XanKriegor
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- 27 September 2010
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Meine sehr geehrten Forenmitglieder, ihr seid mir mittlerweile durchaus ans Herz gewachsen. Zumindest ein oder zwei von euch, alle natürlich nicht. Deswegen seid ihr auch die Ersten, denen ich meine dunklen Gedanken, die demnächst wahrscheinlich Sorgen weichen werden, mitteile. Ich weiß, ihr freut euch jedes Mal, wenn ihr meine verschachtelten und seitenlangen Monologe lesen dürft. Eben genau das ist der Grund warum ich euch die nun folgende Geschichte erzähle. Genauer gesagt wäre ich heilfroh, wenn es denn eine Geschichte wäre, denn sie ist es nicht, es sind Fakten und Tatsachen. Ihr könnt also davon ausgehen, dass alles, Wort für Wort, der Wahrheit entspricht und genau so geschehen ist, beziehungsweise geschieht.
Ich bin momentan aufgrund meines Studiums in einer 21 qm großen Wohnung in Gießen angesiedelt, die Stadt, deren Charme dem eines zertretenen Häufchen Hundekots in Berlin-Neukölln entspricht. Genau genommen ist es ein Zimmer, und ein Bad, letzteres teile ich mir mit einer zweiten Mieterin auf der gleichen Etage, die ebenfalls eine Einzimmerwohnung besitzt. Sie kostet mich 225 Euro warm und bisher komme ich mit dem Mieter, einem pensionierten und schrulligen älteren Mann sehr gut zurecht, was hauptsächlich daran liegt, dass er sich sehr stark zurückhält und -zieht, was das Konfliktpotenzial stark verringert. Er spricht einen starken hessischen Dialekt, was es mir als gebürtigem Freiburger schwer macht, alles auf Anhieb zu verstehen. Ansonsten ist alles in bester Ordnung.
An dieser Stelle kommt nun der böse Antagonist ins Spiel, und der ist niemand Geringeres als das Wasser höchstselbst. Man mag es verwunderlich finden, das Wasser als Antagonisten zu bezeichnen, schließlich ist es die Grundlage des Lebens schlechthin, aber es ist aufgrund seiner oft flüssigen Form sehr oft sehr nervig, weil es nur wenige Grenzen kennt und ohne Rücksicht auf Verluste überall rein- und durchläuft, auch wenn es das eigentlich nicht soll und dafür auch nur winzigste Risse vorhanden sind.
Vor Kurzem entdeckte ich Feuchtigkeit unterhalb meines Waschbeckens. Nach kurzer investigativer Untersuchung kam ich zu dem Entschluss, dass diese nicht durch exzessive Waschvorgänge meinerseits dorthin gelangt war. Es musste also eine andere Ursache haben, und diese Ursache musste unerfreulich sein, ein leckendes Rohr oder eine undichte Flanschmuffe oder ähnliches.
Mir fiel natürlich spontan keine Lösung ein, deswegen alarmierte ich den Vermieter. Schließlich wusste ich auch, dass ich sowieso nichts zahlen müsste, wenn denn etwas ersetzt werden müsste, da es sich nicht um mein Verschulden handelte. Es bestand also kein Grund, etwas verheimlichen zu wollen.
Als ich ihn dann aktiviert hatte, probierte er ein bisschen mit den Wasserhähnen rum und so weiter und so fort. Schließlich hatte er dann auch die Ursache gefunden. Ich weiß nicht, wie man es im Fachjargon ausdrückt, aber dort, wo das Warmwasserrohr aus der Wand kommt und das elastische Rohrkabel weggeht, das zum Wasserhahn führt, lief Wasser heraus. Wobei "lief" in diesem Fall heißt, dass etwa alle 20 bis 30 Sekunden ein Tropfen abperlte.
An dieser Stelle fing ich an, den Einsatz eines Klempners zu fordern, für den die ganze Sache mit passendem Werkzeug mit zwei Handgriffen erledigt wäre. Doch mein Vermieter, der offensichtlich auch wusste, dass er die Kosten tragen müsste, kündigte an, er werde es selbst reparieren. Dazu muss ich sagen, dass ich handwerklich nicht unbegabt bin und auch durchaus schon einige Sachen gewerkelt habe, mir aber beim besten Willen nicht einfallen konnte, wie er es mit unserem bescheidenen Werkzeug reparieren sollte (es standen uns lediglich 3 verschieden große Wasserrohrzangen zur Verfügung und es war offensichtlich, dass die Rohre beim aufeinander treffenden Punkt nicht mehr dicht waren). Ich glaubte ihm aber zunächst und hoffte darauf, dass unter der kauzigen und mir unverständlich daherredenden Hülle ein Klempner verborgen lag. Dies war aber offensichtlich nicht der Fall.
