Soo, als Highlight dieser Woche mal wieder 'nen neuer Tag
Ist dann doch etwas länger geworden als geplant, man möge mir verzeihen
Tag 20 "Wer schön sein will, muss leiden"
Ich muss sagen, so langsam gefällt es mir hier. Nicht gerade die gesprächigsten Typen, aber diese Barbaren wissen, wie man feiert. Wenn da nicht dieser allgegenwärtige Frauenmangel wäre. Malah schön und gut, aber für meine Bedürfnisse darf es ruhig etwas jünger sein. Dabei stelle ich ja nicht einmal riesige Ansprüche. Jung, temperamentvoll und nen Keller voller Schnaps. Das erinnerte mich an meine Zeit, so kurz sie auch wahr, mit Natalya. Sie wollte doch eigentlich hier her kommen und ich hatte sie bis jetzt noch nicht gesehen. Auch die unfreundliche Anya war seit einer Weile nirgends mehr anzutreffen. Nicht, dass es mich gestört hätte, aber wenn Menschen verschwinden ist immer was nicht ganz koscher. Selbst Malah machte sich so ihre Gedanken und offenbarte uns beim Frühstück, dass sie sich grosse Sorgen mache und wenn es unsere Zeit erlauben würde, wir doch bitte mal in der Gegend der 'Gletscherhöhle' schauen sollten, da sie sich öfter dort aufhielt.
Mir war völlig schleiherhaft, wie das Dorf hier überhaupt überleben konnte. Sie hätten ja auch selber nachschauen können, wollten sich aber partout auf uns verlassen. Der Zauberin kam die ganze Verantwortung jedenfalls ganz gelegen, ich hatte sie gestern beim Feiern irgendwann mit einem Barbar verschwinden sehen. In dem Moment wünschte ich mich wieder zurück in den Harem im Palast von Lut Gholein oder Natalya an meine Seite. Sanft strich ich bei dem Gedanken über meine Narben am Rücken, verursacht durch die Krallen während der heissen Nacht im Hafen von Kurast. Meine Gedanken wurden jedoch jäh durch den schrillen Abmarschbefehl von Madam Feurig unterbrochen.
Der Barbar am Tor trug im Gegensatz zu den anderen fellbestückten Männern heute Lederkleidung und machte vor mir Beckenübungen. Musste ihm wohl Malah empfohlen haben, Sport tut schließlich immer gut und hält in dieser unwirtlichen Gegend auch noch warm. Schön, dass die alte Frau noch so fit im Kopf ist so gute Tipps gibt.
Obwohl ich es zuerst nich geglaubt hatte, aber die allmächtige Busgesellschaft hatte auch hier, mitten in der kalten Gegend und in der Nähe von Shenks Bühne, eine Haltestelle eingerichtet und so mussten wir, Malah sei und ihrer Fahrkarte sei Dank, nicht mehr diese scheinbar endlosen Wege zu Fuss ablatschen. Nach Unmengen von flinken Kindern, ihren Eltern und dergleichen war unser Marsch zu Ende. Jedenfalls konnt man nirgendwo hin, ausser in einen Höhleneingang, was mich nicht im geringsten überraschte. Die Barbaren hatten sich anscheinend eine Gegend zum Ansiedeln ausgesucht, in der man immer nur geradeaus gehen musste und das stellte selbst die nicht vor eine unlösbare Aufgabe.
Die ersten Schritte tappte ich wieder im Dunkeln, schließlich gab es hier keine richtigen Lichtquellen, sondern nur kleine Löcher in der Decke, durch die die schwache Nordsonne hineinstrahlte. Kaum hatte ich mich an die schummrige Lichtverhältnisse gewöhnt, konnte ich die wunderschöne Landschaft bewundern. Eisglatte Flächen, auf denen man sich alle Knochen brechen konnte, wenn man nicht aufpasste, wohin man seine Füße setzte. Ganz grossartig. Aber nicht nur wir litten hier, irgendein Scherzkeks hatte die zotteligen Bewohner der Höhle weiß angemalt. Die waren natürlich total irritiert und stürzten sich wütend auf auf die Zauberin und mich. Andere wiederum waren ganz blau angelaufen und spuckten irgendeine kalte Flüssigkeit auf uns. Zum Glück hatte ich immernoch die glänzende Rüstung an, die mir die Zauberin während unserer Abenteuer in Lut Gholein gegeben hatte. Denn die war aus 1A Metall und zog sich unter der Kälte so genial zusammen, daß ich das Gefühl hatte, mir würde es die Rippen knacken lassen. Statt also schnell wie gewöhnlich mich gegen die Viecher zur Wehr setzen zu können, ging alles nur sehr langsam, da ich bei jeder Bewegung gegen die Schmerzen ankämpfen musste.
