Wer zähmt den Dämon?
Amaion sah die Amazon lange an.
Dann wandte er sich Micaya zu.
__„Wer von denen hat mir überhaupt richtig zugehört?“ fragte er leise.
Die Assassin zog die Schultern hoch.
__„Du wirkst nicht wie ein alter, mächtiger Dämon. Um die Wahrheit zu sagen wirkst Du überhaupt nicht wie ein Dämon, nur wie ein Mensch mit einem ein bisschen merkwürdigen Sinn für Humor vielleicht...“
Ihr Blick fand Shar'Tels.
__„Und das genau ist, was er euch damit mitteilen wollte. Amaion wird aus eigenem Antrieb seine Macht nicht mehr einsetzen, er fühlt wie wir. Wie viel seiner Macht er noch besitzt, müsst ihr
ihn fragen.“
Morwen verzog genervt das Gesicht:
__„Also ich hätte auch nicht übel Lust Simon, für das was er getan hat, die Kehle aufzuschlitzen, aber dein ständiges Gelabere, Shar'Tel, geht mir auf den Geist!“
Micaya blickte sich nach Joreth um doch der Platz neben ihr war plötzlich leer.
__"Wo ist…?"
Amaion lachte:
__"Der sitzt da drüben und spielt mit Deinem Shadow und seinem Golem Skat. Ist ihm wahrscheinlich langweilig geworden, die Diskussion..."
Tscha schüttelte den Kopf.
__"So wie ich Deinen Bruder kenne, hat er nur festgestellt, dass wir vorerst schnell zu keinem Ergebnis kommen werden und hat keine Lust, sich über nichts aufzuregen."
Der Necromancer sah den Druiden irritiert an.
__"Du scheinst etwas mehr Zeit mit ihm verbracht zu haben."
Tscha lächelte hintergründig:    „Ich weiß viel über deinen Bruder, oh jaah, aber er weiß noch viel mehr über mich.“
__„Joreth hat wirklich Recht, die Diskussion bringt nichts! Wir wissen einfach zu wenig über Simon…und Yawgmoth“ warf Morwen ein.
__„Jemand müsste sich mit den Beiden befassen, Simon und Yawgmoth besser kennen lernen.“
Joreth versuchte, sein Grinsen hinter seinem Skatblatt zu verstecken. Das war genau der Punkt, an dem die Runde gestern schon einmal war.
Nach einiger Zeit des Schweigens warf Morwen etwas genervt in die Runde:
__„Wer übernimmt das und „kümmert“ sich um Simon? Ich nicht!“
__„Warum nicht? Du hättest sicherlich die besten Chancen.“
Amaion grinste sie spöttisch an. Doch Morwen verschränkte nur schnaubend die Arme vor der Brust.
__„Ich weiß, jetzt, gar nicht mehr warum ich ihn, nach dem was er getan hat, am leben gelassen habe und…mein Gott, was guckt ihr mich jetzt so komisch an? ...Ja, ja ich mach’s schon…aber ich habe euch gewarnt.“
Morwen sah Wütend aus, oder glitzerte da nicht auch etwas Angst in ihren Augen? Doch Tschas Blicke waren noch Wütender. Joreth sah das, und er kam aus seiner Ecke.
Schweigend packte er den größeren, massiver gebauten Mann an den Schultern und hinderte ihn am Aufstehen.
Seine Augen suchten Micaya.
__„Gewöhne Deinem Shadow das schummeln ab, keiner kann 3-mal hintereinander so eine Omma auf der Hand haben!“
_Kümmre Dich darum, pass auf, dass sie nicht kneift. Sagten seine Augen.
Micaya verzog das Gesicht.
__„Du weißt, dass sie auf niemanden hört...“
Sie setzt Stumm hinzu:
_Keine Sorge, ich passe auf sie auf. Es wird weder ihr etwas passieren, noch werde ich ihr erlauben, wegzulaufen...
Morwens Hände zitterten.
Hilfe suchend sah sie sich um.
__„Aber... Ich hab doch keine Ahnung, wie ich das angehen soll... Es sieht doch scheiße aus, wenn ich da jetzt rübermarschiere und mich neben ihn setze und ihr bleibt hier Sitzen wie die Wachhunde!“
Damit zog sie ihren Stuhl zu Recht und wollte sich wieder setzen.