Ganz im Gegenteil, es passierte das Schlimmstmögliche. Mein Vermieter sah es als klug an, das ganze aus der Wand herausragende Rohr mit der größten zur Verfügung stehenden Rohrzange und einer Menge Gewalt zu drehen. So wollte er die beiden aufeinander treffenden Enden ineinander drehen. Das endete allerdings mit dem größtmöglichen GAU, der eintreten konnte. Es floss mehr Wasser, und dieses Mal ist das Wort "fließen" absolut angebracht, denn es war ein unablässiger Strom von etwa 3 Millimeter Durchmesser, der allerdings nicht schnell floss. Trotzdem reichte es, einen bereitgestellten Topf innerhalb von etwa 10 Minuten zu füllen. Der Abfluss, wie ich als Geograph an dieser Stelle zu sagen pflege, hatte sich also verhundert- oder -tausendfacht.
Auch nach mehrmaligem Hin- und Zurückdrehen wurde die Sache nicht besser und mein Vermieter stellte fest: "So kann man das auf keinen Fall lassen".
Es endete damit, dass das Warmwasser im ganzen Haus abgedreht werden musste und auch bis morgen ausbleibt. Morgen früh, an meinem unifreien Tag, muss ich dann um acht aufstehen und meinem Vermieter dabei zusehen, wie er es weiterhin versucht. Allzu viel verhoffe ich mir davon nicht, denn er scheint in seinen Methoden stark begrenzt zu sein und wird das ganze Konstrukt wohl nur nochmal nach rechts und links drehen. Ich werde deswegen jeden seiner Schritte überwachen und dabei stets auf die Konsultation eines echten Klempners drängen.
Ich hoffe, die Sache dauert nicht ganz so lang und ich kann mich im Laufe des Vormittags wieder hinlegen um noch eine Mütze Schlaf zu bekommen.
Ein weiteres Problem ist natürlich, dass ich nicht wusste, wie ich meiner Zimmernachbarin die freudige Nachricht überbringen sollte, dass sie sich morgen früh beim Duschen ihren hübschen Arsch abfrieren wird. Deswegen habe ich darauf verzichtet und setze voll und ganz auf den Überraschungseffekt.
Vor mir liegt also eine kurze Nacht, in der ich immer wieder durch Wasserplätschern aufwachen werde (das Wasser ist zwar abgedreht, es ist aber noch was in den Leitungen, was rausplätschert; aber immerhin sind es nur einzelne Tropfen und keine Kaskade mehr wie zwischenzeitlich). Und morgen werde ich in aller Herrgottsfrühe dabei zusehen dürfen, wie ein Mann, den ich nicht verstehe, mein Zimmer unter Wasser setzt.
Ich bin momentan aufgrund meines Studiums in einer 21 qm großen Wohnung in Gießen angesiedelt, die Stadt, deren Charme dem eines zertretenen Häufchen Hundekots in Berlin-Neukölln entspricht. Genau genommen ist es ein Zimmer, und ein Bad, letzteres teile ich mir mit einer zweiten Mieterin auf der gleichen Etage, die ebenfalls eine Einzimmerwohnung besitzt. Sie kostet mich 225 Euro warm und bisher komme ich mit dem Mieter, einem pensionierten und schrulligen älteren Mann sehr gut zurecht, was hauptsächlich daran liegt, dass er sich sehr stark zurückhält und -zieht, was das Konfliktpotenzial stark verringert. Er spricht einen starken hessischen Dialekt, was es mir als gebürtigem Freiburger schwer macht, alles auf Anhieb zu verstehen. Ansonsten ist alles in bester Ordnung.
An dieser Stelle kommt nun der böse Antagonist ins Spiel, und der ist niemand Geringeres als das Wasser höchstselbst. Man mag es verwunderlich finden, das Wasser als Antagonisten zu bezeichnen, schließlich ist es die Grundlage des Lebens schlechthin, aber es ist aufgrund seiner oft flüssigen Form sehr oft sehr nervig, weil es nur wenige Grenzen kennt und ohne Rücksicht auf Verluste überall rein- und durchläuft, auch wenn es das eigentlich nicht soll und dafür auch nur winzigste Risse vorhanden sind.
Vor Kurzem entdeckte ich Feuchtigkeit unterhalb meines Waschbeckens. Nach kurzer investigativer Untersuchung kam ich zu dem Entschluss, dass diese nicht durch exzessive Waschvorgänge meinerseits dorthin gelangt war. Es musste also eine andere Ursache haben, und diese Ursache musste unerfreulich sein, ein leckendes Rohr oder eine undichte Flanschmuffe oder ähnliches.
