesicht, es sah aus wie...
Bevor Morwen es festhalten konnte, was das Bild weg.

Amaion stand auf.
Mit zusammengekniffenen Augen und den Kopf an die Wand gelehnt stand er da, peinlich genau darauf achtend, dass es die der Assassin abgewandte Hand war, deren Fingernägel sich schmerzhaft in die Handfläche gruben.
Gewaltsam stieß er die Tür in seinem Kopf auf.
_Ich erinnere mich, wie Du mich Nacht für Nacht ans Bett gefesselt hast. Du hast ein Schweigen auf mich gelegt, niemand sollte meine Schreie hören. Ich kann das nicht, sie sie Dir an, sie ist noch ein Kind, ein kleines Mädchen, wie soll ich mit ansehen, wie sie so leidet?
Die Antwort kam sofort.
_Es war zu Deinem eigenen Schutz. Du hast Möglichkeiten, die mir nicht zur Verfügung standen, aber das Schweigen würde ich Dir raten – Du willst doch nicht, dass sie des Nachts die halbe Nachbarschaft zusammenbrüllt.
Das war nicht, was er sich zu hören gewünscht hatte.
Zögernd wandte er sich wieder Morwen zu.
Ihre innere Unruhe schien mindestens genauso stark zu sein, wie seine eigene.
Verzweifelt suchte er, in seiner Erinnerung einen Ruhepol, einen Anker zu finden, und er fand...
Maurynna und ihre Art die Welt zu sehen.
Es war so schön und friedlich gewesen...
Amaion schloss kurz die Augen und rief dieses Gefühl zurück.
Nur eine ausgezeichnete Selbstbeherrschung bewahrte ihn davor, angeekelt das Gesicht zu verziehen.
Anstelle der goldenen Wirbel, die sanft alles umgaben und sanft in seinen Körper sickerten, umgaben Morwen blutig rote Fäden, die von ihr ausgingen.
Er konnte den meisten nicht zum Ausgangspunkt folgen, aber einer kam direkt von ihm selber, und jetzt, wo er es sah, fühlte er auch das leichte, aber schmerzhafte Zerren an seiner Substanz.

Er konnte sein Versagen in den Augen der jungen Assassin ablesen.
Das aufflammende Entsetzen spiegelte sein Eigenes wieder.
Sie war aufgestanden, einen Schritt auf ihn zugelaufen, jetzt stand sie reglos da und starrte ihn an.
__„Was ist los? Was habe ich falsch gemacht?“
Der Mann schüttelte den Kopf.
__„Nichts. Es ist nur...“
Er nahm sie am Arm und führte sie zurück zum Bett.
__„Setz Dich besser.“
Amaion wartete, bis Morwen sich niedergelassen hatte.
Erst dann begann er zu sprechen.
__„Ich habe gerade herausgefunden, woher Du Deine Energie nimmst.“
Die Hand der Assassin flog zu dem Amulett.
__„Nein, das ist es nicht. Sieh her...“
Seine Hand berührte ihre Augen, und sie folgte seinem Beispiel.

Sie sah rote, blutig aussehende Fäden, die aus allen Richtungen zu ihr liefen.
__„Was ist das?“
Amaion biss die Lippen zusammen.
__„Lebensenergie. Sie umgibt uns alle, fließt von einem zum anderen, aber das sieht anders aus. Wenn jemand sie an sich reißt, verfärbt sie sich...“
Er selber stand in einer Pfütze aus goldenem Licht.
Wie feine Staubteilchen wirbelte es um seine Füße, sickerte fort, um an anderer Stelle wieder aufzutauchen.
Der Necromancer folgte dem Blick des Mädchens.
Er nickte.
__„Das ist die Quelle, die Du finden musst. Das, was die anderen Dir freiwillig geben.“

__„Und nun?“
Der Mann lachte.
__„Jetzt gehen wir erstmal wieder runter. Die anderen werden sich fragen, was wir so lange tun, und ich habe Hunger.“
Morwen nickte.
Sie folgte Amaion nach unten, wo größere Mengen Essen bereits auf dem Tisch standen.
Micaya grinste.
__„Ich hatte Hunger...“
Amaion lächelte ihr zu.
__„Ich auch. Und wenn ich mir die Auswahl hier ansehe, hast Du es ein bisschen zu gut mit uns gemeint...“
Er setzte sich neben Morwen.
Als die nach der Rumflasche griff, fasste er nach ihrer Hand und schüttelte unmerklich den Kopf.
Nicht unauffällig genug, Tscha sah die leichte Bewegung, und zu seinem Erstaunen zog seine Schwester die Hand zurück.
Der Druide beobachtete misstrauisch, wie Amaion fürsorglich Morwens Teller füllte und sie nicht aus den Augen ließ.

Amaion sah sich um.
Etwas fehlte.
Nein, nicht etwas, jemand.
__„Wo ist Simon?“
Tschas ohnehin missmutige Miene wurde, wenn möglich, noch mieser.
Micaya dagegen zog die Schultern hoch.
__„Er wollte sich was hinlegen, war nicht so begeistert davon, dass Du und Morwen noch oben verschwunden seid. Ich glaube er dachte...“
Amaion lachte leise.
__„Ich glaub, der Meinung ist noch einer hier...“
Er warf Tscha einen vielsagenden Blick zu.
__„Glaub mir, das ist es nicht. Und ich wünschte, ich könnte mich irgendwie um diese Aufgabe drücken...“

Joreth sah Amaion an. Dessen Blick glitt sofort auf die Finger seines Bruders neben dem Tisch.
_So schlimm?
Amaion nickte unmerklich.
_Ich habe Angst vor heute Nacht. Ich muss die Verbindung stark genug halten, dass ich alles mitbekommen werde, sonst kann ich ihr nicht helfen. Und...
Er zögerte einen Moment.
_Alleine von dem, was ich bereits gesehen habe, weiß ich, dass es grausam werden wird. Sie hat ihre eigenen Dämonen mit sich herumzuschleppen, auch wenn es in ihrem Fall übertragene solche sind...

Die gedrückte Stimmung wurde während dem Abendessen nicht besser, und als nach dem Essen Shar'Tel ein Spiel vorschlug, winkte Amaion ab.
__„Nein danke, ich werde mich schlafen legen.“
Er erhob sich und ging nach oben.
Micaya packte ihre Würfel aus, und die am Tisch übrig gebliebenen fingen an, zu spielen.
Es wurde ein kurzweiliger Abend, wenn auch Morwen zunehmend besorgt aussah.
Als sich schließlich die Versammlung auflöste, blieb sie noch kurz sitzen.
Schließlich stand aber auch sie auf und ging nach oben...
 
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