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[Story] Adversitas mortalis

Also an der Katze ist definitiv ein schnurrendes schwarzes Tier namens Jacky schuld...
Ich guck mal, daß ich vielleicht irgendwie ne kleine Übersicht zusammenbaue - Gwyn stammt aus einer anderen Welt/Anderen Geschichte, und ich möcht eigenlich nicht zu viel davon da reinhauen.
Der hat sich einfach eingeschlichen...
 
Leider habe ich an meinem Pc zurzeit kein Internet, vielleicht ist dies heut Abend wieder behoben oder erst in tagen, wochen, Monaten. Da mein lieber Bruder dann auch noch heute Geburtstag hat und da ich in ruhe schreiben muss und ich an einem fremden pc einfach keine ruhe habe könnte sich das Kapitel leider verschieben.
Aber vielleicht ist auch alles falscher alarm.
 
So, da irgendwie irgendeine Einstellung wieder aufgetaucht ist die irgendwie irgendwohin verschwunden war (windoof...-.-') Hab ich wieder Internet und das Kapitel kann wie geplant erscheinen.
:)
 
Verletzungen


Ärgerlich verzog Micaya das Gesicht.
_„…Wie konnte Amaion sie einfach so gehen lassen.“
Joreth, der ihr gegenüber saß, schlang seine langen knochigen Finger ineinander und lehnte sich zurück.
_„Ich heiße es auch nicht gut, doch mein Bruder wird seine Gründe haben.“
Micayas Miene wurde säuerlich.
_„Sicher hat er irgendwelche Gründe, es gibt immer irgendwelche Gründe dies und das zu tun. Aber er nennt uns natürlich nicht seine Gründe – obwohl...sie gehört doch zu uns, er kann sich doch nicht alleine gehen lassen – was wenn ihr irgendetwas zustößt…“
Plötzlich verstummte die Assassin, ganz langsam wanderte ihr Blick zu dem Mann der ihrer Linken
Tscha saß da, als würde er nicht dazu gehören, sein Blick war in die Ferne gerichtete und seine sonst so warmen brauen Augen waren voller Sorge und Angst.
Plötzlich setzte er sich auf und blickte Micaya an.
_„Du hast vollkommen Recht, er hätte…“
_„Tscha…“
Sanft strichen ihre Finger über sein Gesicht.
_„Was ist mit dir?“
_„Morwen….“
Micaya biss sich auf die Unterlippe.
_„Du machst dir zu viele Sorgen um deine Schwester.“
Tscha fasste sie am Handgelenk und zog sie näher an sich.
_„Du verstehst das nicht, ich kann nicht. Meine kleine Schwester, meine kleine Morwen. Sie ist wieder so Kalt, es erinnert mich so an damals…es darf nicht, sie darf nicht kalt sein…“
Eine Träne rann Tschas Gesicht hinhab, Micaya folgte ihrer Salzigen Spur sanft mit dem Finger, dann sprach sie aus was sie schon lange beschäftigte.
_„Deine Schwester hat viel erlitten, doch was ist wirklich der Grund dafür, dass du so sehr auf sie aufpasst. Was ist damals geschehen? Warum hast du jetzt eine solche Angst um sie, warum fürchtest du dich vor ihrer Kälte?“
Langsam, ganz Langsam senkte Tscha den Kopf. Als er dann anfing zu sprechen hatte seine Stimme einen seltsamen klang, es schien als würde er einen inneren Kampf ausfechten.
_„An dem Tag an dem ich meine Schwester das erste Mal getroffen habe…- An einem Lagerplatz des freien Volkes. Es wurde viel gefeiert und getrunken. Morwen war mir sofort aufgefallen. Der Abend neigte sich der Nacht und Morwen wurde immer betrunkener, irgendwann war sie verschwunden…ich habe sie gesucht. Und gefunden.“
Tscha blickte auf, er schüttelte sich leicht, und in seinem Blick war Ekel und Entsetzen zu erkennen.
Micaya stieß die Luft mit einem leisen Zischen Aus.
So viel Grauen war in den Augen des großen Druiden, all das, was er nicht mal aussprechen konnte, weil ihm allein der Gedanke die Kehle derartig zuschnürte...
_„Ich habe sie nach Casarorn gebracht, erst schien der Schmerz sie zu verbrennen doch dann wurde sie kalt…kalt und leer. Den Schmerz begrub sie unter Eis. Sie strahlte nur noch Kälte aus, ihre Augen waren leer.
Ich konnte es nicht ertragen, die Kälte brachte mich an den Rand des Wahnsinns…ich dachte ich würde daran kaputt gehen. Und die Kälte hätte mich auch umgebracht, wäre da nicht diese Junge blinde Frau gewesen. Ich glaub ihr Name war Erynfeana.“
Immer mehr Tränen liefen seine Wangen hinab.
_„Verstehst du jetzt warum ich solche Angst habe? Warum ich Angst habe dass Morwen irgendetwas passiert. Ich habe Pflanzen verwelken sehen, weil es ihnen in Morwens Nähe zu kalt war. Schau sie dir an, sie wird wieder Kalt. Sie leidet, ich weiß nicht genau warum, ich weiß nicht was Amaion vielleicht damit zu tun hat…“
_„Deine Schwester ist einsam, ihr würde es schlechter gehen wäre Amaion nicht da…“
Erschrocken blickten Micaya und Tscha Joreth nach, der aufgestanden war und in Richtung Treppe verschwand. Sie hatten seine Anwesenheit ganz vergessen.
Er hatte das fehlende Puzzleteil gefunden…
Und bis zuletzt hatte er noch gehofft seine Beobachtungsgabe, seine Menschenkenntnis und seine Kombinationsgabe hätte ihn getrogen.
Doch wie sooft hatte er recht, leider.