Zum Glück waren die Ein- bzw. Ausgänge beschriftet. Jedenfalls schien meine Auftraggeberin immer zu wissen, ob wir wieder umdrehen mussten oder den Gang benutzen konnten. Nach abenteuerlicher Reise und endloser Kilometer zu Fuss hatten wir die richtige Höhle entdeckt. Hier sollte sich Anya aufhalten. Kau m waren wir eingetreten, sprach uns auch schon eine spärlich bekleidete Frau an, ob wir denn bei der Demonstration mitmachen wollten. Schulterzuckend antworteten wir, dass sie doch bitte etwas ausführlicher werden sollte. Ihr Name sei Sukki, stellte sie sich vor, und sie und ihre Freundinnen demonstrierten hier gegen den Schönheitswahn, der grad um sich greife. Und Tatsache, kaum schaute man sich etwas um, sah man überall halbnackte Frauen mit kleinen roten Kugellampen umherlaufen und einen Spruch nach dem anderen rufen. Die gingen etwa so : "Nieder mit dem Schönheitswahn!", "Wer braucht schon Kleidung ?!" und "Hörner sind auch schick!". Nach einem kurzen ratlosen Blick zu einander, machten wir Sukki klar, dass wir nur wegen einer gewissen Anya hier wären und nicht die Zeit hätten, an irgendeiner Demonstration teil zu nehmen.
Was dann kam, darauf war ich völlig unvorbereitet gewesen. Sukki fing plötzlich zu kreischen an, zeigte mit ihrem Finger, der mit den krallenartigem langen Nagel, auf uns und rief "Ich wuuuussste es. Ihr wollt euch auch behandeln lassen. Aber euch werden wir es nicht einfach machen.". Sprach sie und schon formierte sich eine Wand aus Körpern und roten Bommeln vor uns. Ich zückte meine Lanze und neben mir wurde mit diversen Feuerbällen jongliert. Eine zeitlang standen wir uns so gegenüber, bis Madam mal wieder ihre Kompetenz in Taktgefühl präsentierte. "Lass uns weitergehen, die können doch eh nüscht." Nachdem das letzte Wort ihre Lippen verlassen hatten, flog eine Unmenge von diesen Lampen durch den Raum.
Eine mir unbekannte Anzahl von Kugeln, Körpern und Litern Schweiß weiter hatten wir unser Ziel endlich entdeckt. Anya, jedoch seltsamerweise von Eis eingeschlossen und umzingelt von einer kleinen Gruppe dieser weiß angemalten Viecher. Wir setzten schon zum Sturm gegen die Zottelmeute an, als uns eines dieser Wesen mit piepsiger Stimme fragte "Haben sie einen Termin ?". Auf so eine Frage völlig unvorbereitet und der Tatsache, dass die bis jetzt noch nie gesprochen hatten, versuchten wir, unseren Anlauf zu bremsen. Mir tut immernoch alles weh davon. Jedenfalls stellte sich der weiße Riese als Mitglied des Höhlen-Beauty-Teams vor und fragte uns, da es ja gerade preisgünstige Testwochen gäbe, ob wir uns nicht aus so einer wohltuenden Kältebehandlung unterziehen wollten. Während wir noch knobelten, ob der Preis OK wäre, bemerkten wir erst im letzten Augenblick, dass uns ein paar von diesen Demo-Frauen gefolgt waren und schon wieder mit ihren Lampen auf uns warfen. Nun ist so eine Öllampe recht schnell zerbrechlich und der farbige Inhalt ergoss sich über dem Fell unseres Gesprächspartners. Danach ging alles sehr schnell. Der wütende Fellmob von vorn, von hinten die Furien und wir leider mitten drin.