Mir fiel natürlich spontan keine Lösung ein, deswegen alarmierte ich den Vermieter. Schließlich wusste ich auch, dass ich sowieso nichts zahlen müsste, wenn denn etwas ersetzt werden müsste, da es sich nicht um mein Verschulden handelte. Es bestand also kein Grund, etwas verheimlichen zu wollen.
Als ich ihn dann aktiviert hatte, probierte er ein bisschen mit den Wasserhähnen rum und so weiter und so fort. Schließlich hatte er dann auch die Ursache gefunden. Ich weiß nicht, wie man es im Fachjargon ausdrückt, aber dort, wo das Warmwasserrohr aus der Wand kommt und das elastische Rohrkabel weggeht, das zum Wasserhahn führt, lief Wasser heraus. Wobei "lief" in diesem Fall heißt, dass etwa alle 20 bis 30 Sekunden ein Tropfen abperlte.
An dieser Stelle fing ich an, den Einsatz eines Klempners zu fordern, für den die ganze Sache mit passendem Werkzeug mit zwei Handgriffen erledigt wäre. Doch mein Vermieter, der offensichtlich auch wusste, dass er die Kosten tragen müsste, kündigte an, er werde es selbst reparieren. Dazu muss ich sagen, dass ich handwerklich nicht unbegabt bin und auch durchaus schon einige Sachen gewerkelt habe, mir aber beim besten Willen nicht einfallen konnte, wie er es mit unserem bescheidenen Werkzeug reparieren sollte (es standen uns lediglich 3 verschieden große Wasserrohrzangen zur Verfügung und es war offensichtlich, dass die Rohre beim aufeinander treffenden Punkt nicht mehr dicht waren). Ich glaubte ihm aber zunächst und hoffte darauf, dass unter der kauzigen und mir unverständlich daherredenden Hülle ein Klempner verborgen lag. Dies war aber offensichtlich nicht der Fall.
Ganz im Gegenteil, es passierte das Schlimmstmögliche. Mein Vermieter sah es als klug an, das ganze aus der Wand herausragende Rohr mit der größten zur Verfügung stehenden Rohrzange und einer Menge Gewalt zu drehen. So wollte er die beiden aufeinander treffenden Enden ineinander drehen. Das endete allerdings mit dem größtmöglichen GAU, der eintreten konnte. Es floss mehr Wasser, und dieses Mal ist das Wort "fließen" absolut angebracht, denn es war ein unablässiger Strom von etwa 3 Millimeter Durchmesser, der allerdings nicht schnell floss. Trotzdem reichte es, einen bereitgestellten Topf innerhalb von etwa 10 Minuten zu füllen. Der Abfluss, wie ich als Geograph an dieser Stelle zu sagen pflege, hatte sich also verhundert- oder -tausendfacht.
Auch nach mehrmaligem Hin- und Zurückdrehen wurde die Sache nicht besser und mein Vermieter stellte fest: "So kann man das auf keinen Fall lassen".
Es endete damit, dass das Warmwasser im ganzen Haus abgedreht werden musste und auch bis morgen ausbleibt. Morgen früh, an meinem unifreien Tag, muss ich dann um acht aufstehen und meinem Vermieter dabei zusehen, wie er es weiterhin versucht. Allzu viel verhoffe ich mir davon nicht, denn er scheint in seinen Methoden stark begrenzt zu sein und wird das ganze Konstrukt wohl nur nochmal nach rechts und links drehen. Ich werde deswegen jeden seiner Schritte überwachen und dabei stets auf die Konsultation eines echten Klempners drängen.
Ich hoffe, die Sache dauert nicht ganz so lang und ich kann mich im Laufe des Vormittags wieder hinlegen um noch eine Mütze Schlaf zu bekommen.
Ein weiteres Problem ist natürlich, dass ich nicht wusste, wie ich meiner Zimmernachbarin die freudige Nachricht überbringen sollte, dass sie sich morgen früh beim Duschen ihren hübschen Arsch abfrieren wird. Deswegen habe ich darauf verzichtet und setze voll und ganz auf den Überraschungseffekt.
Vor mir liegt also eine kurze Nacht, in der ich immer wieder durch Wasserplätschern aufwachen werde (das Wasser ist zwar abgedreht, es ist aber noch was in den Leitungen, was rausplätschert; aber immerhin sind es nur einzelne Tropfen und keine Kaskade mehr wie zwischenzeitlich). Und morgen werde ich in aller Herrgottsfrühe dabei zusehen dürfen, wie ein Mann, den ich nicht verstehe, mein Zimmer unter Wasser setzt.