Amaion stieß sich von der Wand ab und blickte seinem Bruder nach der, mit nachdenklichem Blick und ohne ein Wort zu sagen, an ihm vorbeigegangen war.
Joreth, Micaya, Micaya, Tscha.
Und der Junge merkte gar nichts.
Der Necromancer legte seine Stirn in Falten.
Tscha würde es nicht verstehen, Tscha konnte es nicht verstehen.
Er war nicht dumm, aber es passte einfach nicht in seine Welt, dass jemand mehr als einen Menschen so sehr lieben konnte.
Er liebte Micaya über alles und schien die gleiche Liebe auch von ihr zu fordern. Dies konnte nicht mehr lange gut gehen.
Und was dann kam, dass konnte niemand wissen. Tscha war unberechenbar und wie es aussah ein fähiger Krieger. Joreths Tun erfreute Amaion nicht gerade, aber er konnte seinen Bruder auch nicht dafür verurteilen.

Einsamkeit, ein Wort. Ein Wort hinter dem sich so viel Schmerz und Leid steckt.
Manchmal denkt man die Einsamkeit wäre süß, weil sie mit ruhe lockt, mit Freiheit. Weil man keine Rechenschaft ablegen muss was man tut. Weil man mit niemanden umgehen muss. Wer denkt dies ist Einsamkeit dem soll gesagt sein, dass dies das Alleinsein ist, nicht die Einsamkeit.
Was ist wirklich Einsamkeit?
Die wirkliche Einsamkeit ist im Kopf. Man kann in einer Menge stehen und trotzdem so verdammt einsam sein. Weil da nicht die Seele ist die zu einem gehört. Man ist eingekapselt in sich. Gefangen in seinem inneren. Es gibt kein entrinnen kein zurück.
Einsamkeit, ein Wort. Ein Wort mit so vielen Bedeutungen.
Wie fühlt sich ein kleines Mädchen, wie fühlt sich ein Jahrtausend alter Dämon und sein Wirt, wenn sie im Grunde genommen gefangene der Einsamkeit sind.
Gefangen von der Einsamkeit, am Rande der Dunkelheit.
Und auch ist es nicht so, dass man sich der Einsamkeit immer wirklich Bewusst ist. Tief in der Seele verankert, ist sie immer da, auch wenn man glaubt Glücklich zu sein.
Bis man diese eine Seele findet…
 
Zuletzt bearbeitet:
gefällt mir gut, besonders das ende ist toll

"Joreth, der ihr gegen über saß, verschlang seine langen knochigen Finger ineinander und lehnte sich zurück."
da sind mir zwei sachen aufgefallen: "gegenüber" zusammenschreiben und "verschlang ineinander" hört sich merkwürdig an, würde eher "schlang ineinander" oder nur "verschlang" nehmen, wobei mir die erste version besser gefällt.

Sonst aber echt gut.
 
Danke :)

Du hast recht - ich bin da beim lesen auch immer drüber gestolpert und wusste einfach nicht warum. Hab deine Verbesserung dankend übernommen ;)
Muss ich nurnochmal nerie das Kapitel fürs Hauptdokument schicken...am besten jetzt sonst vergess ichs....
 
