Kings Of Leon - Youth And Young Mahood
Das die Retro Welle bis auf weiteres kein Ende nehmen wird, war schon nach dem fulminanten und mit Lobeshymnen überschüttetem Strokes Debut
"Is This It" abzusehen. Nach eben jenen schoßen sie allesamt aus den Boden, die Bands die rein äußerlich, wie auch musikalisch, scheinbar in den 60/70 Jahren geblieben sind, ... Oder, wenn es sie schon gab, bekamen einige nun endlich den mehr oder weniger verdienten Ruhm.
The White Stripes, The Vines, The Hives, The Cooper Temple Clause, The Electric Soft Parade etc... ... die Liste scheint unendlich. Gesagt werden muß, viele dieser "old Generations" Bands transportieren den Vibe eben jener alten Zeit ganz vorzüglich in unsere Heutige. Und doch macht sich langsam aufgrund der Masse an Bands eine gewisse Eintönigkeit breit. Das Musikgenre braucht demzufolge eine Band die entweder mit Innovation überrascht oder aber jedes, aber auch wirklich jedes Album einer anderen Band aus dieser Sparte in den Schatten stellt.
Nun zu den Königen. Ersteres schaffen sie nicht wirklich. Retro, aber Innovativ scheint sowiso ein Widerspruch in sich

. Bleibt nur Möglichkeit Nr.2 ... und soviel sei gesagt, für mich persönlich sind sie die derzeit beste Retro-Rock-Schrammel Band überhaupt.
Die Band besteht aus den Brüdern, Nathan (23), Jared (16) und Sänger Caleb (21) - allesamt Söhne des Wanderpredigers Leon Followill - und deren Cousin Matthew (18). Ihr Sound ist eine Mischung aus Blues-Rock, Country und 60er-Jahre Garagenrock. Um Vergleiche zu ziehen: Was bei den Strokes teilweise klang wie mühsam retromässig einstudiert (und mit ihren Instrumenten haben es die Kerle ja nun auch nicht gerade), klingt bei den Kings so als hätten sie direkt nach der Geburt zur Klampfe gegriffen. Manchmal schön improvisiert, immer mit vollem Herzen bei der Sache.
"Red Morning Light" zb. ist ein erstklassik hingerotzter Schrammelrocker mit feinstem Knödelgesang und einer Portion Humor.
"Happy Alone" klingt wie in einer knappen halben Stunde eingespielt, ist in seiner Strokes´schen Einfachheit jedoch eine ganze Spur schmutziger und erdiger. Irgendwie hat man eh das Gefühl das sich die Könige mehr dem Hard Rock´n Blues von AC/DC oder ZZTop gewidmet haben als dem Sound ihrer Kollegen.
"Spiral Staircase" und
"Molly´s Chambers" hätten zwar auch in einer Jack White-Version auf einem White Stripes-Album Platz gefunden, bei denen würden diese Bastarde aber längst nicht so dreckig rocken wie bei den Kings.
"California Waiting" - der insgesamt wohl beste Song des Albums - erinnert bisweilen stark an die alte Rock´n Blues Legende
Buffalo Tom zu ihren besten Zeiten.
"Wasted Time" und
"Genius" sind ebenfalls herrlich schrullige Lieder, die frei dem Motto - je lauter, je besser - ordenlich auf die Zwölf geben. Was auch auffällt und zu begeistern weiss, die Kings wissen es gezielt "laut" zu machen ohne ihre Instrumente über die Massen krachen zu lassen. Keine unnötige Hektik, keine übermässigen Lärmorgien. Easy Listening für klassische Garagenrocker sozusagen.
Youth And Young Mahood ist derzeit neben Mars Voltas
De-Loused in... die beste mir bekannte Debutscheibe dieses Jahres. KAUFEN!!!
8,5/10
Guano Apes - Walking On A Thin Line
Ja, ich gebe es zu. Ich habe das Apes Debut
Proud Like A God im CD-Regal stehen. Und ja, ich habe auch auf Skifreizeit zum strunzblöden
"Lords Of The Boards" mit ordenlich Glühwein intus, die Birne geschüttelt. Einfach Freude gehabt, war ne schöne Zeit. Und aus eben jenen Nostalgiegründen leg ich nicht ungern 1-2 ma im Jahr die Scheibe noch einmal in den Player. 5 Jahre, und Zwischendrin der Zweitling, sind nun schon vergangen. Und was soll ich euch sagen ... die Apes gibts immer noch. Und nicht nur das. Während alles andere incl. man selbst, sich verändert, blieben die Apes mit ihrem Sound einfach im Jahre 98´ stecken, zur Zeiten des Debuts.