Micaya lies das nicht zu.
Sie stand auf und legte einen Arm um die Jüngere.
__„Ich komme mit, und die drei Männer schicken wir auf einen kleinen Spaziergang. Dann kommen die uns schon nicht in die Quere...“
Sie sah Joreth an, der zog eine Augenbraue hoch und nickte.
Der Blick zu Amaion bedeutete
frag Deinen Bruder!
Amaion zog die Schultern hoch und begab sich in Richtung Tür, während Joreth Tscha am Arm packte und mit sich zog.
Der Druide sah zwar nicht gerade begeistert aus, folgte ihm aber widerstandslos.
Micaya zog Morwen an sich.
__„Mit den beiden Wachhunden wird er keinen Unfug anstellen...“
Dann dirigierte sie die jüngere in Richtung von Simons Tisch.
Morwen blieb einem Moment stehen und schloss die Augen, schluckte.
Dann setzte sie ein Lächeln auf und warf in einer eleganten Bewegung ihr langes pechschwarzes Haar zurück.
Sie setzte sich Simon gegenüber, Micaya nahm einen Stuhl daneben.
Die Ältere zog einen weiteren Stuhl zu Recht, legte die Füße hoch und zog Joreths lehmverschmiertes Buch aus der Tasche.
__„Ähm…Wie geht’s? ...willst du auch was trinken?“
Simon nickte, Morwen bestellte darauf hin beim Wirt zwei Gläser Rum die sofort gebracht wurden.
__„Wie lange hattest du vor hier, in der Taverne zu bleiben?“
Simon zuckte nur mit den Schultern:
__„Weiß nicht, wie lange willst du hier bleiben?“
Morwen warf Mic einen blick zu grinste und meinte:
__„Lasst euch nicht stören, ich hocke nur hier und lese...“
Als Mic Morwens entsetztes Gesicht sah ergänzte sie mit einem spöttischen Lächeln:
__„Ich höre weiterhin mit nem halbem Ohr zu, und wenn ich meine eingreifen zu müssen, bin ich da.“
Sekunden lang schwand Morwens aufgesetztes Lächeln und irgendwas zwischen Angst und Wut zeigte sich in ihrem Gesicht. Dann fasste sie sich, lächelte wieder und sagte etwas verlegen:
__„Mhm weiß nicht wie lange ich hier bleib, weiß ja nicht was die anderen vor haben“
Minuten lang saßen sich Simon und Morwen nun stumm gegenüber, nippten an ihren Getränken. Simon nutze die Gelegenheit um Morwen eingehend zu Mustern, ihm fiel auf, dass er sie sich bis jetzt noch nicht genau angeschaut hatte. Er versuchte ihr ins Gesicht zu blicken, doch sein Kopf ruckte zwischen durch immer wieder herunter und seine Augen blickten in eine andere Richtung. Simon lieferte sich einen Stummen Kampf mit Yawgmoth, der Morwen aber erst gar nicht auffiel.
__„Kommst du hier aus Ennor? Oder...?“
Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
__„Nein, ich komme aus Domdiara, doch seid, Yawgmoth…, bin ich ziemlich ziellos durchs Land gelaufen. Dabei habe ich bis jetzt nicht viele Freunde gefunden. Woher kommst du?“
Micaya konnte sehen, das sich die Atmosphäre entspannte.
Morwen saß weniger verkrampft da, und auf Simons Gesicht erschien ein echtes Lächeln, auch wenn er ab und zu mit einem leichten Ausdruck des Schmerzes den Kopf bewegte, um die verspannte Halsmuskulatur zu lockern.
Micaya schlug das Buch auf, suchte sich eine ihrer Lieblingsstellen und genoss die Beschreibung von Ijon Tichys Kampf mit sich selber.
Morwen wollte gerade anfangen, Gefallen an der Situation zu finden, da bemerkte Morwen, dass Simons, oder Yawgmoths, Blick nun nicht mehr auf ihr Gesicht gerichtet war.
__„Ich weiß ja nicht wie du das siehst aber ich unterhalte mich nicht gerne mit Leuten die ständig meine Brüste anstarren“
Morwens stimme klang Rasiermesserscharf, Simon riss seinen Kopf hoch...