Verletzungen



_„[...] er kann sich => sie doch nicht alleine gehen lassen – [...]“

[...] weil sie mit ruhe => Ruhe lockt, mit Freiheit.
[...]
Es gibt kein entrinnen, kein zurück.
[...]
wie fühlt sich ein Jahrtausende alter Dämon und sein Wirt, wenn sie im Grunde genommen gefangene => Gefangene der Einsamkeit sind.
[...]
Und auch ist es nicht so, dass man sich der Einsamkeit immer wirklich Bewusst => bewusst ist. Tief in der Seele verankert, ist sie immer da, auch wenn man glaubt Glücklich => glücklich zu sein.
[,,,]


Das Ende finde ich richtug gut.

Den ganzen vorletzten Absatz verstehe ich irgendwie nicht.
(Also der von
Amaion stieß sich von der Wand ab und [...]
bis
[...] aber er konnte seinen Bruder auch nicht dafür verurteilen.)
 
Hey Fenix,
kannst du genauer beschreiben was du nicht verstehst, also eher Inhaltlich oder Satzbau etc?
Schick mir einfach eine PM und ich erklär dir was du wissen willst.
 
Nach nochmaligem Drüberlesen, dämmert mir jetzt was gemeint ist. Ich war gestern einfach nur schon zu müde um die Wörter sinngebend zu interpretieren.
 
Wieder einmal ein schönes Kapitel in einer schönen (und langen) Geschichte. *euch lob*
 
Korrekturen werd ich im Gesamtdokument heut nachziehen und die zweite Hälfte vom Kapitel muß ich auch noch schreiben...
Hoffentlich schaff ichs heute, ich hab noch min. einen Perspektivwechsel, und irgendwie hab ich grad Probleme mit mehr als einer Person pro Tag.
Vor Allem hat sich Joreth gestern so energisch gewehrt, daß ich gar nicht weitergekommen bin...
Leute, motiviert mich!
 
Textmenge verdoppelt, aber ein entscheidender Teil fehlt noch...
Naja, im laufe des Tages sollte das zu schaffen sein.
 
So einmal mit nem Tag verspätung, aber ich hoffe, das Warten hat sich gelohnt.
Gestern war ich einfach nicht in der Lage, klar zu denken...
Ich setze die Tags, dann folgt das Kapitel
 
Ein steiniger Weg


Amaion stand am Fenster.
Der leicht flackernde Schein der heruntergedrehten Lampe tauchte das Zimmer in ein schwaches, aber warmes Dämmerlicht.
Es war noch dunkel draußen, aber der Dämon brauchte wenig Schlaf, und er war froh, dass zumindest Morwen es inzwischen schaffte, nach ihren Alpträumen wieder in einem unruhigen, aber trotzdem ein wenig erholsamen Schlaf versank.
Es wurde nicht besser, und die Schuldgefühle, die das Mädchen seit Anikis Tod quälten, verschlimmerten das Ganze nur noch zusätzlich.
Jede Nacht war es schwerer, sie in die Realität zurückzubringen und zu trösten.
Und jeden Tag fiel es ihm schwerer, sie zu berühren.
Jede Nacht ging er, wenn Morwen wieder eingeschlafen war, zu Lia, manchmal fand er auch tagsüber den Weg zu dem hübschen Zimmermädchen. Aber es half nicht.
Die Sehnsucht wurde nicht weniger, und er schaffte es nicht mehr, die Augen zu schließen, ohne ein bestimmtes Gesicht zu sehen. Morwens Gesicht.
Lia wusste, dass sein Herz nicht ihr gehörte – sie hatte es nie anders erwartet.
Ihr selber wäre wohl Joreth lieber gewesen, aber der holte sich seine Streicheleinheiten anderswo.