Bei einem Bekannten durfte ich nun ins neue Werk der Göttinger Crossovercombo reinhören, und wurde merkwürdigerweise NICHT enttäuscht.

Einen Haufen zerklüfteter und zielloser Crossover-Protzer nach immer dem gleichen Strickmuster mit ausnahmelos langweiligen, überflüssigen total nutzlosen Bidges und gesäuselten Zwischenspielen. Bemüht man sich auf diesem Album um künstlerische Seriösität und Anspruch krankt das ganze trotz allem an Dödel-Blödel-Kumba-Yo- Entgleisungen der vergangenen Jahre. Merkwürdige Parallelen zu den
Böhsen Onkelz machen sich breit, auch wenns da nun eher der Politische Aspekt war. Schwamm drüber, was bleibt ist
"Electric Nights" mit einem ganz nett nach vorne ballernden AC/DC-Gedächtnis-Riff und das eingängige (man muss halt nehmen was man kriegt)
"Scratch The Pitch" das zumindest für einige Zeit im Gedächtnis haften bleibt. YO!!!
2/10
Elbow - Cast Of Thousands
Auf ihrem Debüt
"Asleep In The Back" kam das Wort "Liebe" genau ein einziges Mal vor. Auf dem nun vorliegenden
"Cast Of Thousands" nimmt es Guy Garvey allein in einem Song gute 40 Mal in den Mund. Fazit: Das britische Quintett gibt sich heute weniger zurückhaltend.
Guy: "Die Songs haben genau die richtige Dosis Hoffnung, aber mit unserem typischen, verdrehten Unterton von düsterer Schicksalhaftigkeit." Gerade diese Mischung macht den Elbow-Sound so nett anzuhören. Gleich der Opener besticht durch seine dezenten Synthie-Akzente. Die ruhig dahinfliessende Melodie erinnert ein wenig an Blurs
"Out Of Time"-Single. Mag wohl daran liegen, dass Producer Ben Hillier auch am aktuellen Blur-Album mitgewirkt hatte. Während der Aufnahme von
"Ribcage" wurde an Guys Kehle ein Kontaktmikro befestigt. Ein netter Effekt, der die Vocals noch entrückter daherkommen lässt. Die Tendenz zur Melancholie scheint auch bei der ersten Single-Auskopplung
"Fallen Angel" das tragende Element zu sein, und beinahe träge schleppt sich
"Fugitive Motel" hinterher. In dem Track geht's um Fernbeziehungen, die alle Bandmitglieder in der vergangenen Zeit mehr oder weniger freiwillig führen mussten. Die Inspiration für den Song bekam Guy auf Tour während eines Motel-Aufenthalts in Texas. O-Ton:
"Das Motel lag gleich neben der Autobahn und hatte einen schmutzigen, kleinen Swimming-Pool. Genau die Sorte von Motel, bei der du einfach weisst, dass einige der Gäste Verbrecher sind." 
Der Track
"Snooks" ist ein Tribut an den blinden Blues-Sänger Snooks Eaglin aus New Orleans. Der absolut schräge Track wiegt sich im Ethno-Takt, um völlig aprupt geradezu kakaphonische Wendungen zu nehmen. Selbst beim wiederholten Anhören erschreckt man noch an denselben Stellen, so urplötzlich wird der Hörer von den Klängen überfallen. Jimi Hendrix lieferte die Idee zu
"I've Got Your Number", bei dem der Sound einer E-Gitarre derart verzerrt wurde, dass es sich wie der einer verstimmten Orgel anhört. Bei
"Buttons And Zips" dagegen versprühen Elbow zartes Folk-Flair, und
"Crawling With Idiot" ist ein schmusiger Steh-Blues. Es folgt das hymnenartige
"Grace Under Pressure", bei dem sogar ein Gospel-Chor zum Einsatz kommt. Zum Abschluss fahren Elbow bei
"Flying Demon" noch Kinderkarussell-Geträller!!! auf und hinterlassen so ein eigensinniges und wirklich schönes Britrock Album. Soundexperimente incl.
8/10