Krallen, Kugeln, Feuer wütete kurz und danach lagen alle am Boden und wir konnten uns endlich Anya nähern. "Wie verdammt sollen wir ihr etwas mitteilen?", fragte ich mehr mich selber als zu meiner Partnerin. Die legte kurzerhand ihr Ohr auf den Eisblock und horchte, ob Anya uns etwas zu sagen hatte, bevor wir uns die Stimmen heiser brüllen und sie uns vieleicht gar nicht hören konnte. "Ich versteh kaum was, sei mal still!", fuhr mich die Zauberin an. " 'So kalt, elder Held' murmelt sie, also holn wir sie da mal raus.". Trotz Dauerfeuer hielt dieser Eisblock aber Anya in seiner Gewalt und da die weissen Wesen bewusstlos am Boden lagen, konnten wir dort unten niemanden fragen.
Zum Glück konnte uns Malah mit einem Gebräu weiterhelfen, welches den Eisblock schmelzen sollte. Mit Beipackzettel und Kolben voller gelber Flüssigkeit standen wir vor Anyas 'Gefängnis'. Vorsichtig gaben wir ein paar Tropfen auf die glatte Oberfläche und warteten gespannt. Nichts, aber auch absolut gar nichts geschah. Nach intensivem Studium des Beipackzettels mit all seinen Anwendungsgebieten und möglichen Nebenwirkungen, fand ich endlich die Stelle, die uns den entscheidenen Hinweis gab : 'Oral einnehmen'. Das Problem 'Wie kommen wir durchs Eis' blieb also bestehen, aber zum Glück fiel mir schnell eine Lösung ein. 2 Portalsprünge später bohrten wir mit Larzuks 'Sockel'-Werkzeug den Block auf, flößten Anya das Gesöff ein und nicht lange später war sie frei. Mit hochrotem Kopf sendete sie tödliche Blicke auf uns, öffnete ohne auch nur ein Wort der Dankbarkeit einen Durchgang und verschwand Richtung Dorf.
Schulterzuckend wirbelten auch wir zurück zu den Barbaren und Malah bedankte sich mit einem teuflischen Grinsen bei uns. Der Zauberin drückte sie noch die Anleitung 'Wie überlebe ich in der Wildnis' in die Hand und meinte, wir sollten doch nochmal mit Anya reden. Hätte es denn nicht wenigstens Gold sein können, dachte ich bei mir. Diese Anleitung enthielt mehr oder weniger tolle Ratschläge, wie man bei sengender Hitze, klirrener Kälte, bei Gewitter mit Blitzschlägen und bei Bissen von giftigen Tieren verhält. Jeder Abenteurer, der was auf sich hält, hat dieses Werk schon seit Ewigkeiten verinnerlicht, aber Frau Feurig schien das Stück zum ersten Mal zu sehen. Amateure ...
Ich unterhielt mich jedenfalls noch mit Malah, während die Zauberin zu Anya rannte. Sie hatte schon meinen prüfenden Blick gemerkt und erzählte mir im Vertrauen, dass Anya gar nicht verschwunden gewesen sei. Anstatt ihr beim Organisieren zu helfen, hatte sie Interesse an den neuesten Schönheitstipps in der wöchentlichen Frauenzeitschrift gefunden und sich sofort auf den Weg gemacht, diese angepriesene Kältebehandlung auszuprobieren.
Aus ihren Worten hörte ich eine gewisse Verbitterung hinaus, wie sie öfter bei älteren Menschen gegenüber der Jugend zu finden sei. Deshalb lauschte ich nur ihren Worten, stimmte mit ein paar "Aha" und "Hmm" zu und machte mich ebenfalls auf den Weg zu der 'Geretteten'.
Die war immer noch ausser sich, wollte sich aber nicht mit der mächtigeren Zauberin anlegen und bot ihr an, sich etwas aus ihrem Schatz auszusuchen. Naja, Schatz sagte sie zwar, aber ich hatte noch sehen können, wie sie das Schild 'Touristengrabbelkiste' schnell von dem Behältnis entfernt hatte. Die einzig Glückliche nach diesem ganzen Ärger war nur meine Auftraggeberin, sie hatte sich etwas stark glänzendes ausgesucht und rannte durchs ganze Dorf, um jeden ihren neuen Schatz zu zeigen. Ich zog mich zu Malah zurück, um bei einem Eimer Schnaps mit ihr über die unfähige Jugend zu meckern und so ging auch dieser Tag zu Ende.