Amaion war sich nicht bewusst, wie finster der Blick war, mit dem er die Wand anstarrte.
__„Warn mich, bevor da Steine rausfallen, ich würde gerne rechtzeitig in Deckung gehen...“
Der Necromancer sah überrascht in Richtung der Stimme.
Morwen war noch wach – sie saß in ihrem Bett und zog in einem Anflug von schrägem Humor die Augenbraue hoch.
Dieses Bild – und die Vorstellung dessen, was sie zu ihrem Kommentar veranlasst hatte – war einfach zu viel.
Amaion lachte.
Er lachte, wie er seit Jahren, ja, Jahrzehnten nicht gelacht hatte.
Tränen liefen ihm über das Gesicht, und er schnappte nach Luft.
Morwen lachte mit ihm, und das war das Schönste, was er seit Langem erlebt hatte.
Noch immer lachend ging er zu ihr hinüber und nahm sie in den Arm.
Es gab nichts, was an Ernsthaftigkeit, Angst oder Schmerz erinnerte in diesem Moment, nur einfach dieses lachende Gesicht...
Als die Lippen des Necromancers die der Assassin sanft berührten, konnte er sie mit jeder Faser seines Seins fühlen.
Schlagartig kehrte die Realität zurück.
Vorsichtig schob er ihre Arme fort und trat einen Schritt zurück.
__„Es tut mir leid, es wird nicht wieder vorkommen...“
Damit wandte er sich um und verließ den Raum.

Draußen angekommen lehnte ich der Necromancer schwer atmend an die Wand.
Was war nur in ihn gefahren?
Dies war seine Schülerin, ein Mensch, den er als Kind, als zu beschützendes Wesen, aber nicht derartig zu sehen hatte...
Joreths Stimme weckte ihn aus seinen Gedanken.
__„Kannst Du was mitnehmen? Sie will immer, dass ich bleibe, aber ich bin bedient...“
Amaion nickte schwerfällig und griff nach der Urkunde, die sein Bruder ihm hinhielt.
Sorgfältig verstaute er das Papier unter seinem Hemd.
Dann ging er langsam zum Ende des Flures.


Morwens Lippen brannten wie Feuer.
Irritiert starrte sie auf ihre zitternden Hände.
Warum war er weggegangen?
Sie hatte das nicht gewollt, es fühlte sich so falsch an, alleine in diesem Zimmer zu sein.
Falsch war das richtige Wort, sie fühlte sich komisch.
Angst stieg in ihr auf.
Wo war Amaion?
Er war immer da, um sie zu trösten, ihr die Angst wegzunehmen. Warum war er jetzt nicht da?
An Schlaf war jetzt eh nicht mehr zu denken, da konnte sie auch aufstehen und etwas essen...
Morwen zog sich um, dabei bewegte sie sich langsam und vorsichtig, um ihren unzuverlässigen Körper zu Gehorsam zu zwingen.
Als sie die Tür leise hinter sich schloss, hatte sich das Zittern fast gelegt.

Etwas war dort, am Ende des Flures.
Die Augen folgten ihrem Gehör, und tatsächlich – dort stand Amaion.
Er hatte Morwen den Rücken zugewandt, und augenscheinlich lag seine volle Aufmerksamkeit im Moment auf etwas anderem.
Morwen sah, wie sich eine Hand auf die Schulter des Necromancers schob, und sie hörte eine Frauenstimme leise lachen, während Amaion sich an seiner Hose zu schaffen machte.
Ein dicker Klumpen schien den Hals der jungen Assassin zuzuschnüren.
_Er wird Dich verraten, er ist auch nur ein Mensch, schlimmer, ein Mann...
Die Stimme in ihren Gedanken war süß und vertraut.
Sie wollte nicht sehen, wie das Mädchen bei Amaion seinen Rock hob, wie es die Beine um ihn schlang.
Morwen drehte sich um und schlich die Treppe hinunter, so leise, wie es irgendwie möglich war, damit die beiden sie ja nicht bemerkten.
Unten angekommen begann sie, zu rennen.


Joreth musterte ratlos die dampfende Kanne vor sich und fragte sich, was ihn dazu bewegt hatte, ausgerechnet diese Kräuter zu wählen.
Bis auf den Lavendel schmeckte keines davon – und insgesamt war der Tee einfach bitter.
Als er hastige Schritte in Richtung Gaststube hörte, stand er auf.
Es war Morwen, die hereingestürzt kam, die schreckgeweiteten Augen auf die Tür gerichtet, als wollte sie – mit nur dem nicht übermäßig warmen Kleid bekleidet – fortlaufen, um nicht wieder zu kommen.
Mit einem leisen Seufzen trat Joreth ihr in den Weg.
Es würde immer er sein, der die anderen wieder zur Vernunft brachte...
Morwen entfuhr ein Aufschrei, als sie gegen seinen Körper prallte.
Panikartig schlug sie um sich.
Der Necromancer fing ihre fliegenden Hände mühelos ein und hielt sie fest.
__Morwen. Morwen. Morwen. MORWEN!“
Es dauerte ein Weilchen, bis seine ruhige Stimme bis zu ihr durchgedrungen war.
Schließlich tauchte ein Fünkchen Wiedererkennen in ihren Augen auf, und Joreth ließ ihre Hände los. Der Necromancer legte einen Arm um sie und führte sie zum Tisch.
Fürsorglich schob er ihr den Stuhl zurecht und drückte ihr einen Becher Tee in die Hand.
Die dampfende Flüssigkeit roch so bitter, wie sie schmeckte, doch Morwen trank gehorsam, und langsam wurde das Zittern ihrer Hände weniger.
Joreth wartete geduldig.
Er hatte Zeit, und es war ihm wichtig, dass die junge Assassin ruhig genug war um aufzunehmen, was er ihr zu sagen hatte.

__„Amaion.“
Es war eine Feststellung, keine Frage.
Morwen nickte langsam.
__„Wie konnte er nur? Ich...“
Joreth streckte die Hand aus und berührte die Assassin leicht am Arm.
__„Du warst Dir dessen nicht bewusst, dass Amaion ein Mann ist. Gut, er ist einer, und er hat seine Bedürfnisse, durch die Anwesenheit des Dämons sogar deutlich ausgeprägter als jeder von uns anderen.“
Er schloss sich nicht aus, aber irgendwie wirkte er trotzdem nicht bedrohlich.
Im Gegenteil – seine Art hatte etwas beruhigendes.
Ein Lächeln erschien auf den Lippen des Necromancers.
Ein weiteres Puzzleteil schien zu passen, sie reagierte so, wie er es erwartet hatte.
__„Morwen, hast Du je daran gedacht, dass er zu Lia geht um Dich zu schützen?“
Entgeistert starrte das Mädchen ihn an.
__„Ich verstehe nicht...“
Die Antwort war ein leises Lachen.
__„Morwen, Ich weiß, dass Du ihm wichtiger bist als alles in der Welt – und er fühlt sich für Dich verantwortlich. Es wäre ein Vertrauensbruch, wenn er seine Bedürfnisse dazwischenkommen lassen würde.“
Das Lächeln um seinen Mund enthielt nun leichten Spott.
__„Oder ist es das, was Dir Probleme bereitet?“
Ein merkwürdiges Gefühl hatte sich in Morwen ausgebreitet.
Ruhe, alle Angst war irgendwie in den Hintergrund getreten.
Irgendwie schien die ganze Szene etwas irreales an sich zu haben. Aber sie verstand nicht, was Joreth meinte.
__„Morwen, was hat Dich mehr verängstigt oder verletzt – die Tatsache, dass er ein Mann ist und seine Bedürfnisse hat – oder die, dass er damit zu Lia geht?“
Gut, jetzt war die Angst wieder da.
Morwen starrte den Joreth entsetzt an, was diesem bestätigte, was er bereits vermutet hatte.
__„Morwen, ich weiß, dass Dir jemand weh getan hat – ich vermute, Du kennst nichts anderes als Gewalt. Er weiß das nicht, und er hat vor noch nicht allzu langer Zeit zwei Frauen verloren, die er geliebt hat. Er wird Deine Angst für Ablehnung halten.“
Morwens Hals war trocken, es fiel ihr schwer, auch nur einen Ton zu erzeugen, geschweige denn einen vollen Satz zu sprechen.
__„Er – hat mich geküsst...“
Joreth nickte.
__„Das erklärt, warum er es so eilig hatte, dass er sich nichtmal die Zeit genommen hat, ein freies Zimmer zu finden. Du hast die beiden gesehen, nichtwahr?“
Es war eine rhetorische Frage, sie erforderte keine Antwort.
__„Er will Dich schützen, nicht Dir weh tun, vergiss das nicht.“
Der Necromancer füllte die Tasse ein weiteres Mal mit dem beruhigenden Kräutertee, und Morwen trank.

Bleierne Müdigkeit breitete sich aus.
Nicht, dass die Müdigkeit vorher nicht vorhanden gewesen wäre. Morwen hatte seit Wochen nicht richtig geschlafen. Aber der Tee und Joreths ruhige Art hatten sie dazu gebracht, sich ein Wenig zu entspannen, und jetzt fiel es der jungen Assassin schwer, die Augen offen zu behalten.
Mühsam erhob sie sich und wandte sich in Richtung Tür.
__„Morwen...“
Einen Moment hielt sie inne.
__„An dem Tag, als wir uns zum ersten Mal gesehen haben – Du hast versucht, mit Gewalt zu vergessen, nichtwahr? Indem Du Dich betrunken und dem nächstbesten Mann an den Hals geworfen hast, der nicht ganz so gefühllos aussah.“
Das Mädchen antwortete nicht.
__„Deine Wahl war nicht ganz falsch. Es hätte funktionieren können, wenn ich bereit gewesen wäre, mir zu vergeben. Deinem Volk zu vergeben. Oder auch in Dir etwas anderes als ein Kind zu sehen...“
Seine Stimme war leise, und man konnte etwas Bedauern über die verlorene Chance heraushören.
__„Amaion ist besser für Dich, ich mag lieber erwachsene Frauen, die schon Kinder geboren haben...“

Morwen wandte sich noch einmal um.
__„Es tut mir leid, dass ich Aniki getötet habe, ich wünschte, ich könnte sie Dir zurückgeben...“
Tränen flossen aus ihren sonst so zwanghaft trockenen Augen.
__„Ich habe Dir die Frau genommen, die Du geliebt hast, und Du bist so freundlich zu mir...“
Joreth senkte den Kopf.
__„Eine Frau, die schon Kinder geboren hat.“ wiederholte er leise.
__„Aniki hätte mir das nicht bieten können, aber sie wäre etwas mehr als ein schwacher Ersatz gewesen.“
Morwen erinnerte sich an das Gesicht der Älteren, aber sie war zu müde, um interpretieren zu können, was er meinte.
Mit schweren Füßen schlurfte sie die Treppe hinauf und ging in ihr Zimmer.
Dort angekommen schüttelte sie müde die Schuhe von den Füßen.
Sie zog das Kleid aus und warf es in die Ecke.
Sollte es doch zerknittern, sollte es doch unansehnlich sein.
Sie mochte es nicht mehr tragen.
Langsam griff sie nach ihrem Nachthemd.

Es war ein merkwürdiges Gefühl, das Amaion hatte, als er das Zimmer betrat.
Einerseits fühlte er sich leichter – als sei eine gewisse Last von ihm genommen.
Andererseits fühlte er sich nicht gut dabei.
Es hatte sich in gewisser Weise falsch angefühlt – so wie es sich in den Jahren mit Micaya falsch angefühlt hatte, eine andere Frau auch nur anzusehen.
Er hörte, wie Morwen erschrocken die Luft ausstieß, und als er den Kopf ihr zuwandte, stand sie neben ihrem Bett – nackt, bis auf den Lendenschurz, das Nachthemd in der Hand, und in ihren Augen blankes Entsetzen.
Er kannte diesen Blick, oft genug hatte er ihm, Amaion, gegolten, wenn er die Körper seiner Wirte benutzt hatte.
Doch das letzte Mal, als er diesen Blick gesehen hatte, hatte es bereits weh getan.
Wieder fühlte er Allerias Angst, die Kraft, die davon ausging, aber auch den bitteren Nachgeschmack, den ihr Schmerz hinterließ...
__„Morwen, Kind, es tut mir leid – ich konnte nicht wissen...“
Er drehte sich langsam um, wandte ihr den Rücken zu.
__„Du kannst Dich anziehen, ich sehe nicht hin.“

Ein leises Geräusch erweckte seine Aufmerksamkeit, und er wandte vorsichtig den Kopf wieder um.
Morwen hatte ihr Nachthemd fallengelassen und war einen Schritt auf ihn zugegangen.
Tränen standen in ihren Augen, als sich ihre Blicke trafen.
__„Ich bin kein Kind mehr, Amaion.“ flüsterte sie.
__„Aber das ist der einzige Schutz, den ich Dir bieten kann.“
Sie war mager, er konnte die einzelnen Rippen durch ihre Haut schimmern sehen, aber nichtsdestotrotz war sie die schönste Frau, die er je gesehen hatte, ganz gleich, ob zahllose Narben unterschiedlichen Alters ihre Arme übersäten.
Morwen senkte ihren Blick und verbarg das Gesicht in den Händen.
Lange stand sie reglos so da, hilflos, einsam – Amaion wünschte sich nichts mehr, als die wenigen Schritte zu überwinden, die zwischen ihnen lagen, und die junge Frau in den Arm zu nehmen.
Kaum hörbar war ihre Stimme, als sie endlich wieder sprach.
__„Ich brauche keinen Schutz vor Dir, Amaion.“

Amaion machte einen Schritt, dann blieb er stehen und breitete die Arme aus.
Lange hielt er sie einfach nur fest, dann bückte er sich, hob das Nachthemd auf und streifte es ihr über den Kopf.
Erst dann wagte er es, sie zu küssen.
Sie war so verängstigt, so voll Schmerz...
Er würde viel Geduld haben müssen, aber diese Frau war das mehr als wert.
Er sah ihre Erschöpfung und schob sie zum Bett.
__„Schlaf noch eine Weile, ich werde auf Dich aufpassen.“
Damit legte er sich neben sie, so dass ihr Kopf auf seinem einen Arm ruhte.
Das war die einzige Berührung, die er sich erlaubte, und er wusste, das würde auf lange Zeit so bleiben.
Erst als er sicher war, dass sie schlief, strich er mit der freien Hand sanft über ihr Gesicht.
 
Es war noch dunkel draußen, aber der Dämon brauchte wenig Schlaf, und er war froh, dass zumindest Morwen es inzwischen schaffte, nach ihren Alpträumen wieder in einem unruhigen, aber trotzdem ein wenig erholsamen Schlaf versank.
[...]aber trotzdem ein wenig erholsamen Schlaf zu versinken.

Morwen starrte den Joreth entsetzt an, was diesem bestätigte, was er bereits vermutet hatte.

Er hörte, wie Morwen erschrocken die Luft ausstieß, und als er den Kopf ihr zuwandte, stand sie neben ihrem Bett – nackt, bis auf den Lendenschurz,[...]
besser:
Er hörte, wie Morwen erschrocken die Luft ausstieß, und als er ihr den Kopf zuwandte, stand sie neben ihrem Bett – nackt, bis auf den Lendenschurz,[...]

Sie war mager, er konnte die einzelnen Rippen durch ihre Haut schimmern sehen, aber nichtsdestotrotz [...]
Da bin ich mir zwar nicht sicher, aber in einem Wort sieht das irgendwie komisch aus...

Mal wieder ein tolles Kapitel, das Lust auf mehr macht :top:
 
Ein sehr interessantes Kapitel.

Außerden von Diderot schon genannten, habe ich keine weiteren Fehler gefunden.
 
So es ist Zeit für ein weiteres Kapitel und ich bin wirklich froh, dass es pünktlich fertig ist. ich weiß nicht warum aber es war das schwerste Kapitel welches ich je geschrieben habe.
Ich hatte es vor einigen Tagen schon fast fertig und habe alles nochmal in die Tonne gekloppt um es neu zu schreiben. Mit der jetzigen Fassung bin ich auch nicht 100Prozentig zu frieden aber es ist auf jedenfall besser als die erste. Ich hoffe es gefällt euch!
Ich mach eben noch die tags rein und schiebs dann raus...
 
Falsche Erkenntnisse


Seine Finger tasteten nach Micaya doch, er schlug die Augen auf, sie war nicht da.
Missmutig verzog er das Gesicht und setzte sich auf.
Langsam stand er auf, griff nach seiner Kleidung und zog sich an.
Micayas Abwesenheit frustrierte ihn fürchterlich, zu gern hätte er noch die nächsten Stündchen mit ihr genossen…
Er kratze sich am Kopf – und irgendwie…kribbelte es gerade ganz fürchterlich in seinem großen Zeh…und jetzt im Nacken – Grr…
Der große Mann schüttelte sich um das seltsame Gefühl loszuwerden, doch es blieb.
Sein Unbehagen steigerte sich eher noch etwas. Was war nur los – also so sehr, dass er sich so hätte fühlen müssen, fuchste ihn Micayas Abwesenheit auch wieder nicht…
Ärgerlich über sich selbst schüttelte er den Kopf.

Ein lächeln stahl sich auf seine Lippen als er Micaya erblicke, die mit Joreth am Tisch saß und Frühstückte.
Zärtlich strich er ihr durchs kurze Haar, dann drückte er ihr einen Kuss auf die Wange und setzte sich.
__„Guten Morgen“
Wieder verspürte er dieses seltsame Kribbeln.
Irritiert griff er nach einem Brötchen – und erst jetzt wurde er sich seines Bären-, oder in seinem Fall wölfischen. Hungers bewusst.
Aber er griff nicht so herzhaft zu wie er es sonst getan hätte, er wusste nicht was es war, er wusste nicht ob es gut oder schlecht war, was er da spürte.
Schritte aktivierten seine plötzlich seltsam überreizten wölfischen sinne.
Ein leises lachen. Seine Ohren Zuckten.
Blöder Wolf.
Lächelnd blendete er seine Wolfsinne aus. Was war den heute nur los, er hatte weder schlecht noch wenig geschlafen. Na gut Micaya war heute Morgen nicht da gewesen…aber jetzt war sie ja bei ihm.
Seine Blicke waren voll Zärtlichkeit als er sie anblickte.
Die Stimme seiner Schwester ließ seine Sinne schlagartig wieder erwachen.
Nun aber reichte es ihm – oder…war irgendetwas? Er horchte in sich hinein, gab es einen Grund für seiner erwachten sinne.
Dieses Gefühl…
Amaions Stimme. Morwen Stimme.
Langsam drehte er sich um.
Da standen sie, näher als sonst – aber eigentlich nicht viel. Amaions Arm lag um Morwens Schulter und doch berührte er sie kaum.

Die Welt blieb kurz stehen um dann mit unnatürlicher Geschwindigkeit weiterzulaufen.
Im ersten Moment war da nur die Fassungslosigkeit.
Dann stürmten Gefühle, chaotisch und mächtig, auf ihn ein. Ihm wurde übel – was tat dieser alte Mann da mit seiner Schwester.
Das Chaos wich, zurück blieb nur die Wut.
Brennend heiß bahnte sie sich ihren Weg durch seinen Körper, seine Muskeln spannten sich, seine Zähne schoben sich vor und ein Knurren entfuhr seiner Kehle.
Er merkte gar nicht, dass er aufgesprungen war und sich langsam, raubtierartig, auf Amaion zu bewegte.
Die Spannung in seinen Muskeln steigerte sich noch, gleich würde sie sich entladen. Nur ein Sprung…
__„Tscha“
Joreths Hand legte sich Schwer auf seine Schulter und zog ihn herum.
__„Tscha, Du bist mein Freund, aber wenn Du meinen Bruder angreifst, dann werde ich Dir das Herz herausreißen, bevor er es auch nur schafft, seine Verteidigung aufzubauen.“
Die Stimme des Necromancer war ruhig doch lag in ihr eine Schärfe die Tscha dazu brachte sich aus seiner Angriffshaltung zu lösen.
Doch immer noch war da diese Wut, wenn er sich umdrehte würde er wieder Amaion sehen der sich einfach an seine kleine Schwester rangemacht hatte. Der dieses kleine zerbrechliche Geschöpf berührte und es zerstören würde.
__„Tscha, ich weiß, dass Du sie fühlst, ist irgendetwas negatives dabei gewesen?“
Wieder entwich Tschas Kehle ein knurren, er wollte nicht der Verbindung zu seiner Schwester nachfühlen, jetzt wo er wusste was das Kribbeln verursacht hatte.
Amaion machte sich an seine Schwester ran. Alles andere war egal!
__„Beruhige dich“
Micaya schob Joreth zur Seite und blickte den Druiden an, dessen sonst so warmen braunen Augen seltsam verhangen schienen.
__„Nein ich werde mich nicht beruhigen. So lange dieses etwas seine Finger nicht…“
Micaya legte ihre Stirn in Falten.
__„Also…Amaion sieht anders aus nach einer…ereignisreichen Nacht. Er berührt sie ja kaum.“
Tscha fauchte und machte eine jähe Bewegung, so als wolle er Micaya wegschubsen – im letzten Moment jedoch zügelte er sich.
Verdammt.
Er wollte Micaya nicht wehtun. Aber seine Schwester…
Die Luft schien ihm wegzubleiben, der Raum, die Blicke der anderen…
Ein paar rasche Schritte, die Tür fiel hinter ihm zu.
Der Schneeregen vermischte sich mit seinen Tränen und ein kleines Bäumchen stürzte krachend um als seine Wut sich in einem einzigen Schlag entlud.
Doch nun als die Wut abgeflaut war kam das Chaos an Gefühlen wieder.
Nun stand er hier draußen und seine Schwester hatte kein einziges Wort gesagt.
War das wirklich richtig?

Micaya blickte Joreth an, doch der schüttelte kaum merklich den Kopf.
Die Assasiene musste die Tränen unterdrücken als sie die Taverne verließ um Tscha zu folgen.
 
Kurz und knapp wird hier mal Tschas Gedanken- und Gefühlswelt beleuchtet. Das Kapitel hätte länger sein können, aber da alles zu dem Thema gesagt wurde reicht die Länge aus.

Fehler, nur ein einziger:
Falsche Erkenntnisse


Joreths Hand legte sich Schwer => schwer auf seine Schulter und zog ihn herum.
 
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